Roland Jahn zu Gast in Schleusingen

„Der Wert der Freiheit“ - Antrieb für die friedliche Revolution und Mahnung für die Zukunft

Dr. Peter Wurschi, Isabel Richter (vhs Hildburghausen), Roland Jahn, Mark Hauptmann (MdB). (v.l.)

Auf Einladung des Südthüringer Bundestagsabgeordneten Mark Hauptmann (CDU) besuchte der Leiter der Stasiunterlagenbehörde, Roland Jahn, Südthüringen. Gemeinsam mit dem Thüringer Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Dr. Peter Wurschi, und 90 Interessierten sprach er in der Aula des Reha Stifts über den „Wert der Freiheit“, so der Titel der Veranstaltung, die von der vhs Hildburghausen durchgeführt wurde. Die Frage nach dem „Warum?“, das Erinnern und das Aufarbeiten von individuellen Biografien und der Heimat-Begriff bestimmten den Verlauf des Austauschs an diesem Abend.

Auch 30 Jahre nach der Wiedervereinigung ist das Thema Aufarbeitung der Vergangenheit und des Erlebten nach wie vor überaus aktuell, das wurde deutlich. Die Wortmeldungen der Gäste zeugten von persönlichen Erlebnissen, die bis heute nachwirken. Immer wieder wird an dem Abend deutlich, welch perfides System aus Drohungen und Angst die Stasi aufrechterhielt, um „Systemgegner“ mundtot zu machen.

Jahn betonte, niemand sei zum Staatsfeind geboren worden, vielmehr waren es die persönlichen Erfahrungen und Einschränkungen, die einen dazu werden ließen – so auch ihn. Der Beschluss seiner Studiengruppe, ihn zu exmatrikulieren, bewegt Jahn auch heute noch. Unter massivem Druck der Stasi haben seine Kommilitonen in einem scheindemokratischen Akt für seine Exmatrikulation gestimmt, 13:1 ging die Abstimmung damals aus. Zur Abstimmung kam es, weil Jahn zuvor die Abschiebung des Liedermachers Wolf Biermann kritisiert hatte – im Jahr 1983 ereilte ihn dann das gleiche Schicksal.

Dennoch geht es Jahn damals wie heute nicht um eine Abrechnung, sondern vielmehr um Aufklärung und das Erinnern. Gäste der Veranstaltung brachten auch einen weiteren Aspekt in die Diskussion ein: Wie kann man sich von nach 1990 vorgebrachten Anwürfen und Anschuldigungen, Teils des Systems gewesen zu sein, reinwaschen, wenn man sich nichts zu vorzuwerfen habe? Die Antwort darauf blieben die Podiumsgäste zumindest teilweise schuldig, denn Fakt ist auch: Viele Akten sind in den Wirren der Friedlichen Revolution verschwunden oder vernichtet worden – auch heute noch arbeitet die Behörde daran, Akten zu rekonstruieren. Insofern können auch wiederholte Anfragen nach mehreren Jahren immer noch sinnvoll sein, erläutert Jahn.

Mark Hauptmann schlug indes auch einen Bogen zum aktuellen Tagesgeschehen: „Bilder aus Hongkong und Belarus machen uns deutlich, dass die Freiheit, in der wir heute durch den mutigen Einsatz der ehemaligen DDR-Bürger leben können, längst nicht selbstverständlich ist. Andere Völker kämpfen noch darum und verdienen Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft!“. +++