Patty und Yao aus Thailand gehören zum Pflege-Team der Helios St. Elisabeth Klinik

Zwei starke Frauen, die ihre Heimat hinter sich ließen

Patty (links) und Yao (rechts) mit ihrer Praxisanleiterin Sabrina Junker (Bildmitte). Foto: Helios

Sie sind erst seit wenigen Monaten in Deutschland – werden uns mit Blick auf die Fachkräftesicherung aber einen großen Dienst erweisen. Die 26-jährige Patty und die 10 Jahre ältere Yao aus Thailand gehören seit Mitte Februar dieses Jahres zum Pflege-Team der Helios „St. Elisabeth“ Klinik Hünfeld. Im Folgenden berichten die beiden Frauen, die in ihrer Heimat den Bachelor-Abschluss „Nursing Science and Midwifery“ erworben und in dem Beruf der Krankenschwester gearbeitet haben, aus welchen Beweggründen sie ihre Heimat verlassen haben und wie es ihnen seitdem in Deutschland ergangen ist.

Patty und Yao haben sich vergangenes Jahr für einen großen Schritt entschieden. Und beide hatten mit ihm anfangs erst etwas zu kämpfen. „Mein Vater wollte nicht, dass ich so weit weggehe“, sagt die 26-jährige Patty. Sie selbst hatte kein Problem damit, Thailand zu verlassen, sagt sie. „Ich musste nicht lange überlegen.“ Anders ist es Yao ergangen. „Für mich war es sehr schwer“, sagt sie. „Ich hatte große Angst und musste lange überlegen.“ Vor der Abreise aus Thailand hat Yao noch einmal viel gearbeitet, wie sie sagt. „Damit ich genug Geld habe.“ Patty hingegen hat extrem viel Zeit mit ihrer Familie und ihren Freunden verbracht. „Außerdem habe ich mir auf Youtube Videos über die deutsche Kultur angesehen.“

Die beiden Frauen haben ihre Heimat Thailand verlassen, um in Deutschland zu arbeiten und ein neues Leben zu beginnen. Seit Mitte Februar sind sie Teil des Pflegeteams der Helios St. Elisabeth Klinik in Hünfeld. Patty heißt mit bürgerlichem Namen eigentlich „Phatraporn Poromsai“, Yaos vollständiger Name ist „Yaowapa Matsombat“. In Thailand habe jeder einen Spitznamen und werde so genannt, sagen beide. Häufig, weil der bürgerliche Name recht lang sei. Den Weg nach Deutschland haben sich die Frauen mit Unterstützung der Agentur CareVisionCompany (CVC) gebahnt. Der Unternehmenssitz des internationalen Personaldienstleisters ist im hessischen Bad Vilbel. Die Agentur vermittelt ausländische Pflegekräfte aus Ländern wie Marokko, Algerien, Tunesien und Thailand an renommierte Pflegeheime und Krankenhäuser in Deutschland. Denn hier werden sie dringend gebraucht. Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln erwartete 2018, dass die Zahl der Pflegekräfte um 44 Prozent steigen muss, um den wachsenden Bedarf ab 2035 zu decken. Daher ist es auch ein gezieltes Projekt der Helios St. Elisabeth Klinik, mehr Pflegekräfte für unsere Region zu gewinnen.

Das erste Mal hat unsere Klinik am 15. Juni 2022 Kontakt zu CVC aufgenommen. Zu dieser Zeit haben Patty und Yao noch in Bangkok als Krankenschwestern gearbeitet. Die Arbeitsbedingungen dort sind ein Grund gewesen, aus dem sie ihre Heimat verlassen haben. „In Deutschland ist die Work-Life-Balance besser“, sagt Patty. In ihrem öffentlichen Krankenhaus habe sie einen 40-Stunden-Vertrag gehabt. „In der Regel habe ich aber 45 Stunden in der Woche gearbeitet, ohne mehr zu verdienen.“ Monatlich hätten beide umgerechnet zwischen 670 und 850 Euro verdient. Das ist auch bei den im Vergleich zu Deutschland niedrigen thailändischen Lebenshaltungskosten nicht viel. Außerdem hätten sie nur wenige freie Tage gehabt. „Wir hatten acht bis 13 Urlaubstage im Jahr“, sagt Yao. „Und die konnten wir nur häppchenweise nehmen.“ Der Entscheidung, auszuwandern, ist dennoch zumindest Yao nicht leichtgefallen. „Ich habe eine Großmutter, an der ich sehr hänge“, sagt sie. „Die ist nun Tausende Kilometer von mir entfernt.“ Außerdem habe sie Angst vor der neuen Sprache und dem anderen Wetter gehabt. Umso wichtiger, dass sie sich hinsichtlich aller Ausreiseformalitäten und vielem mehr auf CVC verlassen konnte. Die Agentur leistet für Fachkräfte, die nach Deutschland kommen, vieles kostenfrei. Unter anderem Sprachkurse, die Übersetzung und Beglaubigung aller Dokumente, Visum und Flug. Zudem hat sie sich um eine Wohnung für Patty und Yao und deren Einrichtung gekümmert. Nun leben die beiden Frauen aus Thailand, die sich erst in Deutschland kennengelernt haben, gemeinsam in einer WG in Hünfeld.

