Kreishandwerkerschaft Fulda blickte auf die Anfänge zurück

Von der Schuhmacher-Zunft zum starken regionalen Netzwerk

„50 Jahre sind wir im September 2023 als Kreishandwerkerschaft Fulda an diesem Standort in der Rabanusstraße 33. Seitdem ist die Kreishandwerkerschaft Fulda Ansprechpartner für alle Belange rund ums Handwerk“, so Kreishandwerksmeister Thorsten Krämer bei einer Feierstunde anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Kreishandwerkerschaft Fulda am gestrigen Samstag in Fulda. Besonders freute es Krämer vom Vorstand der Kreishandwerkerschaft Fulda, auch seine Vorgänger im Amt des Kreishandwerksmeister, die Ehrenkreishandwerksmeister Alois Solf, Ullrich Gehring und Claus Gerhardt im Seminarraum der Kreishandwerkerschaft Fulda willkommen zu heißen. Weiter hieß Kreishandwerksmeister Thorsten Krämer Gabriele Leipold, die Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Fulda, seine Kollegen aus den Innungen, die Obermeister sowie Ehrenamtsträger willkommen. Für die Politik wurden der Regierungspräsident aus Kassel, Mark Weinmeister, der Landrat des Landkreises Fulda, Bernd Woide, sowie der Fuldaer Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld begrüßt. Aus der heimischen Wirtschaft wohnten u.a. der IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Konow und Christoph Burkhard (Region Fulda GmbH) der Feierstunde bei.

In seiner Rede ging Kreishandwerksmeister Thorsten Krämer kurz auf die Geschichte der Kreishandwerkerschaft Fulda ein. So war ganz zu Beginn ihre Geschäftsstelle im zweiten Obergeschoss des Gebäudes verortet, im ersten Obergeschoss hatte die Buchstelle ihren Sitz. Im Keller und ohne Tageslicht – das mag man sich heute kaum vorstellen – war seinerzeit die Technikerkrankenkasse, so Krämer. 50 Jahre seien für ein Handwerk eigentlich ein eher kleines Jubiläum. Im Jahr 1996 gab es erste Veränderungen im Haus. „Die Kreishandwerkerschaft zog damals eine Etage tiefer“, so Krämer. Mieter ist die Kreishandwerkerschaft seit fast Dreijahrzehnten. 2017 erfolgten Umbauarbeiten im Lagerraum, der jetzt als Seminarraum fungiert, in diesem die gestrige Feierstunde stattfand. Der Umbau des Lagerraums zum Seminarraum hieß der Kreishandwerksmeister als „wahrer Glücksfall“. Zu Coronazeiten konnten dort alle Meisterkurse entweder als Hybrid – oder Online-Kurse angeboten werden. Was sich bewährt hat, behält man bekanntlich bei und so entschied sich die Kreishandwerkerschaft Fulda dafür, die Meisterkurse auch heute noch als hybride Veranstaltungsformate anzubieten. Wie Krämer am Samstag verriet, hat man die Angebote der Kreishandwerkerschaft auf andere Landkreise und Regionen ausgeweitet, womit man versucht, die Region und den Landkreis auch über die Stadt- und Kreisgrenzen hinaus attraktiver zu machen versucht. Mit Erfolg, denn die Kurse werden gut angenommen und die Nachfrage nach Berufsausbildungen im Handwerk nimmt wieder Fahrt auf.

Das Handwerk in der Region wurde erstmals in 1307 urkundlich erwähnt

Im Jahr 2018 feierte die Kreishandwerkerschaft im Allgemeinen ihr 100-jähriges Bestehen. „Das Jubiläum geht auf die Gründung des Fuldaer Handwerkeramts im September 1918 zurück“, verdeutlichte Krämer. „Das Handwerk an sich hat in der Region jedoch eine ganz andere Dimension“. Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Handwerk in der Region Fulda im Jahr 1307. „1307 erlaubte der damalige Fürstabt Heinrich V, Graf von Weilnau, den Schuhmachern in Fulda eine Zunft zu gründen. Heute stellt sich das Handwerk in der Region anders dar“, so der Kreishandwerksmeister. Heute vertritt die Kreishandwerkerschaft Fulda in den verschiedenen Gewerken 18 Innungen, die mit ihren Betrieben in der Kreishandwerkerschaft Fulda als Körperschaft des Öffentlichen Rechts organisiert. Über 900 Mitgliedsbetriebe gehören der Kreishandwerkerschaft Fulda an. „Ein Aushängeschild“, wie Krämer findet. Die Kreishandwerkerschaft Fulda ist Trägerverein Stufenausbildung Bau mit der Lehrbauhalle in der Goerdelerstraße und übernimmt die Geschäftsführung der Unternehmerfrauen im Handwerk. „Die Kreishandwerkerschaft Fulda ist ein regionales Netzwerk über alle Bereiche hinweg; und ich glaube, darauf können wir stolz sein und am heutigen Rag ein bisschen mehr“, sagte der Kreishandwerksmeister, der den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern allen voran Geschäftsführerin Gabriele Leipold für ihr Engagement herzlich dankte. Speziell an die Geschäftsführerin gerichtet, sagte Krämer: „Sie sagt immer, dass ich der Chef bin, aber sie leistet eine großartige, wertvolle Arbeit.“

