Polizei bezeichnet Würzburg-Attentat als „völlig neue Dimension“

Kommunen wollen stärkere Polizeipräsenz

Polizei

Würzburg. Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) sieht die Sicherheitsbehörden in Deutschland für Terrorattacken wie in Würzburg nicht gewappnet. „Was wir jetzt in Würzburg erlebt haben, ist für Deutschland eine völlig neue Dimension“, sagt BDK-Vizechef Ulf Küch dem „Handelsblatt“. Gegen solche Einzeltäter seien die Sicherheitsbehörden „relativ machtlos“. „Wir können nicht in die Köpfe solcher Leute hineinschauen.“ Kritisch sieht Küch, dass mit dem Flüchtlingsstrom viele Personen unregistriert ins Land gelangt seien. „Da sind mit Sicherheit etliche labile Gestalten dabei, die sich aus einer Endzeitstimmung heraus zu solchen Terrorattacken hinreißena lassen.“ Küch plädiert daher dafür, verstärkt auf Prävention zu setzen. „Flüchtlinge brauchen eine sinnvolle Beschäftigung, damit sie nicht erst auf den Gedanken kommen, in den kriminellen Bereich abzurutschen. Wir müssen uns besser und intensiver um diese Leute kümmern.“ Die Forderung nach dem Einsatz von „Train Marshals“ – analog zu den „Sky Marshals“ für die Sicherheit in Flugzeugen – wies der Polizeigewerkschafter als nicht umsetzbar zurück. „Je nach Zug müssten zwei bis drei Marshals eingesetzt werden. Dafür haben wir das Personal nicht, und auch finanziell ist das nicht zu leisten“, sagte Küch.

Kommunen wollen stärkere Polizeipräsenz

Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, Gerd Landsberg, hat sich nach der Axt-Attacke in einem Regionalzug bei Würzburg für eine stärkere Polizeipräsenz in der Öffentlichkeit ausgesprochen: „Der Staat muss seine Handlungsfähigkeit zeigen, die Bürgerinnen und Bürger besser schützen und die Sicherheitsstrukturen stärken. Dazu gehört aus Sicht des Deutschen Städte- und Gemeindebundes auch mehr sichtbare Polizeipräsenz in der Öffentlichkeit“, sagte Landsberg dem „Handelsblatt“. „Den Schutzmann an der Ecke und den Streife gehenden Polizisten gibt es nur noch selten“, kritisierte Landsberg. Wer aber der Verunsicherung in der Bevölkerung durch mehr Sicherheit begegne, leiste damit einen „unverzichtbaren Beitrag gegen Radikalisierungstendenzen“. Damit die Polizei die wachsende Zahl an Aufgaben angemessen wahrnehmen kann, bedarf es aus Sicht Landsbergs einer „Entlastung der Polizei von bürokratischen Aufgaben und einer größeren Konzentration auf Strafverfolgung und Straftatenverhinderung“. Die Forderung nach dem Einsatz von „Train Marshals“ – analog zu den „Sky Marshals“ für die Sicherheit in Flugzeugen – wies Landsberg zurück. „Eine Ausstattung jedes Zuges, eines jeden Busses und jeder Bahn mit zusätzlichem Sicherheitspersonal ist unrealistisch – dies lässt sich weder finanziell noch personell umsetzen“, sagte der Städtebund-Geschäftsführer. Landsberg plädierte stattdessen dafür, den Fokus verstärkt auf präventive Maßnahmen zu legen, sowohl im Sicherheits- als auch im sozialen Bereich. „Je mehr Menschen das Gefühl haben, nicht Teil dieser Gesellschaft zu sein, desto höher des Risiko von Radikalisierungen“, sagte Landsberg. „Eine aufmerksame Öffentlichkeit kann ebenfalls einen Beitrag bei der Verhinderung oder Begrenzung von Straftaten sein.“ Eine hundertprozentige Sicherheit gebe es aber nicht. „Das gilt für jede Großveranstaltung genauso wie auch für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel.“ +++ fuldainfo