Mangel trifft Schwemme

Prognosen über steigende Schülerzahlen

Berlin. Zunächst einmal gilt: „Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“ In der Bildungspolitik hat sich dieser Satz, der gleich mehreren Berühmtheiten zugeschrieben wird, in den vergangenen Jahrzehnten oft bewahrheitet. Beispiel Lehrer: In den vergangenen 30 Jahren haben sich Lehrerschwemme und Lehrermangel zyklisch immer wieder abgewechselt. Im Moment herrscht Lehrermangel, alle Bundesländer suchen Nachwuchskräfte oder setzen auf Quereinsteiger. Bei den Schülerzahlen ist das nicht anders.

Lange Zeit ging man von einem rapiden Rückgang aus, jetzt prophezeit die gestern vorgestellte Bertelsmann-Studie eine starke Zunahme. Ganz schwierig ist es, wenn beide Kurven gegeneinander laufen. Wenn Lehrermangel auf Schülerschwemme trifft. Und das passiert derzeit. Jahrelang haben sich die Deutschen sozusagen geweigert, mehr Kinder in die Welt zu setzen, sodass in der Folge weniger Schulen benötigt wurden. Inzwischen, und das muss man lobend erwähnen, scheinen auch die politisch gesetzten Rahmenbedingungen die Trendwende herbeigeführt zu haben. Seitdem es bessere Betreuung und das Elterngeld gibt, werden mehr Kinder geboren. Und die stark gestiegene Zuwanderung tut ihr Übriges. Doch die Pädagogen fehlen.

Es wäre die Aufgabe der Kultusminister, solche Trends frühzeitig zu erkennen. Sie haben offenbar geschnarcht. Das entbindet sie aber nicht davon, jetzt Konsequenzen zu ziehen und schnell nachzubessern. Aber da kommt ein anderes Problem ins Spiel: Die Bildungspolitik ist ein schwerer Tanker, der sich nur mühsam bewegen lässt. Veränderungen brauchen Zeit. Und Geld. Für neue Lehrer, die erst einmal ausgebildet werden müssen, für den Bau neuer und vor allem für die Sanierung bestehender Schulen. Das geht nur mithilfe des Bundes. Dies wollen aber viele Länder aus föderalem Egoismus nicht. Höhere Schülerzahlen sind jedoch nur dann schön, wenn es auch die Einsicht gibt, dass endlich viel mehr für bessere Lernbedingungen getan werden muss. Daran fehlt es vor allem, so die Lausitzer Rundschau. +++