Hochschulpräsident Prof. Dr. Khakzar im Gespräch

Wir müssen global denken, sonst werden wir Pandemien wie diese nicht in den Griff bekommen!

Präsident der Hochschule Fulda, Prof. Dr. Karim Khakzar

Dass die Corona-Krise global betrachtet eine große logistische Herausforderung darstellt, ist seit der Verbreitung des Virus Anfang dieses Jahres bekannt. Während dem neuartigen Virus aus der Familie der Coronaviren, die nach Informationen des Robert Koch Instituts erstmals Mitte der 1960er Jahre identifiziert wurden, in Ländern wie Italien, Brasilien oder den USA in diesem Jahr bereits Abertausende zum Opfer fielen und die medizinische Versorgung in diesen Ländern mit dem Rücken zur Wand steht, sei man hierzulande nach Politikern in Deutschland bislang „relativ gut“ durch die Krise gekommen. Doch inzwischen greift das Virus auch in Deutschland immer mehr um sich und Hotspots lassen sich nicht mehr so einfach auf Länder, Kreise und Städte lokalisieren. Viel ist inzwischen zu Corona gesagt, viele Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens ergriffen und unsere Demokratie dabei auf eine harte Bewährungsprobe gestellt worden.

Während die einen die von der Bundesregierung und den Ländern verhängten Corona-Maßnahmen weitestgehend beherzigen, gehen die anderen lautschreiend auf die Straße, um gegen diese zu protestieren. Mit Beginn der Pandemie im Frühjahr dieses Jahres wurde das öffentliche, gesellschaftliche Leben von jetzt auf gleich heruntergefahren. Rätselte man nach dem scheinbaren Überwundensein der ersten Welle noch, ob es womöglich eine zweite Welle geben werde und wie sie uns vor allem treffen werde, wurde innerhalb weniger Wochen erneut bundesweit das öffentliche Leben zum Erliegen gebracht. Zwar blieben mit dem „Lockdown light“ Schulen, Kitas und Friseure erst einmal offen, Theater, Gastgewerbe und Fitnesseinrichtungen mussten jedoch erneut schließen.

Unter dem Dach der Hochschule Fulda als Campus-Hochschule für angewandte Wissenschaften arbeiten, lehren und studieren rund 10.000 Menschen. Wie überall war auch hier klar, dass zur Eindämmung des Infektionsgeschehens gehandelt werden muss. Das Präsidium mit Prof. Dr. Karim Khakzar an der Spitze trug und trägt hier eine hohe Verantwortung. Wir haben bezugnehmend der seit Monaten bestehenden Pandemie mit dem Präsidenten der Hochschule Fulda gesprochen. Unter anderem wollten wir wissen, wie die Hochschule Fulda bislang durch die Krise gekommen ist, welche Maßnahmen man hier getroffen hat – und vor allem wie diese Anklang bei der Belegschaft und den Studierenden gefunden haben.

fuldainfo: Schönen Guten Tag Herr Khakzar. Wie ist die Hochschule Fulda bislang durch die Krise gekommen?

Prof. Khakzar: Ich denke, recht gut. Wir haben im März innerhalb von vier Wochen auf Online-Lehre umgestellt. Im Verhältnis zu den Schulen sind wir in einer relativ komfortablen Situation gewesen, weil wir ein eigenes Rechenzentrum haben und schon seit vielen Jahren Erfahrungen mit E-Learning sammeln. Wir haben auch schon in der Zeit vor Corona Videoaufzeichnungen von Lehrveranstaltungen gemacht, aber natürlich nicht in diesem Umfang wie aktuell. Es ging deshalb in erster Linie darum, die Systeme aufzurüsten und Video-Konferenzsysteme zu etablieren, sodass wir dann auch mit zehntausend Mitgliedern der Hochschule entsprechend parallel fahren konnten, ohne dass uns das System zusammenbricht. Das haben wir, glaube ich, ganz gut hinbekommen. Das ganze Sommersemester haben wir fast ausschließlich online durchgeführt. Alle Veranstaltungen und Prüfungen konnten stattfinden. Unser oberstes Ziel war, dass die Studierenden keine Zeit verlieren und regulär weiterstudieren konnten und ihre sogenannten „Credit Points“ weiter sammeln konnten – wenn auch die Online-Lehre gewisse Einschränkungen mit sich bringt.

fuldainfo: Wie haben sich die Studierenden mit der ihnen gegebenen Situation arrangiert?

