Jubiläum am Klinikum Fulda: 60 Jahre Institut für Pathologie

Institutsdirektorin Prof. Köhler: Modern, fortschrittlich und kompetent

Vor mehr als 60 Jahren, am 1. Oktober 1961, wurde das „Institut für Pathologie“ am Klinikum Fulda gegründet. Zunächst wurden dort überwiegend Obduktionen vorgenommen, später kamen die diagnostischen Untersuchungen von Operationspräparaten und Biopsien dazu. Heute wird im Institut für Pathologie das gesamte Spektrum modernster Untersuchungen angeboten: Von der mikroskopischen Diagnostik, über komplexe immunhistochemische Analysen bis hin zu innovativen molekularpathologischen Techniken. Anlässlich des Jubiläums des Institutes vor wenigen Tagen hat heute das Klinikum Fulda zu einem Pressegespräch in die Räumlichkeiten des Institutes eingeladen und markante Stationen bis zum heutigen Institut beleuchtet.

„Die mikroskopische Untersuchung von Körpergewebe, die Durchführung von Obduktionen, ist mittlerweile ein extrem wichtiges und nicht mehr aus der Diagnostik wegzudenkendes Fach in der heutigen klinischen Interaktion geworden“Prof. Köhler, Institutsdirektorin.

„Die Pathologie ist in den meisten Krankenhäusern eigentlich immer im Keller verortet gewesen, aber wir leben hier durchaus im Licht und haben durchaus die Möglichkeit, ebenerdig am Hang herauszuschauen und jetzt auch auf 60 Jahre Gründungsgeschichte zurückzublicken“, stellte Prof. Dr. med. Gabriele Köhler, Direktorin des Institutes für Pathologie am Klinikum Fulda, in ihren einleitenden Worten zur Begrüßung heraus. „Die Pathologie hat sich aus der Obduktion heraus entwickelt. Die mikroskopische Untersuchung von Körpergewebe, die Durchführung von Obduktionen, ist mittlerweile ein extrem wichtiges und nicht mehr aus der Diagnostik wegzudenkendes Fach in der heutigen klinischen Interaktion geworden“, so Prof. Köhler, die seit 1989 in der Pathologie tätig ist.

Bereits im Jahr 1805 gab es im damaligen Landkrankenhaus Fulda in der heutigen Busekstraße, eine „Totenkammer“ mit einem „Sezierplatz“, der bis in die 1950er Jahre erhalten blieb. Im Jahr 1961 wurde dann am „Städtischen Klinikum Fulda“ ein Pathologisches Institut eingerichtet, dessen Gründungsdirektor Prof. Dr. Friedrich Prinz war. Das Institut war zunächst in den Kellerräumen des Krankenhauses untergebracht. Später erfolgte dann der Umzug in eine Holzbaracke. „Es wurde ein sogenanntes ‚Pathologisches Institut‘ – das ist die alte Bezeichnung, das Institut ist nicht pathologisch, aber es wurde seinerzeit so genannt, als ‚Pathologisches Institut‘ bezeichnet und gegründet. Zunächst in den Kellerräumen der Pädiatrie, später in der Kapelle des Hauses“, so Prof. Köhler. Die Institutsdirektorin weiter: „Die Räumlichkeiten waren frei – ebenso der Zugang zum Sektionsbereich, das war in 1961. Ein Jahr später, in 1962, folgte dann der Umzug in die Baracke (heute noch in der Busekstraße, was damals zum alten Städtischen Klinikum gehörte).

Wissensvermittlung und der Kontakt zu Studierenden

Von dort wurden auch die ersten histologischen, mikroskopischen Biopsie-Untersuchungen durchgeführt, Untersuchungen von Operationspräparaten, also nicht mehr nur die Obduktions-Pathologie, die Untersuchungen von Verstorbenen und die Aufklärung von Todesursachen und Krankheitszusammenhängen, sondern wirklich diagnostische Pathologie, Histologie, Enzymzytologie, all diese Dinge liefen damals an. Es wurde dann mit Dr. Faust ein weiterer Oberarzt eingestellt. Nach dem Tod von Prof. Prinz übernahm Dr. Faust das Kommissariat. Schon damals waren die studentische Ausbildung und die Weitergabe von Wissen den Verantwortlichen in der Pathologie ein Anliegen und damit der Kontakt zu Studierenden.“

Nachfolger von Prof. Prinz wurde im Jahr 1972 Prof. Dr. Roland Bässler, der im Jahr 1976 mit dem Pathologischen Institut in das neue Städtische Klinikum umziehen durfte und dort das Institut erheblich vergrößern konnte. Neben der diagnostischen Pathologie wurde im Rahmen von wissenschaftlichen Arbeiten das „Mammaregister“ für Erkrankungen der weiblichen Brust aufgebaut, und zahlreiche Promotionen zum „Dr. med.“ erstellt. Die Durchführung der von Prof. Bässler geleiteten Fachtagungen in Fulda, wie beispielsweise der Senologie-Tagung (1983), unterstrich eindrucksvoll das große Renommee des Instituts. Auch wurden die diagnostischen Methoden ausgebaut und neben der Obduktionstätigkeit die Untersuchungen an Gewebematerial, wie die histomorphologische und zytologische Diagnostik erweitert und immunhistochemische Untersuchungstechniken neu eingeführt.

