Nach 28 Pleiten in Folge: Jülich bejubelt den ersten TTBL-Sieg

Irrer Krimi in Fulda mit dem glücklicheren Ende für Grünwettersbach

Tischtennis Bundesliga

Überraschungen, Wechsel an der Spitze, klarer Sieger im Kellerduell: Es war ein ereignisreicher 9. Spieltag in der TTBL. Der bisherige Spitzenreiter Saarbrücken strauchelte zuhause gegen Werder Bremen (2:3). Profiteur ist Rekordmeister Borussia Düsseldorf, das nach dem 3:0 über Bergneustadt die Tabellenführung übernahm. Ulm gewann das Schwaben-Derby gegen Meister und Pokalsieger Ochsenhausen mit 3:1, Mühlhausen überrollte Bad Königshofen, und Grünwettersbach entführte beim 3:2-Krimi beide Punkte aus Fulda. Großen Jubel gab es derweil in Jülich, das im Kellerduell gegen Grenzau einen klaren Sieg einfuhr. Saisonübergreifend nach 28 verlorenen TTBL-Spielen war es der erste Sieg und die ersten Zähler überhaupt für die Jülicher seit dem Aufstieg 2018. Grenzau steht weiterhin punktlos da.

Bei der Saarbrücker 2:3-Niederlage erlebte ausgerechnet die Nummer eins, Patrick Franziska, einen ganz bitteren Nachmittag. Franziska gewann sowohl im ersten Einzel gegen Underdog Marcelo Aguirre als auch beim Stande von 2:1 gegen Vize-Weltmeister Mattias Falck die ersten beiden Sätze hoch, hatte dann aber jeweils noch im Entscheidungssatz das Nachsehen. Gegen den Paraguayer Aguirre, der zuletzt schon Düsseldorfs Ricardo Walther bezwungen hatte, vergab der Nationalspieler im vierten Satz einen Matchball. Ansonsten wäre die Partie wohl 3:0 für die Gastgeber ausgegangen, zumal Shang Kun mit 3:0 Mattias Falck und Darko Jorgic mit 3:1 Kirill Gerassimenko besiegten. Doch die Gäste zeigten tolle Moral, kämpften sich ins Schlussdoppel, wo Aguirre und Hunor Szöcs überraschend klar mit 3:0 über Shang Kun und Tomas Polansky die Oberhand behielten. Für Saarbrücken war es die zweite Saisonniederlage. „Ich bin sehr glücklich. Das Spiel war wie eine Achterbahnfahrt. Der Sieg war wichtig für unser Selbstvertrauen, wir wissen, wir können gegen jedes Team bestehen“, sagte Bremens Matchwinner Marcelo Aguirre. „Wir wussten, dass es ein hartes Match wird, leider haben wir verloren. Aguirre hat im Einzel gegen ‚Franz‘ und später im Doppel mit Szöcs stark gespielt. Wir versuchen, die nächsten Spiele zu gewinnen und die Playoffs zu erreichen“, erklärte Darko Jorgic.

Düsseldorf nutzt die Gunst der Stunde

Der neue Tabellenführer Borussia Düsseldorf gab sich mit Timo Boll gegen Bergneustadt keine Blöße. Entscheidend war das Break von Afrika-Cup-Sieger Omar Assar gegen Bergneustadts Spitzenmann Benedikt Duda. „Ich bin sehr glücklich mit unserem Spiel heute, es war eine großartige Leistung von allen Spielern“, sagte Assar. Zuvor hatte Timo Boll Alberto Mino keine Chance gelassen. Die 2:0-Führung der Borussia vollendete Kristian Karlsson an Position drei mit einem 3:0 über Alvaro Robles. Benedikt Duda sagte hinterher: „Borussia war stark heute, das wussten wir, weil Timo mit dabei war. Trotzdem hatten wir auch Chancen, und das Ergebnis fällt ein bisschen zu hoch aus.“ Borussia-Manager Andreas Preuß kommentierte die Partie so: „Der Matchwinner war heute Omar Assar, der in einem packenden Spiel Benedikt Duda knapp bezwingen konnte, auch ein bisschen glücklich mit zwei Kantenbällen im fünften Satz. Wer weiß, wie dann das Spiel ausgegangen wäre. Ich glaube, der Sieg war vielleicht ein bisschen hoch, aber durchaus verdient.“

Mühlhausen überfährt Bad Königshofen

Nach zwei Liga-Niederlagen in Folge ist der Post SV Mühlhausen zurück in der Erfolgsspur, und wie: Gegen den TSV Bad Königshofen (noch immer ohne den an der Leiste verletzten Kilian Ort) gab es am Kristanplatz einen in der Höhe nicht erwarteten 3:0-Erfolg. Die Postler brannten ein wahres Feuerwerk ab, vor allem in Person von Lubomir Jancarik (3:0 gegen Topspieler Bastian Steger) und Daniel Habesohn, der Mizuki Oikawa beim 3:1 kaum zur Entfaltung kommen ließ. Anfangs hatte Ovidiu Ionescu gegen Filip Zeljko den Reigen eröffnet. Für die Fans, Spieler und den Trainer war das 3:0 eine Art Befreiungsschlag. „Die letzten Wochen waren nicht einfach“, gab Post-SV-Coach Erik Schreyer zu. „Ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment machen. Wir haben uns nach den Niederlagen nie kleingeredet. Wir hatten uns in den beiden Spielen in der Champions League und gegen Bad Königshofen viel vorgenommen, haben viel miteinander gesprochen. Man hat das heute gesehen: Die Spieler wollten unbedingt den Sieg, bis in die Haarspitzen. Das Spiel war phänomenal von uns, großes Dankeschön an meine Mannschaft und die Fans.“ Der TSV Bad Königshofen, der mit einem Fanbus nach Thüringen gereist war, hatte sich den Nachmittag selbstredend ganz anders vorgestellt. Bastian Steger musste konstatieren: „Wir sind hier unter die Räder gekommen, in der Höhe war das so nicht erwartet. Es hat gezeigt, wie heimstark Mühlhausen ist und dass sie zuhause eine Macht sind.“ Steger fand lobende Worte für beide Fanlager: „Von der Atmosphäre war das heute sensationell, vielen Dank an unsere Fans, die hier auch eine super Stimmung gemacht haben.“

