Polizeipräsident Voß: „Gesamtunfallzahlen seit 2014 erstmals wieder rückläufig!“

Einsatz von moderner Technik zur Geschwindigkeitsüberwachung

Bei der Vorstellung der Statistik im PPOH. Fotos: Stefan Weber

Mit einer Zahl von 11.213 Gesamtverkehrsunfällen sind die Fallzahlen in Osthessen erstmals seit dem Jahr 2014 wieder rückläufig. Damit konnte der Negativtrend der letzten Jahre, der im Vorjahr mit 11.899 seinen bisherigen Höchststand erreicht hatte, beendet und die Zahl der Gesamtunfälle um 686 verringert werden. Die von der Polizei Osthessen aufgenommenen Verkehrsunfälle stellen einen Anteil von 7,6 % der Landeszahlen (146.941) dar.

Auch die Anzahl der Unfälle, bei denen mindestens eine Person getötet wurde, sank im Jahr 2018 erfreulicherweise von 26 auf 23. Leider stieg die Zahl der Getöteten um eine Person auf 27 an. Die Zahl der Schwerverletzten wuchs um 66 auf 578 Personen an, verbleibt damit aber noch unter dem Niveau von 2016 (599 Personen). „Verkehrsunfälle, bei denen Menschen verletzt oder gar zu Tode kommen, führen neben der akuten oft schrecklichen Situation nicht selten zu Spätfolgen oder bleibenden traumatischen Störungen“, gab Polizeipräsident Günther Voß zu bedenken. Mit Verkehrskontrollen und Unfallbekämpfungskonzepten arbeiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Polizeipräsidiums Osthessen tagtäglich daran Unfallursachen zu bekämpfen und Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer im Hinblick auf Gefahren im Straßenverkehr aufzuklären. „Dabei sind die Analyse der Ursachen von Verkehrsunfällen, Verkehrskontrollen aber vor allem auch zielgruppenorientierte Präventionsmaßnahmen gleichermaßen von Bedeutung“, so der Polizeipräsident.

Die demografische Entwicklung zeigt, dass gerade der Anteil von Menschen an der Gesamtbevölkerung in Osthessen im Alter von 65 Jahren und darüber ständig steigt. Inzwischen gehört  annähernd jeder vierte Mensch dieser Altersgruppe an. Ältere Menschen bleiben länger fit und mobil, viele nehmen selbst im hohen Alter noch aktiv am Straßenverkehr teil. Entsprechend ist Zahl der Unfälle unter Beteiligung der Generation 65+ in den vergangenen Jahren kontinuierlich angestiegen. Wurden im Jahr 2014 noch 1.705 Unfälle registriert, waren es im Jahr 2017 bereits 1.950. Dies entspricht einem Anstieg um 12,6 %. Der Bevölkerungsanteil dieser Altersgruppe ist hingegen im gleichen Zeitraum nur um 0,7 % angestiegen.

Mit der Kampagne „SENIOREN SIND AUF ZACK“ hat sich das Polizeipräsidium Osthessen im vergangenen Jahr auch auf dem Themenschwerpunkt Verkehrsprävention für die „Generation 65+“ gewidmet. Beginnend im Mai 2018 wurde zielgruppengerecht bei sechs Großveranstaltungen in Fulda, Hünfeld, Alsfeld, Bad Hersfeld, Rotenburg und Lauterbach zu Themen der Kriminal- und Verkehrsprävention informiert und sensibilisiert. „Ziel unserer Kampagne ist es, Straftaten und Verkehrsunfälle zu reduzieren“, so der Polizeipräsident, der ergänzt: „Wir wollen insbesondere älteren Menschen Tipps und Ratschläge geben, wie sie auch noch im hohen Alter bei größtmöglicher Verkehrssicherheit verantwortungsvoll mobil und unabhängig sein können“. Mit Erfolg: Die Zahl der Verkehrsunfälle ist im Jahr 2018 mit 1.940 erstmals seit Jahren wieder rückläufig.

Unfälle wegen nicht angepasster Geschwindigkeit auf niedrigstem Stand seit 2014: Auch weniger getötete und verletzte Personen

Im Vergleich zum Vorjahr haben sich deutlich weniger Unfälle aufgrund von nicht angepasster Geschwindigkeit ereignet. Die Gesamtzahl von 853 Unfällen im Jahr 2018 bedeutet nicht nur einen Rückgang um 239 Fälle, sondern auch den tiefsten Stand an Fallzahlen seit 2014 in Osthessen. Dennoch bleibt überhöhte Geschwindigkeit auch im Jahr 2018 die Hauptursache bei Verkehrsunfällen mit getöteten oder schwerverletzten Personen. Fast jeder 13. Unfall (7,6 %) ist auf zu schnelles Fahren zurückzuführen. Sogar jeder vierte Verkehrsunfall mit Toten, Leicht- oder Schwerverletzten wurde auf Grund nicht angepasster Geschwindigkeit oder in Kombination mit anderen Ursachen verursacht. Sechs Menschen verloren im Jahr 2018 durch zu schnelles Fahren ihr Leben. Dies sind zwei Tote weniger als noch im Vorjahr. Auch der Anteil an Verunglückten war rückläufig. So ging die Zahl der Schwerverletzten von 166 auf 143 zurück. Bei den Leichtverletzen konnte sogar ein Rückgang von 367 auf 320 Menschen verzeichnet werden.

