Naturschauspiel am klaren Himmel über Osthessen

In der Nähe von Nüsttal gesichtet.

Die Tiere wurden in der Nähe von Nüsttal gesichtet.

Hofbieber. Die ersten Kraniche nutzten am letzten Wochenende den guten Rückenwind aus Ost-Nordost um die Rhön auf dem Weg in die Winterquartiere zu überfliegen. Die Reise für die meisten Kraniche startete von den großen Rastplätzen der Insel Rügen und am vorpommerschen Bodden sowie der Mecklenburgischen Seenplatte Richtung Süden nach Südfrankreich, Spanien, Portugal sowie Nordwestafrika.

Die ersten Kraniche auf dem Flug in die Winterquartiere wurden von Bernd Trabert vom Forstamt Hofbieber am Spätnachmittag in der Nähe von Nüsttal gesichtet. Auch im letzten Jahr haben die Förster des Forstamtes Hofbieber die ersten Kraniche am 18. September gesichtet. Dies ist der Auftakt zum großen Vogelzug der Kraniche, der in den nächsten Wochen an Intensität gewinnen wird. Mehrere tausend Kraniche werden dann wieder die Rhön überfliegen. Am Häufigsten kann man dann die Vögel in den Vormittagsstunden und wieder am Spätnachmittag beobachten. Ausgelöst wird das Zugverhalten der Kraniche durch niedrige Temperaturen, nachlassende Nahrungsquellen und günstige Windverhältnisse.

Gerade die Windverhältnisse sind entscheidend, damit die Vögel mit möglichst wenig Energieverbrauch das Ziel im Süden erreichen. Deshalb fliegen die Vögel im Windschatten des Vordermanns. Die charakteristischen Flugformationen der Kraniche die Keilformation, der Doppelkeil oder die schräge Reihe konnten von aufmerksamen Beobachtern am Himmel an diesem Wochenende gesehen werden. Gestern wurden Pfeilformationen von bis zu 20 Kranichen beobachtet. Im letzten Jahr haben die Förster des Forstamtes Hofbieber Keilformationen mit weit über 100 Kranichen gezählt. Mehrfach konnte auch beobachtet werden, wie sich die Formationen kurzfristig auflösten. Die Vögel kreisen dann suchend am Himmel, als wenn sie sich orientieren müssten. Dieses Verhalten der Kraniche ist immer dann zu beobachten, wenn die Vögel versuchen die Thermik zu nutzen, um mit wenig Energieaufwand an Höhe zugewinnen, so der stellvertretende Forstamtsleiter Bernd Mordziol-Stelzer. Auch gut zu sehen waren die Segelflugphasen, in denen die Kraniche im absoluten Energiesparmodus mit nur wenigen Flügelschlägen in Flugformation dahingleiten. Die Flugformation setzt sich aus Paaren und / oder Familien zusammen und wird von erfahrenen, kräftigen Altvögeln angeführt, die sich untereinander abwechseln. In der Regel setzen sich die Familien aus den Eltern und zwei Jungtieren zusammen.

Das Trompeten der Kraniche war häufig schon zu hören, bevor man die Flugformationen am Himmel erkennen konnte. Das Rufen dient der Kommunikation und dem Zusammenhalt „der Reisegruppe“, insbesondere nachts, bei schlechtem Wetter oder Nebel. Mit einer Reisegeschwindigkeit von ca. 70 km/h sind die Kraniche in der Lage einen Non-Stop-Flug von bis zu 2.000 km zu fliegen. In der Regel unterbrechen die Vögel den Flug regelmäßig um sich auszuruhen. Eine normale Tagesflugleistung liegt bei ca. 100 – 150 km. Den Vogelzug der Kraniche kann man in den nächsten Wochen noch bis ca. Mitte November beobachten.