Plädoyer „Für ein Europa der Zukunft“

Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen und Meinungsaustausch genutzt

Dr. Johannes Hunold (Freundeskreis Fulda-Arles), Französische Generalkonsulin Pascale Trimbach, Dr. Michael Imhof ( Zukunft Bildung Region Fulda e.V.), Francoise Gräf ( Freundeskreis Fulda-Arles),Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld, Claudia Hümmler-Hille (Zukunft Bildung Region Fulda e.V.) (v.l.) Foto: Privat

Wen konnte man als authentische Referentin für die französische Sichtweise zum Thema „Für ein Europa der Zukunft“ besser gewinnen als die Französische Generalkonsulin in Frankfurt, Pascale Trimbach, die zweithöchste Repräsentantin Frankreichs in Deutschland. Im vollen Rokokosaal des Palais’ Altenstein begrüßten Dr. Michael Imhof in seiner Doppelrolle für die Veranstalter, den „Freundeskreis Fulda-Arles“ und den Bildungsverein „Zukunft Bildung Region Fulda“, Vertreter aus Wirtschaft und Politik, Schule und Wissenschaft sowie aus der Zivilgesellschaft,.

In seiner Eröffnung nahm Imhof Bezug auf die jüngste Umfrage des Bankenverbandes, die einen positiven europäischen Grundtenor in der deutschen Bevölkerung zum Ergebnis hat. Demnach halten zwei Drittel der Befragten von der Europäischen Union“ „viel“ bis „sehr viel“ und schätzen den Nutzen der Mitgliedschaft in der EU mehrheitlich für vorteilhaft ein. Auch erteilt die Mehrheit der Deutschen einer Renationalisierung eine klare Absage.

Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld verortete in seinem Grußwort die Veranstaltung in die europäische Dimension der Fuldaer Geschichte und ermutigte zugleich zu den kleinen Schritten der Begegnung über schulischen und beruflichen Austausch und den Erwerb der französischen Sprache.

Temperamentvoll und in fließendem Deutsch plädierte Generalkonsulin Trimbach angesichts der globalen Herausforderungen für „ein Umdenken und eine Neubegründung der EU“. Sie bezog sich dabei auf Präsident Macrons programmatische Reden in der Pariser Universität Sorbonne im vergangenen September, sowie vor dem Europaparlament und anlässlich der Verleihung des Karlspreises in Aachen in diesem Frühjahr. Frau Trimbach führte im Sinne des Staatspräsidenten aus, dass im Zentrum der politischen Bemühungen die Neubesinnung und Festigung der europäischen Souveränität stehen müsse.

Dabei gehe es um die Bereiche Migration, Zusammenarbeit mit Afrika und die Mittelmeeranrainer, Wirtschaft und Handel, Verteidigung, Innovationspolitik und Digitalisierung sowie die Klimapolitik. Bei allen Herausforderungen stehe als oberste Priorität die langfristige Stabilisierung und Wettbewerbsfähigkeit der EU, so die Generalkonsulin.

Um die Gesellschaften in den europäischen Staaten von diesen Notwendigkeiten zu überzeugen und in den Prozess einzubeziehen, seien die Prinzipien Transparenz, Gerechtigkeit, Gegenseitigkeit sowie Kontrolle und Umsetzung zu beachten. Diese Prozesse brauchten Zeit und Entschiedenheit zugleich. Pascale Trimbach erinnerte an die Aktualität von Konrad Adenauers Worten vor 60 Jahren: „Die Einheit Europas war ein Traum von wenigen. Sie wurde eine Hoffnung für viele. Sie ist heute eine Notwendigkeit für uns alle“. Dabei sei die Rolle und das Engagement des deutsch-französischen Tandems für die europäische Zukunft entscheidend.

Ehrgeizige Pläne formulierte Trimbach für Bildung und die Berufsmöglichkeiten der Jugend. Alleine 24 europäische Universitäten mit Mehrsprachigkeit sollten Mobilität, Weltoffenheit und Integration in Europa befördern. Mangelnde Sprachfähigkeit seien allzu oft ein Mobilitätshindernis, das durch intensive Sprachförderung aufgehoben werden müsse, sagte sie mit Blick auf die Bildungseinrichtungen in Deutschland und Frankreich.

Um die europäischen Bürger in diese Entwicklungen einzubeziehen, stellte die Referentin abschließend Präsident Macrons Idee der europäischen Bürgerkonsultationen vor. Darin sollen möglichst viele Bürger zu ihren Erwartungen, Vorschlägen, aber auch Ängsten und Unzufriedenheit in Bezug auf Europa befragt werden, um Empfehlungen und Schlussfolgerungen für die politischen Entscheider und Verantwortlichen zu entwickeln.

Mit diesen „Hausaufgaben“ und dem gemeinsamen Singen der europäischen Nationalhymne, Friedrich Schillers „Ode an die Freude“, endete der offizielle Teil der Veranstaltung. Beim anschließenden Empfang im Partnerschaftssaal des Stadtschlosses nutzten viele die Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen und Meinungsaustausch, auch mit Generalkonsulin Trimbach und Oberbürgermeister Dr. Wingenfeld. Es sollte nicht der letzte Besuch von Pascale Trimbach in Fulda gewesen sein. +++ pm