Bis heute hat die Kreishandwerkerschaft Fulda mit den Auswirkungen der Pandemie zu kämpfen

„Das Handwerk ruht nie. Auch nicht am Wochenende. So ist der Terminkalender stets gut gefüllt, was eine hohe Verantwortung mit sich bringt. Die Themenfelder, in der wir heute unterwegs sind, sind andere als vor 50 Jahren. So haben wir auch heute noch mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie, was die Ladeinfrastruktur für das Elektrogewerke oder die Solarenergie anbetrifft, zu kämpfen einhergehend mit den hohen bürokratischen Vorgaben, die es ihr nicht leicht macht.“ Der Kreishandwerksmeister weiter: „Das Handwerk arbeitet lösungsorientiert, pragmatisch und es überlegt vorher, bevor es Hand anlegt, was es im Stande ist, zu leisten, um es anschließend umzusetzen. Das sind alles Dinge, vor dem Hintergrund der aktuellen Bundespolitik betrachtet, derzeit fehlen.“ Zwischen 150 und 200 Ehrenamtliche arbeiten im Hintergrund für die Kreishandwerkerschaft Fulda. Mit 18 Innungen verpflichten sich automatisch 18 Obermeister. „Jeder Obermeister hat mindestens einen Stellvertreter; eher zwei“, verdeutlichte Krämer die organisatorischen Dimensionen. Da die, die sich sonst eher im Hintergrund halten und dort agieren, nutzte Kreishandwerksmeister Krämer die gestrige Feierstunde, um all denjenigen, sie sich ehrenamtlich für das Handwerk engagieren, einmal herzlich Danke zu sagen. „Ohne dieses Ehrenamt würde keine Ausbildung, keine Innungsarbeit und auch keine duale Ausbildung und es würden auch keine Prüfungen stattfinden“, so Krämer.

Ein Kernthema der Kreishandwerkerschaft ist die Aus- und Weiterbildung. So plant, organisiert und führt die Kreishandwerkerschaft Fulda die Meisterkurse durch. Im Jahr können das schon mal bis zu fünf Kurse sein. Einige davon – so verriet Geschäftsführerin Gabriele Leipold – sind bereits jetzt ausgebucht. 150 junge Handwerkerinnen und Handwerker haben sich demnach entschieden. Entschieden, den Weg in die Meisterausbildung zu gehen. Und einen Meisterkurs – den belegt man ganz bewusst, weiß Krämer. „Man sucht seine berufliche Erfüllung in dem Gewerk, für das man sich einmal entschieden hat und in ihm die Karriereleiter weiter nach oben will, seinen beruflichen Weg vielleicht in der Selbstständigkeit sieht oder im Ausüben einer Führungsposition im Unternehmen. Das sind die Leute, auf die wir in Zukunft schauen und auch schauen müssen.“ Bezug genommen auf die Akademisierung sagte der Kreishandwerksmeister: „Man will viel erreichen, beruflich hoch hinaus, aber es muss auch Leute geben, die die sich gesteckten Ziele auch umsetzen; und das werden Handwerkerinnen und Handwerker sein. Weil am Handwerk kommt heute niemand mehr vorbei, weshalb Kreishandwerkerschaften mit dem Slogan ‚die Wirtschaftsmacht von nebenan.‘ werben.“

Neue Fassadenbeschriftung zum Jubiläum: Digitalisierung hält Einzug im Handwerk

Das klassische Handwerk befindet sich im Transformationsprozess: Vom klassischen Handwerk zum digital gestützten Handwerk. Anlässlich ihres 50-jährigen Jubiläums an ihrem heutigen Standort hat die Kreishandwerkerschaft Fulda ihre Außenfassade neu gestaltet und dokumentiert seit Kurzem: „Haus des Handwerks“. Die neue Fassadenbeschriftung wurde mittels einer modernen, digital gestützten Technologie durch einen Betrieb ihrer Maler-Innung realisiert. Der Familienbetrieb „Edle Räume Fulda/Hünfeld“ hat hier einen ganz neuen Digitaldruck angewendet mit einer Schattenwirkung in der Schrift und einem UV-Schutz. Mit Farbe und Pinsel und bis man alles abgeklebt habe, stehe man nach Thorsten Krämer ein paar Stunden länger auf der Leiter. „Die Digitalisierung hält in allen handwerklichen Bereichen Einzug“, so der Kreishandwerksmeister.