Prof. Khakzar: Dadurch, dass wir alle ins Homeoffice geschickt haben, wo die Studierenden auch aktuell noch sind, fehlen natürlich die persönlichen Begegnungen. Vor diesem Hintergrund haben wir eine Studierendenbefragung durchgeführt. Über 1.000 Rückmeldungen haben wir erhalten. Die überwiegende Mehrheit der Studierenden, die an dieser Befragung teilgenommen hat, war zufrieden – mit der Kommunikation und wie es insgesamt gelaufen ist. Sie haben uns ein gutes Zeugnis ausgestellt. Unterm Strich sind wir froh, dass es so gut gelaufen ist.

fuldainfo: Was war gut und womit hatte man Schwierigkeiten?

Prof. Khakzar: Wir hatten natürlich die Hoffnung, dass sich das Infektionsgeschehen wieder etwas beruhigt – im Sommer sah es ja mal ganz gut aus, woraufhin wir wieder zunehmend auf den Campus und in die Präsenzveranstaltungen zurückkehrten. In Abstimmung mit unserem Ministerium wollten wir zum Wintersemester eine ausgewogene Mischung aus Präsenzveranstaltungen und Online-Lehre anbieten – im Hochschulbereich spricht man von einem Hybridsemester. Doch dann kam die zweite Welle und die Infektionszahlen gingen exponentiell nach oben, sodass wir kurzfristig wieder in den Lockdown-Betrieb zurückkehren mussten, in dem fast alles online läuft. Unsere Erstsemesterstudierenden, die das allererste Mal mit unserer Hochschule in Berührung kommen, haben wir in der ersten Woche kurzzeitig auf den Campus geholt, damit sie ihre Professorinnen und Professoren einmal persönlich kennenlernen konnten, den Campus einmal erlebt haben, die Räume ihrer Hochschule einmal gesehen haben. Aber das ist natürlich kein Ersatz für ein Präsenzstudium.

fuldainfo: Womit hatte man die größten Schwierigkeiten, Dinge umzusetzen und was lief besonders gut?

Prof. Khakzar: Es ist nicht ganz einfach, eine Einrichtung mit über zehntausend Mitgliedern in einem solch dynamischen Geschehen wie einer Pandemie zeitnah und kontinuierlich mit aktuellen Informationen zu versorgen. Auch wir im Präsidium waren immer wieder aufs Neue Unsicherheiten ausgesetzt. Zwar haben wir uns gemeinsam mit den anderen hessischen Hochschulen wöchentlich mit unserer Ministerin via Telefonkonferenz ausgetauscht. Doch die Hessische Landesregierung war immer wieder gefordert, sehr kurzfristig neue Maßnahmen zu beschließen, die dann in der Folge von unserem Ministerium konkretisiert werden mussten. Was gilt für den Hochschulbereich? Was ist in der Lehre möglich? Dürfen wir die Bibliotheken offenhalten? Wir waren immer wieder gefordert, unsere Regeln anzupassen und ins Haus zu kommunizieren. Das ist schon eine Herausforderung gewesen. Wir haben es aber, denke ich, ganz gut hinbekommen, eine gute Informationspolitik sicherzustellen, über die üblichen Kanäle, über Social Media, über unsere Internetpräsenzen und auch die Ansprachen des Präsidiums zu Semesterbeginn

fuldainfo: Was hat man bei der Online-Lehre am meisten vermisst und kann man von zu Hause aus genauso gut lernen, wie im Präsenzunterricht?

Prof. Khakzar: Nein. Das Lernen im Präsenzunterricht ist schon ein anderes. Vieles geht jedoch besser als man vorher dachte. Eine Vorlesung vor beispielsweise 150 Studierenden geht mit unseren Videokonferenzsystemen schon ganz gut. Man sieht als Lehrender zwar keine Gesichter. Aber durch die Chatfunktion ist es möglich, ein Feedback einzuholen und die Studierenden können Fragen zur Veranstaltung stellen. Es ist selbstverständlich ein anderes Gefühl, als persönlich präsent zu sein. Man kann auch nicht mit letzter Sicherheit sagen, ob die Studierenden der Vorlesung wirklich folgen oder sie womöglich nebenher noch etwas Anderes machen und abgelenkt sind. In einer Präsenzveranstaltung sind die Studierenden direkter erreichbar. Der Vorteil ist: Die Vorlesungen können aufgezeichnet werden, sodass jeder im Nachgang einzelne Abschnitte noch einmal wiederholen kann, ergänzend dazu werden Online-Skripte bereitgestellt. Die Studierenden bekommen Prüfungsaufgaben mit den dazugehörigen Musterlösungen. Sie werden insgesamt, wie wir glauben, gut versorgt mit Lernmaterial. Viel mehr geht eigentlich nicht. Das große Manko sind nach wie vor die nicht vorhandenen persönlichen Kontakte. Denn das macht eine Hochschule aus. Die Online-Lehre über ein oder zwei Semester ist zumutbar, die nicht vorhandenen persönlichen Kontakte sind jedoch der größte Schwachpunkt in dieser Pandemie, den wir ganz deutlich spüren.

