Main-Kinzig-Kreis fördert „Natur auf Zeit“ – Bahn stellt Flächen bereit

Weitere Lebensräume für Insekten und Kleintiere

Projektingenieurin Dr. Katja Fuhr-Boßdorf betreut das Gleisausbauprojekt im mittleren Kinzigtal und widmet sich auch der Idee „Natur auf Zeit“.

Mit dem Förderprogramm „Unternehmen blühen auf“ stärkt der Main-Kinzig-Kreis seit einigen Monaten die Artenvielfalt. In Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverband Main-Kinzig e.V. werden Unternehmen motiviert, ihre nicht genutzten Gewerbeflächen in Blühflächen umzuwidmen. Mehr lebendige Vielfalt als gestutzte sterile Rasenmonotonie, lautet die Devise. Nachdem bereits zahlreiche Städte und Gemeinden das 2016 gestartete Programm „Main-Kinzig blüht“ zur Anlage von heimischen Blühwiesen mit Begeisterung umsetzen, werden seit 2019 nun auch gezielt Unternehmen angesprochen. „Wir wollen keine Chance ungenutzt lassen, um neue Lebensräume für Insekten und andere Kleintiere zu schaffen“, erläutert Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler. Die Resonanz auf das Angebot ist enorm.

Mit dem Konzept „Natur auf Zeit“ wird nun ein weiterer „bunter Ableger“ dieser Idee in die Tat umgesetzt. Das Programm fördert die befristete insektenfreundliche Bepflanzung von Brachflächen. Zudem entwickelt sich auf diesen temporären Standorten eine ganz eigene Pflanzenwelt mit interessanten „Pionierarten“. Die Deutsche Bahn stellt hierfür temporär ungenutzte Baustelleneinrichtungsflächen bereit.

Umweltdezernentin Susanne Simmler zeigt sich entschlossen: „Auch während der Corona-Krise arbeiten wir mit Nachdruck daran, das Insektensterben zu stoppen, indem wir gemeinsam heimische Pflanzenarten verbreiten helfen. Nun starten wir mit der temporären Nutzung von Flächen“. Der Kreis schafft Planungs- und Rechtssicherheit für eine zeitweise insektenfreundliche Bepflanzung, bis die Fläche nach einigen Jahren anders genutzt wird. Unter diesen Rahmenbedingungen überlässt die Deutsche Bahn in Gelnhausen eine erste Baustelleneinrichtungsfläche der Natur. Die Fläche werde später beim viergleisigen Ausbau der Strecke Hanau–Gelnhausen benötigt. Für die aktuellen vorbereitenden Kabelarbeiten ist nur ein Teil der Fläche nötig.

Projektingenieurin Dr. Katja Fuhr-Boßdorf, die für die DB Netz AG das Gleisausbauprojekt umwelttechnisch betreut, erläutert: „Natur auf Zeit heißt für uns, dass wir von Flächen, die wir heute nur teilweise benötigen, ungenutzte Bereiche abteilen und dem Naturschutz widmen. So können darauf attraktive Blühflächen entstehen.“ Die erste Fläche liegt bei Gelnhausen gegenüber der Burgmühle und wird vollständig erst ab 2024/2025 beim Gleisbau gebraucht. Für weitere Flächen, wo die Arbeiten zum Kabeltiefbau bald abgeschlossen sind, wird diese Option ebenfalls geprüft.
Bernd Leutnant von der Unteren Naturschutzbehörde des Main-Kinzig-Kreises erklärt: „Das Konzept Natur auf Zeit ist ein dynamischer Ansatz und entspricht den Zielen des Naturschutzes. Wie auch das Bundesamt für Naturschutz ausführt, muss zur Sicherung der biologischen Vielfalt nicht zwingend jedes einzelne Biotop oder Individuum einer Art erhalten werden. Vielmehr kommt es auf die Populationen von Tieren und Pflanzen an.“ Was zähle, sei also letztlich der größere Zusammenhang der Gesamtbilanz.

Im Rahmen des Förderprogramms „Unternehmen blühen auf“ übernimmt der Main-Kinzig-Kreis die Beratung, Planung und Pflegeplanung von Gewerbeflächen. Die Realisierung liegt bei den Unternehmen selbst. Ansprechpartner für die Unternehmen ist Jörg Schmitz im Auftrag des Kreises. +++ pm