Das Leben in der WG tut Patty und Yao sichtlich gut. Sie hören sich gegenseitig zu, unterstützen sich in vielen Lebenslagen. Mittlerweile sind sie beste Freundinnen. „Es ist schön, nicht alleine zu sein“, sagt Yao. „Patty ist eine gute Zuhörerin und eine Art Sitterin für mich.“ Und Patty ergänzt: „Yao hilft mir sehr, sie kümmert sich viel um mich.“ Außerdem lernen sie zusammen deutsch. Dafür nehmen sie an Online-Sprachkursen teil. Außerdem hilft ihnen ihre Mentorin Sabrina Junker, die in der Helios St. Elisabeth Klinik für Patty und Yao als Praxisanleiterin fungiert. Die neuen Kolleginnen nehmen in der Hünfelder Klinik an sogenannten „Anpassungslehrgängen“ teil, um einen Kenntnisstand zu erlangen, der es ihnen erlaubt, die Berufsbezeichnung Gesundheits- und Krankenpflegerin auch würdig tragen. Ihre Praxisanleiterin unterstützt sie dabei. Einmal in der Woche kommen die drei zum Durchgehen von Fallbeispielen zusammen. Da die dafür notwendigen Unterlagen in deutscher Sprache geschrieben sind, verbessern Patty und Yao gleichzeitig auch ihre Sprachkenntnisse. Und die nutzen Patty und Yao bei ihrem neuen Arbeitgeber bereits täglich. „Mit meinen Kolleginnen und Kollegen spreche ich deutsch“, sagt Patty. „Mal verstehe ich sie, mal weniger.“ Zur Not greift Patty zu Hilfsmitteln, nutzt ihr Smartphone als Übersetzer. Das Team hingegen versteht Patty.

Die beiden Frauen aus Thailand haben sich an ihrem neuen Arbeitsplatz gut eingelebt. „Die Kollegen sind nett, freundlich und hilfsbereit“, sagen beide. „Sie fragen uns immer, ob es uns gut gehe und ob wir glücklich seien.“ Auch als Patty sich mit Corona infiziert habe und zuhause bleiben musste, habe man sich rührend um sie gekümmert. So habe man ihr beispielsweise geholfen, einen Hausarzt aufzusuchen, zu dem sie selbstverständlich auch begleitet wurde. Eine weitere große Stütze für die beiden Frauen ist Mentorin Sabrina Junker, die Yao auch bei dem Erwerb eines 49-Euro-Tickets tatkräftig unterstützte. Auch auf die Leute von der Agentur CVC können sich beide weiterhin verlassen. Deren Betreuung endet eigentlich nie, auch wenn sie gezielt auf die Selbständigkeit ihrer Schützlinge hinarbeitet, damit die Integration möglichst erfolgreich ist. Und Integration bedeutet nicht nur, sich möglichst gut in die Arbeitswelt einzufügen. Auch die Zeit abseits des Jobs gilt es zu nutzen. Während ihrer Freizeit halten Patty und Yao per WhatsApp Kontakt zu einer Praktikantin von ihrer Station. Darüber hinaus haben sie Menschen kennengelernt, mit denen sie gemeinsam Freizeit verbringen wie beispielsweise das Volleyballspielen.

Dennoch haben beide immer wieder Sehnsucht nach Dingen und Menschen aus der Heimat, wie sie sagen. Yao vermisst zum Beispiel den Papayasalat, den sie dort fast täglich gegessen hat. Und natürlich ihre Großmutter. Mit Hilfe einer Cousine videotelefoniert sie immer wieder mit ihr. Auch Patty hält zu Freunden und Familie Kontakt per Videocall. Drei- bis viermal die Woche sprechen sie miteinander. „Sie vermissen mich sehr“, sagt sie. Vieles ist für Patty und Yao in Deutschland noch neu. „Ich habe oft Angst“, sagt Yao. „Da bin ich froh, dass ich Patty habe.“ Aber sie spürt auch, dass sie sich Monat für Monat mehr wie zuhause fühlt. Genauso geht es ihrer besten Freundin, WG-Mitbewohnerin und Kollegin Patty: „Ich fühle mich wohl und habe hier alles, was ich brauche.“ +++ pm/ja