Irrer Krimi in Fulda mit dem glücklicheren Ende für Grünwettersbach

In Fulda lief im Heimspiel gegen Grünwettersbach zunächst alles nach Plan für die Hausherren, die durch Ruwen Filus (3:0 über Tobias Rasmussen) und Tomislav Pucar (3:1 über Wang Xi) schnell auf 2:0 stellten. Im dritten Einzel führte Youngster Fang Bo Meng gegen Sathiyan Gnanasekaran beim Stande von 1:1 in Sätzen mit 9:6, doch der Inder drehte den Rückstand um und gewann den vierten Satz klar. Das Spitzeneinzel zwischen den Abwehrassen Filus und Wang Xi war eine klare Sache für den Chinesen, der bei der Rückkehr an die alte Wirkungsstätte dem Fuldaer Nationalspieler und ehemaligen Teamkollegen so gar keine Chance ließ. Filus fand gegen die unglaublich harten Topspins von Wang kein Rezept und kam selbst kaum in die Offensive. Richtig dramatisch wurde es im Schlussdoppel, wo nach den ersten beiden Sätzen keiner mehr einen Pfifferling auf die Fuldaer Duo Pucar/Meng gesetzt hatte, so überlegen hatten Rasmussen/Gnanasekaran bis dato aufgespielt. Doch irgendwie arbeiteten sich Pucar/Meng in das Spiel zurück, harmonierten besser, riskierten mehr, kamen in den hochklassigen Entscheidungssatz und hatten bei 10:9 sogar einen Matchball. Doch das Grünwettersbacher Duo konnte diesen abwehren und holte sich mit 13:11 das Match. „Das ist sehr ärgerlich für uns, wir sind gut in die Partie gestartet. Nach unserer 2:0-Führung hatte ich eine 9:6-Führung bei 1:1, im vierten Satz war er dann besser. Im Doppel haben wir nach dem 0:2 offensiver gespielt, leider hat es nicht gereicht trotz Matchball. Das Leben geht weiter“, sagte Fuldas Fang Bo Meng. Wang Xi, der elf Jahre das Fuldaer Dress getragen hatte, sagte: „Es war ein knappes Spiel, ich freue mich für unsere Mannschaft. Für mich war ein bisschen komisch, wieder in dieser Box zu stehen, aber für ein anderes Team.“

Ulm gewinnt Schwaben-Derby

Mit 3:1 hat der TTC Neu-Ulm das Prestige-Duell gegen die TTF Liebherr Ochsenhausen gewonnen. Vor über 800 Zuschauern in der ratiopharm Arena profitierten die Ulmer von ihrem Spitzenmann An Jaehyun und sicherlich auch vom Pausieren der leicht lädierten Ochsen-Topleute Hugo Calderano und Simon Gauzy. Der 19-jährige Koreaner An Jaehyun verlor gegen Vladimir Sidorenko und gegen Jakub Dyjas keinen Satz, Tiago Apolonia besorgte an Position drei die zwischenzeitliche 2:1-Führung für die Ulmer. Dyjas hatte zuvor gegen Viktor Brodd zum 1:1 für die Gäste ausgeglichen. Ochsenhausen kassierte die dritte Saisonniederlage steht punktgleich mit Bremen auf Rang vier in der Tabelle. Neu-Ulm gewann erstmals zwei Spiele in Folge und liegt mit 8:10 Zählern auf Rang acht.

Nach 28 Niederlagen in Folge: Jubel in Jülich

Was einer Erleichterung: Nach saisonübergreifend 28 Niederlagen und 0:56 Punkten ist beim TTC indeland Jülich am Sonntag der Knoten geplatzt. Das Kellerduell gegen den in dieser Saison ebenfalls noch punktlosen TTC Zugbrücke Grenzau gewann Jülich unerwartet klar mit 3:0. Entsprechend groß fiel der Jubel aus. „Es wurde einfach Zeit, dass wir den ersten Sieg in der TTBL einfahren“, sagte Dennis Klein. „Ich freue ich für jeden hier, für die ganze Mannschaft, für den ganzen Verein, Es ist ein sehr gutes Gefühl. Ich selbst bin in meinem Spiel am Ende heißgelaufen.“ Klein machte mit einem 3:0 über Bobocica den Deckel auf die Partie. Knackpunkt aus Grenzauer Sicht war die Fünf-Satz-Niederlage von Kanak Jha gegen Deni Kozul. Zuvor hatte Robin Devos gegen Grenzaus Griechen Ioannis Sgouropolous die 1:0-Führung besorgt. Für die Gäste ist die klare Pleite im Kellerduell ein weiterer Saison-Tiefpunkt. „Wir sind hier hingefahren, um zu punkten. Das hat ganz und gar nicht hingehauen, dementsprechend enttäuscht sind wir. Jetzt müssen wir schleunigst was ändern. Wir wollen auf jeden Fall noch punkten in dem Jahr“, sagte Grenzaus Coach Chris Pfeiffer. +++

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