Merkel erwartet „schwierigste Phase der Pandemie“

Grüne gegen Impf-Untersuchungsausschuss

Angela Merkel (CDU).

Nach Ansicht von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) waren die vergangenen 12 Monate Coronakrise nicht vergleichbar mit dem, was jetzt noch bevorsteht. „Diese nächsten Winterwochen sind die wohl schwierigste Phase der Pandemie“, sagte Merkel in ihrem am Samstag veröffentlichten Video-Podcast. „Welche Auswirkungen die Weihnachtstage und Silvester auf das Infektionsgeschehen haben, das können wir an den Zahlen noch gar nicht richtig ablesen“, so Merkel. Was man über Mutationen des Virus höre, mache die Sorgen noch größer. Bezüglich der Impfstoffbesorgung verteidigte Merkel, dass Deutschland zunächst nicht selbst mit den Herstellern verhandelt hat. „Ich bin fest überzeugt, dass es gut war, auf den europäischen Weg zu setzen.“ Das Virus lasse sich von keinem Land alleine besiegen. „Kein Land, auch Deutschland nicht, wäre sicher vor dem Virus, wenn seine Freunde und Nachbarn es nicht wären“, sagte die Kanzlerin.

Grüne gegen Impf-Untersuchungsausschuss

Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt hat Forderungen nach einem Untersuchungsausschuss zur Beschaffung von Corona-Impfstoffen als „unverantwortlich“ zurückgewiesen. Zwar habe Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auch Fehler gemacht, sagte sie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe, „aber wenn wir jetzt einen Untersuchungsausschuss einrichten, bindet das Kräfte, denn genau diejenigen, die das Impfen organisieren sollen, müssten sich stattdessen in Bereitstellung von Akten vertiefen.“ Sie sei „total dafür“, dass man sich anschaue, was schiefgelaufen sei – „aber bitte erst, wenn wir es leichter haben, was die pandemische Lage angeht“. Einen Untersuchungsausschuss hatte zuletzt die FDP verlangt. Die Grünen-Politikerin nannte die politische Auseinandersetzung um die Impfstoff-Beschaffung absurd. „Die SPD als Teil der Bundesregierung schickt Gesundheitsminister Spahn einen Fragenkatalog. Wie reden die eigentlich sonst miteinander?“, fragte sie. Durch ein solches „Hickhack“ beschädige man auch Vertrauen bei den Menschen in die Impfungen. „Es ist wichtig, dass die Produktionskapazitäten und die Impfstoffmengen rasch erhöht werden, das geht nicht auf Knopfdruck, aber ich bin sicher: Wir werden in wenigen Monaten sehr viel Impfstoff zur Verfügung haben.“ Gleichwohl forderte Göring-Eckardt, das Impfen einheitlicher zu organisieren. „Wir brauchen jetzt dringend eine Task Force, in der nicht nur Regierungsmitglieder sind“, sagte sie. „Um das Impfmanagement zu optimieren, müssen wir bundesweit diejenigen zusammenholen, die wissen, woran es in der Praxis mangelt.“ Notwendig sei außerdem eine Kommunikation, die das Vertrauen in die Impfstoffe stärke. „Wir haben eine viel zu große Impfzurückhaltung – gerade auch beim Personal von Pflegeheimen“, beklagte sie.

Stiko: Corona-Impfstoffe auf keinen Fall kombinieren

Die Ständige Impfkommission (Stiko) rät dringend davon ab, verschiedene Corona-Impfstoffe zwischen der ersten und zweiten Spritze zu tauschen oder gar zu mischen. „Das darf im Augenblick auf keinen Fall gemacht werden“, sagte Thomas Mertens, Leiter des Gremiums und Ärztlicher Direktor des Instituts für Virologie des Universitätsklinikums Ulm, am Samstag bei einer Veranstaltung, auf der Apotheker Fragen stellen konnten. Dazu gebe es weltweit „null Daten“, sagte Mertens, die seien dafür aber notwendig. Wer also für die erste Impfung den Wirkstoff von Biontech bekommen habe, müsse ihn auch für die zweite haben. Ansonsten seien die derzeit zugelassenen Impfstoffe von Biontech und Moderna als gleichwertig anzusehen. Möglicherweise gebe es zu einem späteren Zeitpunkt eine Empfehlung für verschiedene Altersklassen, wenn mehr Informationen vorlägen. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte bei derselben Veranstaltung, dass stand heute „über 500.000 Mensche n“ in Deutschland eine Impfung bekommen haben. Die bundesweite Impfquote liegt damit bei mindestens 0,6 Prozent.

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