Regierungspräsident Mark Weinmeister: Das Handwerk hat Städte über Jahrhunderte geprägt

Regierungspräsident Mark Weinmeister, der eigens der Jubiläumsfeier aus Kassel angereist war, freute sich, die schon viele Male anvisierte Stippvisite bei der Kreishandwerkerschaft Fulda endlich nachholen zu können. Neben herzlichen Glückwünschen zum Jubiläum dankte der Regierungspräsident allen Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen Akteuren der Kreishandwerkerschaft ohne deren Engagement es am Ende nicht gehen würde. „Denn am Ende profitieren wir alle davon. Wir sind sehr froh, dass wir die Wirtschaftsmacht von nebenan haben“, so der Regierungspräsident. Die gelungene Fassadenbeschriftung sei ein gutes Beispiel dafür, wie gut traditionelles Handwerk und Digitalisierung „Hand in Hand“ gehen könne, zumal die Digitalisierung heute in nahezu allen Bereichen Einzug hält. Traurig gestimmt habe den Regierungspräsidenten, dass in den Köpfen der Gesellschaft eine gute handwerkliche Berufsausbildung nicht viel wert gewesen schien oder dem Handwerk nicht der Stellenwert eingeräumt wurde, den das Handwerk über viele Jahrhunderte hatte. Inzwischen sei es ja wieder anders. Bezuggenommen auf 1307 sagte Mark Weinmeister: „Die Verfasstheit einer Stadt, wie Fulda, die konnte man sich ohne Zünfte, die übrigens ein wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens waren, gar nicht vorstellen. Das Handwerk hat Städte über Jahrhunderte geprägt und das ist auch heute noch so. So bleibt mir am Ende nur noch herzlich Danke zu sagen und viel Glück zu wünschen für die nächsten 50 Jahre.“

Landrat Bernd Woide: Dem Handwerk den Stellenwert einzuräumen, den es immer hatte

Landrat Bernd Woide verwies in seiner Glückwunschansprache auf ein besonderes Jubiläum im Wissen, dass es bei den 50 Jahren Kreishandwerkerschaft nicht nur um ein Gebäude gehe. So wohne einem jeden Handwerksbetrieb ein „Haus des Handwerks“ inne und überall in der Region dort, wo dieses präsentiert würde. Anlässlich des Jubiläums fand der Landrat des Landkreises Fulda deutliche Worte zur Akademisierung, die allgegenwärtig zu sein scheine. Zum Glück hätte sich das Bild vom Handwerk innerhalb der Gesellschaft wieder etwas mehr ins Positive verkehrt. Woide: „Wir sind als Gesellschaft immer noch auf dem Trip der Akademisierung. Alles muss irgend möglich akademisch ausgebildet werden.“ Und weiter: „Ich möchte die Bedeutung der akademischen Ausbildung nicht kleinreden, aber wir erkennen seit einigen Jahren, dass das nicht alles ist. So hat insbesondere die KI (=Künstliche Intelligenz) auf das akademische Berufsspektrum erhebliche Auswirkungen.“ Beim Handwerk stünde man vor ganz anderen Herausforderungen. Ein Blick in die Geschichte geworfen, sagte der Landrat: „Die Zünfte, das waren geachtete Leute. Die haben das kommunale Gemeinwesen mit organisiert. Zünfte, das waren tragende Säulen. Wer im Mittelalter einen Handwerksberuf ausübte, der galt in der Gesellschaft als etwas Besonderes und war angesehen.“ Hier müsse man nach Woide wieder hinkommen. Am Ende des Tages sei es nicht der Computer, der etwas erreicht, auch nicht die KI, sondern der Mensch. Zur Energiewende Bezug genommen, sagte Woide: „Ich war am Freitag in Rasdorf. Die Gemeinde will sich über eine Energiegenossenschaft Nahwärmeversorgung organisieren. Und auch hier wird man am Handwerk nicht vorbeikommen. Daher sind wir gut beraten, dem Handwerk den Stellenwert einzuräumen, den es hat – und den es eigentlich immer hatte, aber diesen eben wieder mehr in den Fokus zu stellen.“

Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld überbrachte die Glückwünsche von Seiten der Stadt und nahm, wie auch schon seine Vorredner, die handwerkliche Berufsausbildung in den Blick, die nicht nur chancenreich sei, sondern auch ein Beruf mit Zukunft. Vor dem Hintergrund des Fachkräftebedarfs komme der Kreishandwerkerschaft aktuell eine besondere Rolle zu, diese Rolle anzunehmen und umzusetzen, er sich bei der Kreishandwerkerschaft Fulda, keine Sorgen mache wohl im Wissen, dass man der Fachkräftesicherung nur gemeinsam als Gesellschaft Rechnung tragen könne. +++ jessica auth

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