Mindestlohn: Union will keine Vergünstigungen für Zeitungsverlage

Zeitung

Berlin. In der Regierungskoalition gibt es neuen Streit um den Mindestlohn: Die Union will laut eines Berichts der F.A.Z. Vergünstigungen für Zeitungsverlage, die Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) in Aussicht gestellt hat, nicht mittragen. Dabei gehe es um Minijobber mit Monatsbezügen von 450 Euro, auf die ihren Arbeitgebern mehr als die Hälfte der Sozialabgaben erlassen werden soll. Diese gewerblich Beschäftigten sollen behandelt werden wie Minijobber in Privathaushalten.

Der Vorschlag gilt laut Zeitung als Kompensation dafür, das die oft wirtschaftlich angeschlagenen Zeitungsverlage ihren Austrägern künftig den Mindestlohn von 8,50 Euro in der Stunde zahlen müssen und deshalb Mehrkosten von 225 Millionen Euro für ihre 160.000 Zusteller fürchten. „Das ist Politik nach Gutsherren- oder besser gesagt Gutsfrauenart“, sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Unionsfraktion, Michael Fuchs (CDU) der Zeitung. Die
Wirtschaftspolitiker der Union halten solche selektiven Eingriffe für verfassungsrechtlich fragwürdig und ordnungspolitisch verfehlt. Auch die Pressefreiheit rechtfertige keine Besserstellung der Verlage. Die Koalition müsse für alle Unternehmen und Branchen „die schlimmsten Ecken und Kanten des Gesetzesentwurfs“ beseitigen. „Stattdessen erleben wir, dass eine einzige Branche herausgegriffen und bevorzugt werden soll“, sagte Fuchs.

Die osthessische  SPD-Bundestagsabgeordnete Birgit Kömpel könnte mit einer Vergünstigungen für Zeitungsverlage gut leben. Mir war immer wichtig, dass jemand, der bei Wind und Wetter morgens um vier Uhr Zeitung austrägt, auch mindestens 8,50 Euro pro Stunde erhält“, sagte Kömpel. Die Zeitungsverleger sollen für fünf Jahre befristet geringere Sozialabgaben für Träger zahlen, die als Minijobber arbeiten. Damit wäre auch sichergestellt, dass alle Zusteller ab dem 1. Januar kommenden Jahres 8,50 Euro pro Stunde erhielten. Geplant ist, dass die Verleger eine reduzierte Pauschale zahlen, die auch für Minijobber in privaten Haushalten fällig wird. „Durch diese Lösung könnten es die Verlage der Region schaffen, Arbeitsplätze zu erhalten statt abzubauen“, freut sich Kömpel. Und schließlich sei auf diese Art weiterhin gewährleistet, dass auch die Bezieher, die auf dem Dorf ein wenig weiter abgeschieden wohnen, ihre Zeitung morgens pünktlich erhalten. +++ fuldainfo

Sie können uns jederzeit Leserbriefe zukommen lassen.

Diskutieren kann man auf Twitter oder Facebook

Hier können Sie sich für den fuldainfo Newsletter anmelden. Dieser erscheint täglich und hält Sie über alles Wichtige, was passiert auf dem Laufenden. Sie können den Newsletter jederzeit wieder abbestellen. Auch ist es möglich, nur den Newsletter „Klartext mit Radtke“ zu bestellen.

Newsletter bestellen