fuldainfo: Welchen Mehraufwand hatten Sie?

Prof. Khakzar: Wir waren technisch vergleichsweise gut ausgestattet, mussten aber einiges hoch skalieren und Bandbreiten sowie Speicher erweitern. Wir haben unseren 1,5 Gigabit-Zugang des Rechenzentrums der Hochschule auf drei Gigabit erweitert, weil wir nicht genau wussten, wie sich die Online-Lehre auswirken wird, wenn knapp zehntausend Studierende täglich auf unsere E-Learning-Plattformen zugreifen und über Videokonferenzen Vorlesungen verfolgen. Das haben wir jedoch gut in den Griff bekommen, es gab keine nennenswerten technischen Pannen. Die Technik hat erstaunlich gut funktioniert. Was ein erheblicher Mehraufwand war: Die Lehrenden mussten ihre Unterrichtsmaterialen binnen kürzester Zeit für die Online-Lehre aufbereiten. Bei der hohen Lehrbelastung, die sie ohnehin schon haben, bedeutete das natürlich einen erheblichen zusätzlichen Aufwand. Die Vorbereitung auf den Lehrbetrieb war daher deutlich intensiver als im normalen, eingeschwungenen Praxisbetrieb. Gleiches gilt für die Studierenden. Sie haben uns zurückgemeldet, dass das Lernen im Präsenzbetrieb weniger anstrengend sei, selbst wenn dies bedeutet, dass sie morgens um 8 Uhr an der Hochschule Fulda sein mussten. Außerdem fordert die Online-Lehre ein hohes Maß an Eigenverantwortung und Selbstdisziplin. Aus didaktischer Sicht hat diese Form des Lernens sicherlich auch Vorteile für den Lernerfolg der Studierenden, denn es fordert von den Studierenden ein erhebliches Maß an Engagement. Auf der anderen Seite zehn, elf Stunden täglich in Videokonferenzen zu verbringen, ist für die Lehrenden und die Studierenden sehr anstrengend. Technisch geht vieles besser als wir dachten, aber es ist auf der anderen Seite eben doch auch sehr kräftezehrend.

fuldainfo: Welche Maßnahmen, die sich in der Krise bewährt haben, werden Sie nach Corona beibehalten?

Prof. Khakzar: Ich glaube, alle Hochschulen werden feststellen, dass diese Pandemie einen großen Schub im Bereich der Digitalisierung gebracht hat und dass die Digitalkompetenz einen Quantensprung nach vorne gebracht hat. Sicherlich wäre das ein oder andere auch schon früher möglich gewesen. So waren wir bereits vor der Pandemie in der Lage, Lehrveranstaltungen aufzuzeichnen und im Netz zur Verfügung zu stellen. Davon haben jedoch nur wenige Lehrende Gebrauch gemacht. Inzwischen wissen wir, dass viele Studierende die Möglichkeiten der Digitalisierung sehr schätzen. Das soll in der Konsequenz jedoch nicht heißen, dass wir uns in Richtung Fernhochschule entwickeln wollen. Die beste Art zu studieren bleibt aus unserer Sicht nach wie vor das Präsenzstudium.

fuldainfo: Jetzt hat man die Kapazitäten geschaffen und die Online-Lehre hat gut funktioniert. Für Sie eine Überlegung, dieses Konzept als Teilangebot beizubehalten? Also praktisch eine Erweiterung des bereits bestehenden Angebotes an der Hochschule Fulda?

