Niedersachsen plant neue Corona-Strategie

Corona-Grenzwerte im Stufenplan deutlich anheben

Weil sich die Situation in den Krankenhäusern trotz steigender Inzidenzwerte weiterhin entspannt, arbeitet das Land Niedersachsen momentan an einer völlig neuen Corona-Strategie. Es werde darüber nachgedacht, die Corona-Grenzwerte im Stufenplan deutlich anzuheben, sagte Niedersachsens Sozial- und Gesundheitsministerin Daniela Behrens der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. „Die heutige 50 könnte dann deutlich höher angesetzt werden“, sagte die SPD-Politikerin.

Ein anderer Schritt geht sogar noch weiter: Alternativ ist laut Behrens denkbar, „dass wir uns generell von der Reglementierung aller gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereiche verabschieden und stattdessen hauptsächlich auf den Schutz besonders gefährdeter Bereiche setzen“. Über beide Modelle werde innerhalb der Landesregierung momentan diskutiert. Gleichwohl geht die Ministerin nach eigenen Worten davon aus, „dass die absoluten Grundregeln wie Abstand, Hygiene, Maske und Lüften uns aber in jedem Fall weiter begleiten werden“. Gleichzeitig bekräftigte die Ministerin, dass das Land an seiner Impf-Empfehlung für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren festhalten werde. Kritik der Ständigen Impfkommission (Stiko), die das Impfen ab zwölf Jahren nur eingeschränkt empfiehlt und eine Einmischung der Politik beklagt, wies Behrens als „nicht nachvollziehbar“ zurück.

Stattdessen geht die Gesundheitspolitikerin in die Offensive. Bei der Empfehlung zu den Kinder-Impfungen nehme Deutschland im europäischen und internationalen Vergleich eine Außenseiterrolle ein. „Überall um uns herum gibt es solche Einschränkungen nicht. In Großbritannien, den USA und Israel sind bereits Hunderttausende Kinder geimpft. Die Spanier gehen auch ganz offensiv mit dem Bereich der Kinder-Impfungen um. Ich erwarte von der Stiko, dass sie sich die Datenlage immer wieder anschaut und ernsthaft prüft, ob sie bei ihrer eingeschränkten Empfehlung der Impfung von Kindern und Jugendlichen bleibt“, erklärte Behrens. Die Stiko sei zwar der wissenschaftliche Expertenrat, aber die Verantwortung der Impfkampagne liege letztlich bei der Politik. „Vor diesem Hintergrund fühlen wir uns auch in guter Gesellschaft, wenn wir die Impfung von Kindern und Jugendlichen ab zwölf Jahren empfehlen“, erklärte Behrens und fügte hinzu: „Ich würde meine Kinder impfen lassen.“

Linke fordert Impfprämie von 50 Euro pro Person
Angesichts des immer weiter zurückgehenden Impftempos bei mittlerweile ausreichend Impfstoff hat sich die Linke für eine Impfprämie ausgesprochen. Alle Bürger, die geimpft sind, sollten „einen Innenstadtgutschein über 50 Euro für Gastronomie oder Einzelhandel erhalten“, sagte der Vorsitzende der Linken im Bundestag, Dietmar Bartsch, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Das wäre ein Konjunkturpaket über drei bis vier Milliarden Euro für die Innenstädte, die stark unter Corona gelitten haben.“ Die Gutscheine dürften nach Vorstellung der Linken „ausdrücklich nicht über den Online-Handel eingelöst werden“. Bei einer Erstimpfquote von 62,1 Prozent kommt Deutschland nun in eine ähnliche Situation wie Monate zuvor schon Israel. Das Land hatte Anfang des Jahres innerhalb von 2 Monaten 50 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal geimpft, für die nächsten zehn Prozent benötigte es schon 2,5 Monate, seitdem kamen in weiteren fast 3 Monaten  nur noch 4 Prozent hinzu – die Impfquote liegt aktuell bei 64 Prozent. +++

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