Kardinal Marx kritisiert Söders Kreuz-Anordnung

Es stehe dem Staat nicht zu, zu erklären, was das Kreuz bedeute.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx

München. Der Chef der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) für dessen Kreuz-Erlass kritisiert. Es sei „Spaltung, Unruhe, Gegeneinander“ entstanden, sagte Marx der „Süddeutschen Zeitung“. „Wenn das Kreuz nur als kulturelles Symbol gesehen wird, hat man es nicht verstanden“, sagte der Erzbischof von München und Freising. „Dann würde das Kreuz im Namen des Staates enteignet.“

Es stehe dem Staat nicht zu, zu erklären, was das Kreuz bedeute. Das Kreuz könne man nicht haben ohne den Mann, der daran gehangen habe, sagte Marx: „Es ist ein Zeichen des Widerspruchs gegen Gewalt, Ungerechtigkeit, Sünde und Tod, aber kein Zeichen gegen andere Menschen. Ein Kreuz aufhängen heißt: Ich möchte mich an den Worten dessen orientieren, der am Kreuz für die ganze Welt gestorben ist. Das ist eine Provokation, für jeden Christen, für die Kirche, aber auch für den Staat, der sich auf dieses Zeichen beziehen will“, so der Kardinal weiter. Die gesellschaftliche Debatte über das Kreuz hält er für wichtig: „Was heißt es, in einem christlich geprägten Land zu leben?“

Dafür müsse man aber alle einbeziehen: Christen, Muslime, Juden und jene, die gar nicht gläubig sind. Der Staat müsse dafür sorgen, dass sich religiöse Überzeugungen artikulieren können. Aber er könne nicht bestimmen, was der Inhalt dieser religiösen Überzeugung ist. Er könne etwas dafür tun, dass diese Werte dann gelebt würden. „Und das tut der Staat bei uns auch.“ Das Evangelium lasse sich nicht eins zu eins in praktische Politik umsetzen. „Aus christlicher Sicht sollte es aber ein Leitbild für die Politik sein, die Würde jedes Menschen zu achten, besonders der Schwachen. Wer ein Kreuz aufhängt, muss sich an diesen Maßstäben messen lassen.“ +++