Röttgen: Truppenabzug schadet vor allem den USA selbst

Ex-Truppenkommandeur kritisiert Teilabzug von US-Soldaten

CDU-Politiker Norbert Röttgen ist überzeugt davon, dass ein Abzug von US-Truppen aus Deutschland vor allem die USA selbst schwäche. Nur ein kleiner Teil der US-Soldaten habe die Funktion, zur Sicherheit Deutschlands beizutragen, sagte Röttgen der „Passauer Neuen Presse“. „Der sehr viel größere Teil ist aus logistischen Gründen hier stationiert und wird von Deutschland aus in amerikanische Auslandseinsätze entsandt. Ein Abzug würde daher vor allem eine wesentliche Schwächung von US-Interessen bedeuten“, sagte der CDU-Politiker.

US-Präsident Donald Trump habe den Zeitpunkt für den Truppenabzug „bewusst jetzt gewählt“, so Röttgen. Mit Blick auf Probleme im Inland wie die Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt hoffe Trump, damit innenpolitisch zu punkten. Dem Ziel seiner Wiederwahl als Präsident ordne Trump alles andere unter. „Wir müssen uns klarmachen und uns darauf einstellen, dass Trump nun bis November Wahlkampf führt.“ Ungeachtet vieler Schwierigkeiten, die das transatlantische Verhältnis derzeit „ganz erheblich“ belasteten, müsse man sich jedoch davor hüten, Trump und die aktuelle Administration mit dem transatlantischen Verhältnis gleichzusetzen, sagte der Kandidat für den CDU-Vorsitz. „Unsere Beziehungen zu den USA sind historisch gewachsen und breit. Sie bleiben bei allen Schwierigkeiten, die wir zurzeit durchleben, wünschenswert und unersetzlich.“

Ex-Truppenkommandeur kritisiert Teilabzug von US-Soldaten

Der von US-Präsident Donald Trump angekündigte Teilabzug der US-Truppen aus Deutschland stößt bei hochrangigen Militärexperten in den Vereinigten Staaten auf scharfe Kritik. „Das ist, als wenn man einen Arm amputiert“, sagte Ben Hodges, früherer Kommandeur der US-Truppen in Europa, dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Das schade den USA nur selber, fügte er hinzu. Der pensionierte Dreisternegeneral kritisierte, die Entscheidung sei offenbar rein politisch und mit Blick auf die innenpolitische „America first“-Agenda von Trump motiviert. Dahinter stecke „null“ militärische Strategie: „Keine strategische Analyse wird zu dem Ergebnis kommen, dass die USA besser dastehen, wenn sie ihre Präsenz in Deutschland reduzieren.“ Hodges wies darauf hin, dass die Truppenstärke in den vergangenen Jahren ohnehin schon stark reduziert worden sei. Die verbliebenen etwa 34.500 US-Soldaten dienten nicht in erster Linie dem Schutz Deutschlands, sondern seien erforder lich, „um amerikanische Einheiten etwa auf dem Weg nach Afrika oder in den Mittleren Osten zu unterstützen“. Hodges kritisierte auch, dass das Vorhaben weder mit dem US-Kongress, noch der NATO oder der Bundesregierung abgestimmt worden sei: „Es war auch eine totale Überraschung für die US-Soldaten in Deutschland.“ Der Umzug von tausenden Familien in kürzester Zeit stelle das Militär logistisch vor „enorme Herausforderungen“, sagte der Ex-Truppenkommandeur, der inzwischen bei der Washingtoner Denkfabrik Center for European Policy Analysis (CEPA) arbeitet: „Abstrakt mag das gehen. Aber es wird nicht schön anzuschauen sein.“ Als treibende Kraft hinter dem Truppenabzug vermutet Hodges den bisherigen US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell. Der Trump-Vertraute habe „schon immer davon gesprochen, dass man Druck auf Deutschland ausüben muss“. Entweder wisse Grenell nicht, weshalb die USA Truppen in Deutschland hätten – „oder er versteht es nicht oder es interessiert ihn einfach nicht“. Jedenfalls gehe das Kalkül, auf diese Weise Deutschland zu höheren Verteidigungsausgaben drängen zu wollen, komplett in die Irre: „Niemand versteht das als Strafe“, sagte Hodges: „Ich schätze, die Hälfte der Deutschen würde gerne Good-bye sagen.“ +++