Merz hört mit – Einmal Mekka und zurück!

Gerhard Merz

Gießen/ Fulda. Vor ungefähr 2 Wochen, genauer vom 12. – 13. September, fand in der Hagener Stadthalle das 24. Stempel-Mekka statt und gewiss hätte sich kaum ein angemessenerer Ort für ein Ereignis finden lassen, mit dem die Stempel-Kunst-Bewegung „zurück zu den Anfängen“ pilgern wollte, legendenumwobene Anfänge, in denen es „weder Motiv-Stempel noch farbige Stempelkissen, wie es sie heutzutage auf dem (Sic!) Stempel-Mekka zu sehen gibt (gab) – von dem reichhaltigen Zubehör ganz zu schweigen“. Die Hagener Stadthalle war die Kaaba, in deren Wand das vom Himmel gefallene, dem Paradies entstammende schwarz-weiße Ur-Stempelkissen eingelassen war und um die die Stempel-Kunst-Gläubigen – schwarz-weiße Stempelkissen schwenkend – in großer Zahl in wallenden Gewändern wallfahrten. Erfreulicherweise kam es dabei – im Gegensatz zur saudi-arabischen Schwesterstadt – nicht zu größeren Zusammenstößen.

Vielleicht haben zu diesem erfreulich störungsfreien Verlauf die Dienste der Mekka Events Logistic OHG beigetragen, ein Eventunternehmen, das u.a. mit ausgefeilter Absperrtechnik aufwarten kann, an der es ja im östlichen Mekka gemangelt haben soll, wo sich der Teufel – oder besser: der Scheitan – bei seiner eigenen Steinigung offensichtlich im logistischen Detail versteckt halten konnte. Vielleicht lag es aber auch daran, dass die Anhänger des Schwarz-Weiß- und des Farbstempelkissen-Kultes ihre dogmatischen Differenzen ausschließlich durch gegenseitiges Abstempeln und nicht durch Niedertrampeln oder gar Kopfabschlagen auszutragen gewohnt sind.

Dies wiederum in einem gewissen Gegensatz zu jenen gläubigen Anti-Muslimen, die aus Dresden ein „Mekka der Islamophoben“ machen wollen, ein fein-dialektischer Gedanke einerseits und andererseits keine geringe Leistung angesichts der Tatsache, dass Deutschland in seiner Gänze ja (so der bekannte Mekka- und Islamexperte Udo Ulfkotte) im Begriffe ist, zu einem „Mekka Deutschland“ zu werden, in dem nicht mehr bloß die friedlichen Bekenner des Stempelkissens wallfahren, sondern in dem am Ende Angela „Kalif Storch“ Merkel gegen den heftigen Widerstand von Horst „Isnogud“ Seehofer das Kalifat errichten wird, begleitet von den Allahu-Akhbar-Rufen der Gutmenschen aller Parteien.

Mancherlei Anlass also, sich mit dem Thema Mekka einmal genauer zu befassen –und eine erste Bestandsaufnahme zeigt: Mekka ist praktisch überall! Schon die Frage, ob es den Islamophoben nun tatsächlich nach Dresden-Mekka zieht, bleibt umstritten. „Dresden ist kein Mekka der Islamophobie.“ (V. Vincze, Vorsitzender des Dresdener Ausländerbeirats, zitiert nach: dlf, 14. April 2015) Andererseits: „Die Frage, ob Dresden zum Mekka der Islamophoben wird, ist noch nicht beantwortet.“ (N. Lindner, ebd.)

Offen bleibt aber auch, was eine Pilgerfahrt nach Mekka in ihrem innersten Kern so recht ausmacht. So ist z.B. Reith „das Mekka der Schnäppchenjäger“ (Stader-Buxtehuder-Altländer Tageblatt.de, 23. August 2015), denn „einer der größten Flohmärkte Deutschlands lockt … tausende Besucher in das kleine Örtchen Reith auf der Harsefelder Geest“. Schon die Auswahl der Waren ähnelt einem orientalischen Basar, denn „zum 20. Mal haben die Händler ihre Tische an den Dorfstraßen aufgebaut. Ob Bücher oder Filme, Spiele oder Kleidung, Gemälde oder Gestecke, Süßigkeiten oder Gewürze (!), Kitsch oder Ramsch – die Auswahl ist wohl nirgends größer.“ Ob freilich die ebenfalls feilgebotene Bratwurst Mekka-Standards entspricht, muss eher bezweifelt werden.
Das Problem hat die Große Kreisstadt Dinkelsbühl als „das Mekka der sportlichsten bayerischen Bürgermeister“ (so die städtische Homepage) wiederum nicht, wo soeben die „Ersten Bayerischen Triathlon Meisterschaften der Bayerischen Bürgermeister“ ein voller Erfolg waren. Für die Teilnehmer soll nunmehr eine Hadsch nach Mekka per Fuß und Rad und zu Wasser und zu Lande ausgerichtet werden.

Das „Mekka des Zimmerhandwerks“ befindet sich dagegen im „Zimmerer-Ausbildungs-Zentrum Biberach“. (www.zimmerzentrum.de) Schön auch , dass die 15. Internationale Klavierakademie in Murrhardt zum „Mekka für Starpianisten in spe“ (Stuttgarter-Zeitung.de, 3. September 2015) wurde, während Wacken das „Mekka des Metal“ ist und bleibt. „Safenwil: Mekka für historiche (Sic!) Schönheiten“ meldet das Wynentaler Blatt vom 27. September 2015 und Diemelstadt-Wrexen war mit seiner Pferdeleistungsschau für wenigstens einen Tag das „Mekka der Ponyzüchter“ (Waldeckische Landeszeitung-Frankenberger Zeitung, 15. August 2015). Nicht unbedenklich scheint die Entwicklung zu sein, die sich hinter der „Gamescom 2015“ verbirgt, die Köln zum „Mekka für Hardcore-Gamer, Gelegenheitsspieler, Spiele-Entwickler“ werden ließ. (heise online, 3. August 2015)

Dem Glücksspiel in puncto Verlässlichkeit der Prognosen nicht unähnlich, ansonsten aber eher eine Angelegenheit des Glaubens, vor allem der Dogmatik ist die Wissenschaft von der Ökonomie. Da kann es nicht ausbleiben, dass die Anhänger dieser okkulten Religion ebenfalls ein Mekka brauchen. Es wundert also die Meldung, dass „Münster das Mekka der Ökonomen“ ist, nur insofern, als Münster ja früher der Hauptort, ja das Mekka der Wiedertäufer war. In jedem Fall ein schöner Beitrag zum interreligiösen Dialog. Dass aber die „Hochzeitsburg Wernigerode“ zum „Mekka für Ja-Sager“ (mdr.de, 2. Juni 2015) erklärt wurde, scheint doch ein wenig übertrieben. Und ob der Grünkohl, auf den der letztjährige „Apfel- und Erdapfeltag“ seinen Schwerpunkt legte und damit „Wilstedt als Mekka des Slow Food“ prädestinierte (Wümme-Zeitung, 29. September 2014), ob also der Grünkohl nicht vielleicht halal war und daher keineswegs mekka-tauglich, muss gegebenenfalls eine Fatwah aus Mekka klären. Nicht auszuschließen also, dass so mancher gutgläubige innerdeutsche Mekka-Pilger demnächst den Gang nach Canossa antreten muss. Doch davon ein andermal. +++ fuldainfo | gerhard merz

[ad name=“Textwerbung“]