Prof. Khakzar: Das ist etwas, was man mit großer Wahrscheinlichkeit aus dieser Pandemie mitnehmen kann. Methoden, die gut funktioniert und sich bewährt haben, werden wir in Zukunft beibehalten. So gesehen werden wir gestärkt aus dieser Pandemie hervorgehen. Im Moment zahlen wir sicherlich einen hohen Preis, aber wir werden das Beste daraus machen.

fuldainfo: Welches Zeugnis stellen Sie der Politik aus? Was hat die Politik in der Pandemie gutgemacht und was hätte sie vermutlich anders oder besser machen können?

Prof. Khakzar: Ich gehöre zu den Menschen, die der Ansicht sind, dass unsere Politik insgesamt einen sehr guten Job gemacht hat. Das belegt im Übrigen die Gesamtsituation in Deutschland, die besser ist als in fast allen Nachbarländern. Wir waren mit einer völlig neuen Situation konfrontiert, niemand hatte Erfahrung, alle mussten sich erst einmal neu orientieren. Die Wissenschaft hat sich sehr schnell auf dieses Thema konzentriert und dann innerhalb kürzester Zeit immer wieder neue Erkenntnisse generiert. Jeder, der Verantwortung trägt – ob auf Bundes-, Landes-, kommunaler oder Hochschulebene – musste in kurzer Zeit wichtige und zum Teil weitreichende Entscheidungen treffen. Im Nachhinein weiß man vieles besser und einzelne Maßnahmen zu kritisieren ist immer einfacher, als einheitliche, für alle nachvollziehbare und absolut gerechte Regelungen zu finden. Im Großen und Ganzen haben wir sehr zügig und angemessen reagiert und reagieren auf das sehr dynamische Infektionsgeschehen. Ich glaube, wir können ganz zufrieden sein.

fuldainfo: Weitestgehend stimme ich Ihnen da zu. Hätte sich die Politik nicht im Hinblick auf die Situation in den Sommermonaten – beispielsweise an die vielen, unkontrollierten Partys und Veranstaltungen gedacht – eine Strategie überlegen müssen, um das Infektionsgeschehen weitestgehend einzudämmen? Immerhin war abzusehen, dass uns solche Aktion spätestens im Herbst noch bitterböse um die Ohren fliegen werden. Stattdessen aber hat man tatenlos zugesehen. Hätte sich hier die Bundesregierung nicht besser mit den Ländern abstimmen müssen? Vermutlich wäre es in der Bevölkerung gar nicht erst zu einem solchen Unmut gekommen wie er seit Wochen zu beobachten ist. Warum aber geht man hin und ordnet einen vierwöchigen Teil-Shutdown an, wo doch jeder ganz genau weiß, dass und dieser mindestens einmal bis Frühjahr nächsten Jahres begleiten wird?

