Moderner als ihr Ruf – Die Mitgliederzahlen bei den Kirchen

Beide großen Kirchen haben sich gewandelt

Berlin. Die neuesten Zahlen bei der Mitgliederentwicklung müssen die Kirche weiter beunruhigen. Ihnen ergeht es nicht anders als den Parteien, Verbänden oder Gewerkschaften: Sie haben deutlich an Anziehungs- und Bindungskraft verloren. Zwar hat es weniger Austritte gegeben, das Niveau bleibt dennoch hoch. Die Kirche ist schon lange nicht mehr die eingestaubte Institution von früher. Beide großen Kirchen haben sich gewandelt, und zwar vor allem an der Basis in den Gemeinden. Dort ist Kirche vielfältiger, offener und moderner geworden. Ohne das soziale Engagement ihrer Mitglieder würde vieles im Argen liegen in Deutschland. Was aber Menschen abschreckt, ist die Kluft, die es zwischen einer nach wie vor an vielen Stellen dogmatischen Amtskirche und dem wahren Leben gibt. Ganz besonders gilt das für die katholische Kirche. Zu wenig wird „von oben“ versucht, die „da unten“ besser zu verstehen. Und da geht es nicht um die Grundsatzfrage, ob man glaubt oder nicht. Hinzu kommt eine gesellschaftliche Entwicklung: Gerade junge Menschen engagieren sich lieber spontan und punktuell in Projekten und selbst organisierten Gruppen. Da findet eine altehrwürdige Institution wie die Kirche kaum ihren Platz. Doch die Themen sind gleich, für die sich zahlreiche Menschen einsetzen: Umwelt, Frieden, Gerechtigkeit – maßgeschneidert für die Kirchen. Man muss dies nur viel klarer machen und zum Mitmachen einladen, wie es auch Parteien schon tun. Und nicht gleich ein Glaubensbekenntnis verlangen, so die Lausitzer Rundschau. +++