Neues Buch über den umstrittenen Mordfall Monika Weimar

Weimar beteuerte immer wieder ihre Unschuld

Fulda. Er war einer der spektakulärsten Indizienprozesse in Deutschland: Der Mordfall Monika Weimar. 1988 wurde die gelernte Krankenpflegehelferin aus Röhrigshof-Philippsthal vor dem Landgericht Fulda zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Monika Weimar, damals 28 Jahre alt, soll im August 1986 ihre Töchter Melanie (7) und Karola (5) jeweils erstickt und erwürgt- und an zwei unterschiedlichen Parkplätzen in der Nähe ihres Wohnortes abgelegt haben. Angebliches Motiv: Sie wollte wohl mit ihrem außerehelichen Freund, einem US-Soldaten, ein neues Leben beginnen. Die Kinder hätten ihr dabei sehr wahrscheinlich im Weg gestanden.

Monika Weimar beteuerte immer wieder ihre Unschuld. Nicht sie, sondern ihr Ehemann Reinhard Weimar, hätte die Kinder in jener Nacht getötet, als sie mit ihrem neuen US-Freund in einem Tanzclub war. Als sie in den Morgenstunden nach Hause in die gemeinsame Wohnung kam, hätten die beiden Mädchen tot in ihren Betten gelegen. Da sie – wegen der außerehelichen Affäre – ein schlechtes Gewissen gegenüber ihrem Ehemann hatte, meldete sie zunächst die Kinder bei der Polizei als vermisst. Außerdem, so beteuerte Monika Weimar immer wieder, habe sie ihre Kinder geliebt und ihr neuer Freund Kevin Pratt, hätte die Kinder sogar adoptiert. Dies hat Kevin Pratt auch mehrmals gegenüber der Polizei bestätigt. Zudem stimme es nicht, dass Monika Weimar nach Ende der Dienstzeit von Kevin Pratt in Deutschland, mit nach Amerika gehen wollte. Am 5. Juni 1996 wurde ein neuer Prozess angesetzt. Das Urteil in diesem Wiederaufnahmeprozess in Gießen lautete: Freispruch. Die Staatsanwaltschaft und der Nebenkläger Reinhard Weimar, legten Revision ein. Zwei Jahre später, musste Monika Weimar in Frankfurt am Main wieder vor Gericht. Es kam zu einer neuen Verurteilung.

Nach insgesamt 15 Jahren Haft, wurde Monika Weimar schließlich 2006 aus dem Gefängnis entlassen. Sie nahm einen anderen Namen an und lebt heute unauffällig und unerkannt in Deutschland. Noch heute wirft der Mordfall Monika Weimar Fragen auf. War sie wirklich eine eiskalte Mutter, die ihre Kinder so brutal ermorden konnte? Nie zuvor war Monika Weimar verhaltensauffällig. Im Gegenteil: Alle Zeugen bekundeten damals, dass Monika Weimar eine liebevolle Mutter gewesen sein soll. Eher hätte ihr Ehemann Reinhard Weimar mit sogenannten „Aussetzern“ psychische Auffälligkeiten gezeigt. Dies sei sogar medizinisch dokumentiert. Außerdem soll er selbst einmal in einem Verhör gesagt haben: „Vielleicht war es ein Blackout?“. Fragen, die nun ein neues Buch beantworten könnte. Die Autorin und ehemalige Gerichtsreporterin Petra Cichos hat im Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden erstmalig das bisher nicht zugängliche Aktenmaterial zu dem Mordfall Monika Weimar ausgewertet: Alle originalen Verhörprotokolle, Ermittlungsberichte, Spurensuche, Zeugenaussagen, Gutachterexpertisen, Indizien, Beweismaterial, Schriftsätze der Anwälte, Anklageschrift und alle drei Urteile, gehören zum umfangreichen Portfolio.

Buch: „MORDAKTE MONIKA WEIMAR“ von Petra Cichos / 300 Seiten mit neuen Fotos / Preis: 22,95 Euro / Verlag Cichos Press / ISBN: 978-3-9818678-1-7 / Erhältlich über Amazon, Buchläden oder www.cichospress.de
Buch: „MORDAKTE MONIKA WEIMAR“ von Petra Cichos.

Neutral und chronologisch gibt das Buch „Mordakte Monika Weimar“ den Mordfall wieder. Angefangen, mit der Vermisstenmeldung der Kinder über die ersten Aussagen des Ehepaars Weimar, der Nachbarn des Ehepaars sowie Monika Weimars Familie, die im selben Haus wohnte, bis hin zur ersten Anklageschrift sowie den Argumenten der Verteidiger zu allen Prozessen und deren Urteile. Des Weiteren gewährt das Buch Einblicke in das Verhalten der Eheleute Weimar vor und nach der Tat sowie Einblicke in die jeweiligen Persönlichkeitsstrukturen. Auch das Agieren der Anwälte, der Familie Weimar und ihren gemeinsamen Nachbarn, die letztendlich in den Prozessen eine große Rolle spielen, bringen neue Erkenntniswerte. Besonders interessant: Die angeblichen neuen Zeugen, denen gegenüber Reinhard Weimar ein Geständnis abgelegt haben soll. Wichtig sind auch folgende Aspekte: War Reinhard Weimar wirklich krank? Geben seine Krankenakten eine Antwort? Musste der erste Staatsanwalt, der Reinhard Weimar für dringend tatverdächtig hielt, wirklich den Fall „abgeben“? Waren überhaupt alle Ermittlungen korrekt? Welche Rolle spielt das Fasergutachten? Wie glaubwürdig ist Monika Weimars Freund, der US-Soldat Kevin Pratt? Viele Aussagen und Details waren bisher unbekannt. Warum hat sich Monika Weimar so in Widersprüche verwickelt? Was sagen die Telefonüberwachungsprotokolle der Verdächtigen Monika und Reinhard Weimar aus, die auch in dem Buch beleuchtet werden? Welchen Erkenntniswert bringt das gerichtspsychologische Gutachten über Monika Weimar? Wie glaubwürdig sind die Zeugen? Welche Rolle spielen die finanziellen Verhältnisse? Wie war das mit der angeblichen Tablettenvergiftung bei Reinhard Weimar?

Und letztendlich die große Frage: Wurde Monika Weimar nun zu Recht oder zu Unrecht verurteilt, oder war in Wahrheit ihr Ehemann Reinhard Weimar der Mörder? Im Laufe der Jahre, wurde bei Reinhard Weimar eine psychiatrische Krankheit diagnostiziert, in diesem Kontext Reinhard Weimar auch mehrere Male stationär behandelt werden musste. Unter anderem, soll er an Depressionen gelitten haben. Reinhard Weimar hat nie wieder geheiratet und lebte bis zu seinem Tod bei seinen Eltern. 2012 starb Reinhard Weimar mit 60 Jahren an akutem Herzversagen. +++