Merz (SPD): Betreuungsgeld schadet der Chancengleichheit

Kinder

Wiesbaden. Der sozial- und familienpolitische Sprecher der hessischen SPD-Landtagsfraktion Gerhard Merz sieht sich durch die Kritik des Deutschen Jugendinstituts (DJI) am sogenannten Betreuungsgeld bestätigt: „Die Studie bestätigt vollumfänglich die Befürchtungen der SPD und aller Experten in der frühkindlichen Bildung. Die Einführung des Betreuungsgeldes stellt besonders für sozial benachteiligte Familien einen Anreiz dar, die staatlichen Angebote frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung nicht zu nutzen und führt deshalb dazu, dass Kindern dringend benötigte Entwicklungschancen vorenthalten werden“, sagte Merz am Montag in Wiesbaden.

Das Betreuungsgeld, das von der letzten schwarz-gelben Bundesregierung eingeführt worden sei, müsse nun schnellstmöglich abgeschafft und die finanziellen Mittel sinnvoller investiert werden. Dies könne nach Ansicht von Merz beispielsweise in einem ausreichenden und qualitativ hochwertigen Angebot an Kita-Plätzen geschehen. Insbesondere in Bezug auf die Qualität habe erst jüngst eine Studie der Bertelsmann-Stiftung erneut dringenden Handlungsbedarf deutlich gemacht.

Die DJI-Studie besage, dass das Betreuungsgeld vor allem Familien mit Migrationshintergrund und Eltern mit geringer Bildung davon abhalte, ihre Kleinkinder in Kindertagesstätten betreuen zu lassen. „Besonders dort können die Kinder jedoch gemeinsam mit Gleichaltrigen optimal betreut und gefördert sowie mit einer vollwertigen Mittagsmahlzeit versorgt werden. Vor allem für Kinder aus sozial benachteiligten Familien sind verbesserte Möglichkeiten der Sprachförderung und das gemeinsame Spielen und Lernen mit anderen Kindern wichtig im Hinblick auf ihre geistige Entwicklung und den späteren Bildungserfolg. Diese Möglichkeiten werden Kindern vorenthalten, wenn sie keine Kindertagesstätten besuchen“, sagte der SPD-Abgeordnete.

CDU-General Tauber: Betreuungsgeld hat sich bewährt

Für CDU-Generalsekretär Peter Tauber hat sich das Betreuungsgeld bewährt, der Forderung nach einer Abschaffung erteilte er eine klare Absage. „Es kann nicht angehen, dass Kollegen aus der SPD die falsche Interpretation einer Studie zum Anlass nehmen, diese sehr gut angenommene Leistung für echte Wahlfreiheit wieder in Frage zu stellen“, so Tauber. Hintergrund der neu entfachten Debatte sind am Wochenende bekannt gewordene Studienergebnisse, wonach vor allem sozial benachteiligte Familien eher Betreuungsgeld beantragen, als ihr Kind in die Kita zu schicken. Die Untersuchung wurde von Forschern des Deutschen Jugendinstituts und der Technischen Universität durchgeführt. Eine Abschaffung der Leistung hatten neben SPD-Politikern auch die Grünen gefordert. Die CSU, Initiator des Betreuungsgeldes, hat die Kritik ebenfalls zurückgewiesen. +++ fuldainfo

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