Radfahrer in Hessen mehrheitlich zufrieden

Erster hessischer Fahrrad-Monitor

Mit dem „Fahrrad-Monitor Hessen 2019“ liegt erstmals eine regionale und repräsentative Umfrage zum Thema Fahrradfahren in Hessen vor. Die Untersuchung nimmt neben dem Blick auf die drei Regierungsbezirke Kassel, Gießen und Darmstadt auch die fünf kreisfreien Städte Frankfurt, Darmstadt, Kassel, Wiesbaden und Offenbach genauer unter die Lupe. „Für eine erfolgreiche Verkehrswende brauchen wir gute Bedingungen fürs Fahrradfahren. Dies kann nur vor Ort gelingen. Darum geben wir den Städten und Gemeinden nicht nur mehr Geld für Planung und Bau von Radwegen und Abstellanlagen, sondern unterstützen sie auch mit Planungshilfen. Der Fahrrad-Monitor gehört ebenfalls zum Paket dazu: Die regionalen Auswertungen werden wir den Regionen und Städten kostenlos zur Verfügung stellen“, sagte Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir heute in Wiesbaden. Der „Fahrrad-Monitor“ wird alle zwei Jahre vom Bundesverkehrsministerium beauftragt, enthält aber keine nach Ländern aufgeschlüsselten Daten. Das hessische Verkehrsministerium hat diese erstmals zusätzlich beauftragt.

Mehr als jeder Dritte in Hessen fährt regelmäßig Fahrrad

„Die Ergebnisse der Untersuchung sind erfreulich: Radfahren in Hessen ist beliebt und die Radlerinnen und Radler fühlen sich mehrheitlich sicher“, sagte Al-Wazir. Mehr als die Hälfte der Befragten (52 Prozent) geben an, dass ihnen Radfahren in der Gemeinde oder der Stadt Spaß macht. Damit liegt Hessen über dem gesamtdeutschen Schnitt (49 Prozent). Drei Viertel der Hessinnen und Hessen leben in einem Haushalt mit einem Fahrrad (77 Prozent). 80 Prozent der Befragten aus Hessen fahren Fahrrad oder Pedelec, 39 Prozent nutzen das Fahrrad regelmäßig – also täglich oder mehrmals in der Woche. Allerdings gibt es Unterschiede zwischen Stadt und Land: In den Städten radeln 42 Prozent und in ländlichen Regionen 30 Prozent.

Bei der Frage, welches Verkehrsmittel am liebsten genutzt wird, liegen Pedelec (75 Prozent) und Auto (76 Prozent) nahezu gleichauf. Das Fahrrad wird zwar auch sehr gerne als Verkehrsmittel genutzt (64 Prozent), noch etwas lieber aber als Freizeitbeschäftigung (75 Prozent). Damit liegt Hessen im allgemeinen Bundestrend: In ganz Deutschland haben 65 Prozent angegeben, das Fahrrad gern als Verkehrsmittel zu nutzen. 2010 waren dies noch 55 Prozent. Die drei wichtigsten Gründe fürs Fahrradfahren als Verkehrsmittel sind bei den befragten Hessinnen und Hessen Umwelt (51 Prozent), Gesundheit (45 Prozent) und Kosten (44 Prozent).

„Wir wollten nicht nur wissen, warum und wie viele Hessinnen und Hessen mit dem Rad unterwegs sind, sondern auch, warum das Rad zu Hause stehen bleibt. Diese Erkenntnisse sind auch für die Planerinnen und Planer in den Städten und Gemeinden sehr wichtig. Sie können daraus Rückschlüsse ziehen für ihr Radwegenetz“, so Al-Wazir. So gibt es etwa deutliche regionale Unterschiede bei der Frage, ob das Fahrrad zukünftig häufiger genutzt wird: Dies wird im Regierungsbezirk Kassel häufiger (48 Prozent) als im Regierungsbezirk Darmstadt (32 Prozent) mit Ja beantwortet. Im Regierungsbezirk Gießen wird das Fahrrad häufiger zum Einkaufen genutzt als in den anderen Regionen in Hessen.

Großes Interesse an Radschnellwegen

Jede und jeder Fünfte in Hessen nutzt das Fahrrad für den Weg zur Arbeits- oder Ausbildungsstätte, wobei davon ein knappes Drittel dies in Kombination mit dem ÖPNV tut. Damit wird in Hessen das Fahrrad zwar deutlich weniger für den Arbeitsweg genutzt als im Bundesdurchschnitt, aber deutlich mehr zwischen Fahrrad und ÖPNV kombiniert. „Hier müssen wir besser werden: Gerade in den Städten sehe ich Potenzial. Mehr Radlerinnen und Radler entlasten den Autoverkehr in Spitzenzeiten und sorgen für bessere Luft in den Städten“, sagte Al-Wazir. „Umso mehr freue ich mich über die Ergebnisse zu Radschnellverbindungen, denn diese werden grundsätzlich sehr positiv bewertet.“ 31 Prozent der bisher noch nicht Pendelnden in Hessen würden das Fahrrad nutzen, wenn es Radschnellverbindungen auf ihrem Weg zur Arbeit oder Ausbildungsstätte geben würde. 76 Prozent der bereits Pendelnden würden das Rad dann noch häufiger als bisher nutzen. „Bei der Verbindung zwischen Darmstadt und Frankfurt hat der Bau begonnen, zwischen Kassel und Vellmar wird konkret geplant und für etliche andere Projekte werden Machbarkeitsstudien erstellt. Wir sind hier auf dem richtigen Weg“, so der Minister.

Die Befragten wurden auch nach den Wünschen zur Radwegeinfrastruktur gefragt: „Gut ist, dass etwa die Hälfte der Befragten mit den Radwegen zufrieden sind. Trotzdem nehmen wir die dringlichsten Forderungen ernst, um den Radverkehr sicherer zu machen. Dazu gehören mehr Radwege und Radfahrstreifen“, sagte Al-Wazir. „Hier ist in den vergangenen Jahrzehnten sehr viel liegen geblieben oder es wurde sich nur auf den Autoverkehr konzentriert. Es gibt einen großen Handlungsbedarf, den wir 2016 mit dem Radwegeprogramm an den Landesstraßen als Teil der Sanierungsoffensive und den Förderprogrammen für Projekte der Kommunen endlich angegangen sind.“ Al-Wazir wies zudem darauf hin, dass ein flächendeckendes Radnetz nur gemeinsam mit den Kommunen erreicht werden kann: „Wir haben deshalb die Mittel insgesamt erhöht, um Kommunen beim Radwegebau zu unterstützen, 2019 standen rund 13,5 Millionen Euro für den kommunalen Rad- und Fußwegebau zur Verfügung. ‎ Von 2020 an ist eine weitere Erhöhung um zehn Millionen Euro pro Jahr zur Verbesserung der Nahmobilität in den Kommunen vorgesehen.“ +++