Einsatz von moderner Technik zur Geschwindigkeitsüberwachung

Trotz der rückläufigen Fallzahlen ist keineswegs Entwarnung zu geben. Je höher die Geschwindigkeit, desto wahrscheinlicher ist der Eintritt einer schweren Unfallfolge. Folglich ist der Bereich der Geschwindigkeitsüberwachung auch weiterhin ein Schwerpunkt der polizeilichen Maßnahmen zur Senkung der Unfallzahlen in Osthessen. Dabei setzt die Hessische Landesregierung bei der Ausstattung der hessischen Polizei verstärkt auf moderne und intelligente Technik. Mit dem Geschwindigkeitsmessanhänger – dem sogenannten Enforcement Trailer – verfügt das Polizeipräsidium Osthessen bereits seit März 2017 über eine mobile Geschwindigkeitsmessanlage, die auf einem Pkw-Anhänger installiert und wie eine stationäre Messeinrichtung betrieben wird. Darüber hinaus steht dem Polizeipräsidium Osthessen zur Geschwindigkeitsüberwachung in der Hauptsache von motorisierten Zweirädern seit Juli 2018 eine Motorrad-Videostreife, die sogenannte „Videostreife-Krad“, zur Verfügung. Die Motorräder sind mit moderner Mess- und Aufnahmetechnik ausgestattet. Der Einsatz dieser Motorräder dient der Überwachung und Dokumentation gefährlicher Fahrmanöver sowie Geschwindigkeitsüberschreitungen. Zudem sind seit Januar 2019 im Bereich des Polizeipräsidiums Osthessen sechs sogenannte Videostreifen – mit spezieller Videotechnik ausgestattete Streifenwagen – auf den Autobahnen unterwegs, die neben der Ahndung von Rettungsgassenverstößen auch für die Überwachung sonstiger gefährlicher Fahrverhalten von Verkehrsteilnehmern eingesetzt werden.

Einfluss von Alkohol und/oder anderen berauschenden Mitteln im Straßenverkehr nimmt zu

„Wer sich berauscht ans Steuer setzt, gefährdet nicht nur sich selbst, sondern vor allem seine Mitmenschen“, erklärt Polizeipräsident Günther Voß. Die Zahl der Verkehrsunfälle unter dem Einfluss von Alkohol und/oder anderen berauschenden Mitteln betrug im Jahr 2018 insgesamt 254. Das sind neun Verkehrsunfälle mehr als im Vorjahr. Mehr als jeder dritte dieser Unfälle (94) hatte einen Personenschaden zur Folge. Drei Menschen kamen dabei sogar ums Leben (2017: keine Person). Auch die Anzahl der Schwerverletzten stieg um sieben auf 45 Personen an. Bei den Leichtverletzten konnte hingegen ein Rückgang um zwei auf 78 Personen verzeichnet werden. Immer wieder fallen den Polizistinnen und Polizisten Fahrerinnen und Fahrer auf, die unter Alkohol und/oder Drogeneinfluss mit Kraftfahrzeugen unterwegs sind. Neben den 254 Unfällen mit der Unfallursache Einfluss von Alkohol und/oder Drogen wurden allein im Jahr 2018 795 Fälle sogenannter folgenlosen Trunkenheitsfahrten registriert.

Rückgang bei Verkehrsunfallfluchten

Die Anzahl der Verkehrsunfälle, bei denen sich mindestens ein Unfallbeteiligter unerlaubt vom Unfallort entfernte, sank im Jahr 2018 von 2.465 auf 2.295 Fälle. Der Anteil am Gesamtunfallgeschehen beträgt 20,5 %. In 108 Fällen wurde mindestens eine Person verletzt. Das sind elf Menschen weniger als noch im Vorjahr. Die Aufklärungsquote liegt bei 40,0 %. Neben der guten Ermittlungsarbeit der Polizei, leisten hier vor allem aufmerksame Zeuginnen und Zeugen einen wichtigen Beitrag zur Ermittlung von Unfallflüchtigen. Statistisch gesehen muss fast jeder zweite unfallflüchtige Fahrer damit rechnen, dass er zur Verantwortung gezogen wird. Neben der Schadensregulierung erwartet die Täter ein Strafverfahren und damit zum Teil empfindliche Geld- oder Freiheitsstrafen sowie Führerscheinentzug.

Wildunfälle erstmals seit 2014 wieder rückläufig

Die Anzahl der Wildunfälle in Osthessen sank im Jahr 2018 nach dem Höchststand im Vorjahr um 218 auf 2.887, was einem Rückgang von rund sieben Prozentpunkten entspricht. Danach war jeder vierte Verkehrsunfall ein Wildunfall. Glücklicherweise kommen bei derartigen Unfällen nur sehr selten Menschen zu Schaden, insgesamt waren es zwei Schwerverletzte und 26 Leichtverletzte. In 97% der Fälle blieb es bei Sachschaden. +++

Video / Henrik Schmitt

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