ifo Institut: Industrie dämpft Konjunktur

Deutsche Wirtschaft wächst im zweiten Quartal um 1,5 Prozent

Die deutsche Konjunktur hat sich im zweiten Quartal 2021 nur langsam erholt. Gebremst hat insbesondere eine schrumpfende Wirtschaftsleistung der Industrie. „Zwar sind die Auftragsbücher der Unternehmen prall gefüllt“, erläutert Timo Wollmershäuser, der Leiter der ifo Konjunkturprognosen. „Aber Lieferengpässe bei wichtigen Vorprodukten stoppten eine Ausweitung der Produktion.“ Im Gegensatz dazu profitierten der Handel und viele Dienstleister von den sinkenden Infektionszahlen, dem raschen Impffortschritt und den damit einhergehenden Öffnungen im Frühsommer. Entsprechend legten ihre Umsätze im Vergleich zum Jahresbeginn kräftig zu.

Im laufenden dritten Quartal wird die Erholung schwach bleiben. Vor allem im Verarbeitenden Gewerbe dürfte die Produktion weiter schrumpfen. Darauf deuten die rückläufigen Geschäftserwartungen der Unternehmen in den ifo Konjunkturumfragen der vergangenen Monate hin. Ursache dafür ist eine spürbare Verschärfung der Lieferengpässe. So gaben im Juli fast zwei Drittel der Industrieunternehmen an, durch einen Mangel an Vorprodukten in ihrer Produktion behindert zu sein. Im April lag der Anteil noch bei 45 Prozent. Aber auch die Aussichten bei den Dienstleistern und im Handel haben sich zuletzt eingetrübt. Wieder steigende Infektionszahlen und eine stockende Impfkampagne bereiten den Unternehmern, deren Geschäftstätigkeit von sozialen Kontakten abhängt, zunehmend Sorgen. Der Anstieg der Verbraucherpreise dürfte sich in den kommenden Monaten weiter beschleunigen – auf über 4 Prozent. Gründe sind steigende Energiepreise und die Rückkehr zum normalen Mehrwertsteuersatz. Anfang kommenden Jahres aber wird die Inflationsrate allmählich wieder zurückgehen in Richtung 2 Prozent. „Insofern gibt es für die Europäische Zentralbank derzeit noch keinen Anlass, die geldpolitischen Zügel zu straffen“, sagt Wollmershäuser.

Deutsche Wirtschaft wächst im zweiten Quartal um 1,5 Prozent
Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist nach einem Rückgang im ersten Quartal im zweiten Quartal wieder um 1,5 Prozent höher gewesen. Das teilte das Statistische Bundesamt am Freitag mit. Für das erste Quartal korrigierte das Bundesamt das BIP nun auf -2,1 Prozent, vorher war von einem etwas niedrigeren Rückgang ausgegangen worden. Zu der nunmehr erfolgten Erholung hätten vor allem höhere private und staatliche Konsumausgaben beigetragen, so die Statistiker. Im Vorjahresvergleich war das BIP im 2. Quartal preisbereinigt um 9,6 Prozent, preis- und kalenderbereinigt um 9,2 Prozent, höher als im 2. Quartal 2020, das vom ersten Corona-Lockdown besonders betroffen war. Im Vergleich zum 4. Quartal 2019, dem Quartal vor Beginn der Coronakrise, lag die Wirtschaftsleistung im 2. Quartal 2021 aber noch immer um 3,4 Prozent niedriger. Ausführliche Ergebnisse will das Statistische Bundesamt am 24. August bekanntgeben. +++