Kanzleramtschef begrüßt Prüfung einer Corona-Testpflicht

Lauterbach befürwortet verpflichtende Corona-Tests

Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) hat sich dafür ausgesprochen, zu prüfen, ob Reiserückkehrer zu Corona-Tests verpflichtet werden können. Eine „stärkere Verbindlichkeit“ bei den Corona-Tests wäre sicher gut, sagte Braun am Montag im RBB-Inforadio. Er begrüße, dass das vom Bundesgesundheitsministerium jetzt geprüft werde. „Weil wir eben in den letzten Tagen sehen, dass (…) das diffuse Infektionsgeschehen – hier Reiserückkehrer, da eine Feierlichkeit – deutlich zunimmt. Das macht uns natürlich Sorgen.“ Dieses kleinteilige Infektionsgeschehen sei sehr schlecht zu kontrollieren, so Braun. Darüber hinaus würden Tests auf freiwilliger Basis auch nur einen Teil der Menschen erreichen: „Meistens sind es die fürsorglichen Menschen, die sich auch im Urlaub ohnehin sehr vorsichtig verhalten haben, die freiwillige Angebote wahrnehmen, während diejenigen, die eher sorglos sind, dann auch einen freiwilligen Test nicht wahrnehmen.“

Lauterbach befürwortet verpflichtende Corona-Tests

SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach hat sich für verpflichtende Tests für alle Urlaubsrückkehrer nach Deutschland ausgesprochen – und unterstützt damit Forderungen des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU). „Der Bund muss schnellstmöglich prüfen, ob verpflichtende Tests für Urlaubsrückkehrer möglich sind“, sagte Lauterbach dem Nachrichtenportal Watson. Man hätte das „aber auch schon vorher prüfen können“. Söder hatte sich am Montagvormittag für verpflichtende Tests an Flughäfen ausgesprochen. Die Pflicht sollte nach Lauterbachs Auffassung nicht nur für Rückkehrer aus sogenannten Risikoländern gelten – sondern für alle, die aus dem Ausland nach Deutschland zurückkehren. „Jeder Urlaubsrückkehrer sollte kostenlos getestet werden. Die Unterscheidung zwischen Risikoländern und Nicht-Risikoländern ist künstlich und sinnlos. Es kommt eher auf das Verhalten der Menschen am Urlaubsort an. Und das war nicht immer vorbildlich, wie wir unter an derem auf Mallorca gesehen haben.“ Lauterbach ist überzeugt, dass die Corona-Infektionszahlen in jedem Fall wieder steigen werden. Dem Nachrichtenportal sagte er: „Wir können die zweite Welle nicht vermeiden. Wir müssen aber alles tun, um die zweite Welle so gering wie möglich zu halten.“ Verbindliche Tests für Urlaubsrückkehrer wären Lauterbach zufolge „eine einmalige Gelegenheit“. Nur so könne bei Menschen direkt bei ihrer Rückkehr überprüft werden, ob sie infiziert seien. Und ohne Pflicht wäre eine solche Überprüfung „kaum durchsetzbar.“

Bayerns Gesundheitsministerin will Corona-Testpflicht für Reisende

Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) hat sich für verpflichtende Corona-Tests nach dem Aufenthalt in einem Risikogebiet ausgesprochen. Die sei in ihren Augen sehr wichtig, sagte Huml am Montag im RBB-Inforadio. Die CSU-Politikerin verwies auf das Frühjahr, als in Bayern die Infektionszahlen nach den Faschingsferien gestiegen waren. Das Thema Reiserückkehrer beschäftige sie daher sehr. Auch sei ihr Eindruck, dass nicht jeder sich, wenn er zurückkomme, an die 14 Tage Quarantäne halte. Es sei auch sehr schwierig, „das bei jedem Einzelnen wirklich kontrollieren und nachvollziehen zu können“, so Huml weiter.

Verpflichtende Tests für Reisende nur mit Kostenübernahme

Der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin fordert, dass verpflichtende Corona-Tests für Reiserückkehrer aus Risikogebieten kostenlos für die Betreffenden sein müssen. „Hier mit dieser Stigmatisierung zu arbeiten ist kontraproduktiv in einer Pandemie“, sagte Schmidt-Chanasit den Fernsehsendern n-tv und RTL. „Es geht um die Sicherheit aller.“ FDP-Chef Lindner hatte zuvor gefordert, dass Menschen, die aus Risikogebieten einreisen, die Kosten für verpflichtende Tests selber tragen sollen. Grundsätzlich befürworte er verpflichtende Testungen, gerade aus Hochrisikogebieten, so Schmidt-Chanasit. So könne man eine Einbringung von vielen Infektionen nach Deutschland minimieren, „aber die Kosten müssen übernommen werden“. Zudem brauche es ein Gesamtkonzept für Reiserückkehrer. Verpflichtende Tests seien ein Aspekt, aber man könne sich zum Beispiel auch vorstellen, dass jeder Rückkehrer eine Nachricht mit Informationen über Testmöglichkeiten und Ansprechpartner bekomme, sobald sich das Handy wieder ins Netz einlogge. „Das sind ganz wichtige Informationen, weil ja nun nicht alle über die Flughäfen einreisen“, sagte Schmidt-Chanasit.

Steuerzahlerbund gegen kostenlose Corona-Tests für Risiko-Urlauber

Der Bund der Steuerzahler hat sich gegen eine Kostenübernahme für Corona-Tests bei Reiserückkehrern durch Bund und Länder ausgesprochen. „Reisende aus Gebieten, für die das Auswärtige Amt eine offizielle Reisewarnung ausgesprochen hat, sollten bei ihrer Einreise in Deutschland den Corona-Test aus eigener Tasche begleichen“, sagte Reiner Holznagel, Präsident des Steuerzahlerbundes, dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und die Ressortchefs der Bundesländer hatten am Freitag beschlossen, dass sich alle Reisenden aus Risikogebieten nach ihrer Rückkehr in Deutschland künftig kostenlos auf das Virus testen lassen können – aber nicht müssen. +++

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