„Die Obduktionszahlen lagen damals so um 300 pro Jahr, heutzutage sind es bei uns nunmehr maximal 40. Das heißt, die Obduktionstätigkeit ist nach und nach in den letzten Jahren zurückgegangen, das ist aber generell so“, sagt Prof. Köhler. Von 1993 bis 2013 führte Prof. Dr. Hartmut Arps das Institut für Pathologie, welches dann nach einer kurzen kommissarischen Interimsphase unter der Leitung von Dr. Wibke Alt seit 01.01.2014 von Prof. Dr. Gabriele Köhler geleitet wird. Seither wird das Institut stetig ausgebaut und modernste Untersuchungstechniken werden etabliert: Hierzu zählt die 2014 eingeführte Molekularpathologie welche aktuell durch die Erweiterung der Next Generation Sequencing (NGS) modernsten Standards erfüllt. Im Rahmen diagnostischer sowie therapeutischer Entscheidungen ist es heutzutage unerlässlich und leitliniengerecht im interdisziplinären Austausch die Befunde des Pathologen einzubeziehen.

Essenzieller Bestandteil für die Tumordiagnostik

„Die Pathologie ist essenzieller Bestandteil insbesondere für die Tumordiagnostik. Wir sind heutzutage vorwiegend Tumor-Pathologen. Es wird keine onkologische Therapie durchgeführt, ohne dass der Pathologe seine Meinung dazu gesagt hat. Wir sind wichtig, wenn es darum geht, weitere Therapieentscheidungen zu treffen“, verdeutlicht die Institutsdirektorin. „Ich persönlich bin leidenschaftliche Hochschuldozentin, von daher ist es mir eine Herzensangelegenheit, unser Wissen auch weiterzugeben. Studierendenunterricht ist für uns etwas, dass uns sehr viel Freude bereitet und hier dazu gehört auch entsprechende Assistenzärzte auszubilden. Wir in der Pathologie haben einen eklatanten Ärztemangel bzw. Pathologenmangel. Man kann sagen, das Durchschnittsalter der Pathologen liegt bei 60 Jahre. Wir sind dringend bemüht, Nachwuchs zu finden. Das Fach ist sehr komplex, sehr umfangreich. Es gibt im Prinzip den Allgemeinen Pathologen, das sind wir. Damit dürfen wir alle Untersuchungen durchführen von der Haarwurzel bis zur Fußzehe.“

Selbst Hirngewebeuntersuchungen führt ein Allgemeiner Pathologe durch, obwohl sich die Neuro-Pathologie von der Allgemeinen Pathologie als eigenständige Fachabteilung abgrenzt. Die Weiterbildungszeit nach dem Studium der Humanmedizin beträgt sechs Jahre. Damit ist die Facharztausbildung zum Pathologen eine der längsten Facharztausbildungen weltweit, weshalb gerade deutsche Pathologen im Ausland begehrt sind. „Das Fach der Pathologie ist umfänglich, es bereitet weiterhin viel Freude in ihr beruflich tätig zu sein und sie entwickelt sich permanent weiter. Wir werden immer wichtiger für die Diagnostik und die Therapie. Von daher sind wir ganz und gar nicht alt und verstaubt trotz der 60 Jahre, sondern modern, fortschrittlich, motiviert und kompetent“, sagt die Direktorin des Institutes für Pathologie am Klinikum Fulda Prof. Dr. med. Gabriele Köhler abschließend.

Das Institut für Pathologie am Klinikum Fulda untersucht aktuell circa 16.000 Fälle im Jahr unter Einschluss histologischer sowie zytologischer Untersuchungspräparate. Neben zwei Fachärztinnen und einem Facharzt für Pathologie wird insbesondere das molekularpathologische Labor durch die Biologin Dr. rer. nat. Verena Böhmer geleitet. Mit einem sehr engagierten, motivierten und hoch kompetenten Team erfolgt die morphologische und molekularpathologische Diagnostik für das Klinikum Fulda sowie weitere externe Einsender. „Die Pathologie ist heute eine in der Diagnostik und Therapie von Patienten entscheidende Fachrichtung, ohne die beispielsweise eine Tumordiagnose oder Tumortherapie nicht erfolgen kann. Insbesondere die Molekularpathologie eröffnet mit ihren differenzierten und patientenindividuellen Ergebnissen eine neue Dimension der Diagnostik und schafft die Voraussetzungen für eine personalisierte Medizin“, so Priv.-Doz. Dr. Thomas Menzel, Vorstandssprecher am Klinikum Fulda. +++ pm/ja