MIT-Ökonom: Wiederwahl Trumps „wäre Anfang vom Ende“ von US-Demokratie

Der US-Ökonomieprofessor am Massachusetts Institute of Technology, Daron Acemoglu hält es für möglich, dass sich die Vereinigten Staaten bei einer erneuten Präsidentschaft Donald Trumps in eine Autokratie nach dem Muster der Türkei entwickeln. „Wenn er im kommenden Jahr wiedergewählt würde, wäre das der Anfang vom Ende der amerikanischen Demokratie“, sagte Acemoglu dem „Spiegel“. Es sei unübersehbar, dass Trump das politische System der USA verändern und eine neue antiliberale Ordnung errichten wolle. „Die Konzepte, nach denen Trump regiert, entsprechen auf eine fast schon komische Weise dem Herrschaftsstil Erdogans“, so der Ökonom weiter. Der US-Präsident und der türkische Staatschef betrachteten den Staat als eine Art Familienunternehmen, und für beide sei Loyalität wichtiger als Kompetenz. Es gebe nur einen Unterschied: „Wofür Erdogan 15 Jahre benötigt hat, das schafft Trump in 24 Monaten“, sagte Acemoglu. Der Wirtschaftswissenschaftler, der die langfristige Entwicklung ökonomischer und politischer Systeme erforscht, sieht zudem Ähnlichkeiten zwischen dem amtierenden US-Präsidenten und Hitler. „Natürlich sind Trump und die Republikaner keine Nazis“, sagte er. „Aber sie beuten dieselben politischen Gefühle aus, die schon die Nazis genutzt haben“, so der Ökonomieprofessor weiter. In den Dreißigerjahren hätten die Deutschen den Eindruck gewonnen, dass ihre Institutionen nicht mit den Folgen der Weltwirtschaftskrise und dem politischen Stillstand im Reichstag fertig würden. „In den Vereinigten Staaten gibt es heute eine ebenso große Unzufriedenheit mit der Blockade im Kongress, den Bankenhilfen nach der Finanzkrise und der Tatsache, dass 50 bis 60 Prozent der Bevölkerung nicht vom Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahrzehnte profitiert haben“, sagte Acemoglu weiter. +++