Prof. Khakzar: Das ist für uns alle leicht gesagt. Dass das Infektionsgeschehen so rasant zunimmt, das hat doch Viele überrascht, und es war meines Erachtens auch in diesem Ausmaß nicht vorhersehbar. Ich will Ihnen an einem Beispiel aus meiner eigenen Hochschule zeigen, weshalb ich größtes Verständnis für alle habe, die in der Politik Verantwortung tragen. Im März hatten wir zum ersten Mal die Situation, dass wir alle Beschäftigten ins Homeoffice geschickt haben. Dies ist aber keine langfristige Lösung. Wenn jemand zuhause arbeitet, dann birgt das auf lange Sicht womöglich ganz andere Gefahren. Ein ordentlicher Schreibtisch, ein großer Monitor, ordentliche Lichtverhältnisse – all diese Dinge sind zuhause nicht unbedingt gegeben. Was wir relativ einfach tun können, ist jedem ein Notebook zur Verfügung zu stellen, aber eigentlich wäre es unsere Verantwortung, dass jeder im Homeoffice einen sicheren Arbeitsplatz erhält, der den Richtlinien entspricht. Deswegen haben wir im Spätsommer nach dem Rückgang der Infektionszahlen entschieden, dass jeder, der ein Einzelbüro an der Hochschule hat, wieder auf den Campus zurückkehren sollte. Just zu dem Zeitpunkt, als wir nach intensiven Abstimmungen mit dem Personalrat eine beidseitig akzeptierte Vereinbarung getroffen und verkündet hatten, sind die Infektionszahlen erneut dramatisch angestiegen. Und zwar exponentiell. Innerhalb kürzester Zeit mussten wir die neuen hochschulinternen Regelungen zurücknehmen und die ursprüngliche Homeoffice-Phase verlängern. Ich kann gut nachvollziehen, dass dies für einige Betroffene schwer nachvollziehbar war und so wirkte, als hätte das Präsidium keinen Plan und keine Strategie. Was ich damit sagen will: Ich glaube, es ist leicht gesagt, dass wir uns auf die jetzigen hohen Infektionszahlen besser hätten vorbereiten können. Ich glaube sogar, es musste erst so weit kommen, sonst wäre die Akzeptanz der verhängten, drastischeren Maßnahmen wohl sehr gering. Ich glaube, dass wir uns in einer komplexen Gemengelage befunden haben und immer noch befinden, und vor diesem Hintergrund habe ich großen Respekt vor denjenigen, die in der Politik jetzt die Verantwortung haben. Wir müssen uns doch nur mal in Europa umschauen: Österreich, Italien, Spanien, Frankreich, England – das sind alles vergleichbare, europäische Nationen, die jedoch ganz andere Probleme als wir haben. Bereits im März dieses Jahres, als uns die erste Welle ereilte, haben wir an die Studierenden den Appell gerichtet, dass sich jeder verantwortungsvoll und vorsichtig verhalten möge. Diesen Appell haben wir auch jetzt, als uns die zweite Welle traf, erneut an die Studierenden gerichtet, weil unsere Studierenden in einer Lebensphase sind, in der Begegnungen und soziale Kontakte sehr wichtig sind und auch einmal gerne gefeiert wird. Jeder ist in dieser Pandemie dazu angehalten, sein Verhalten zu reflektieren, denn letztlich trägt er nicht nur für sich, sondern auch seine Mitmenschen Verantwortung. Und das ist auch genau die Botschaft, die wir hier an der Hochschule von Anfang an verbreitet haben. Gleichzeitig schauen wir permanent, an welchen Stellen nachjustiert werden muss und loten aus, wo Risiken bestehen, wo Regeln verschärft werden müssen und wo sie gelockert werden können. Das kostet uns viel Zeit und Kraft.

fuldainfo: Was glauben Sie, wie lange wird es noch so gehen? Werden wir im Sommer über den Berg sein?

Prof. Khakzar: Ich bin grundsätzlich ein optimistischer Mensch. Ich denke, wir müssen wahrscheinlich im Sommersemester noch einmal mit der Pandemie leben, also hybrid lehren, mit einem hohen Anteil Online-Lehre. Ich gehe jedoch davon aus, dass sich im Laufe des Sommers die Pandemie beruhigen wird. Und ich hoffe, dass uns die Impfstoffe im kommenden Jahr Entspannung bringen werden. Es ist sehr erfreulich, dass sich die EU – und das finde ich in dieser Krise ein sehr positives Signal – darauf verständigt hat, gemeinsam Impfstoffe zu bestellen und dann auch gerecht zu verteilen.

fuldainfo: Wie ist Ihre Einschätzung: Was wird man aus der Krise mitnehmen?

Prof. Khakzar: Eines zeigt ja die Corona-Krise ziemlich deutlich: Wir sind inzwischen global so vernetzt, dass wir nicht mehr davon ausgehen dürfen, dass wir hier in Deutschland auf einer Insel der Glückseeligen leben und wir für uns alles richten können, ganz gleich, was um uns herum passiert. Die Herausforderungen sind inzwischen global, und wenn wir nicht auch global denken, werden wir solche Pandemien wie die Corona-Pandemie nicht in den Griff kriegen. Für mich ist diese Pandemie eine große Krise, eine Krise die auch eine Herausforderung für unsere Gesellschaft und die Wirtschaft darstellt, die jedoch höchstwahrscheinlich zeitlich befristet sein wird. Die derzeit etwas in den Hintergrund getretene globale Herausforderung, der Klimawandel, und alles, was damit zusammenhängt, wird in Zukunft für die Menschheit eine sehr viel größere Krise darstellen, für die derzeit kein „Impfstoff“ in Sicht ist. Und hier gilt: Wenn es uns nicht gelingt, globale, gemeinsame Lösungen zu finden, dann steht noch viel mehr auf dem Spiel. Ich hoffe sehr, dass wir Menschen verstehen, dass eine nationale und auf die eigenen, eher egoistischen Interessen ausgerichtete Politik auf lange Sicht in die Katastrophe führen wird.

fuldainfo: Danke Ihnen Herr Khakzar für das Gespräch. Bleiben Sie gesund! +++ ja