Hessen baut Ganztagsangebote bei Schulen aus

SPD: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer

Schule

Wiesbaden. In Hessen werden im kommenden Schuljahr 110 weitere Schulen eine ganztägige Betreuung anbieten. „Mit einer finanziellen Kraftanstrengung setzt die Landesregierung den weiteren Ausbau der Ganztagsangebote in Hessen auch zum kommenden Schuljahr 2016/17 fort. So wird durch die Aufnahme von insgesamt sieben Landkreisen und drei Städten der Pakt für den Nachmittag nach nicht einmal einjähriger Laufzeit bereits auf die Hälfte der hessischen Schulträger ausgedehnt. Dieses größte Ganztagsprogramm in der Geschichte des Landes ermöglicht allen Eltern der hessischen Grundschulkinder ein freiwilliges und individuell ausgestaltetes Bildungs- und Betreuungsangebot von 7.30 Uhr bis 17.00 Uhr“, erklärte der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Hessischen Landtag, Armin Schwarz, anlässlich der heutigen Präsentation des Hessischen Kultusministers Prof. Dr. Ralph Alexander Lorz zum Ganztagsschulausbau in Hessen im Schuljahr 2016/17.

„Ungeachtet dieses Schwerpunktes im Grundschulbereich werden jedoch auch an den weiterführenden Schulen die Ganztagsangebote zum kommenden Schuljahr in beträchtlichem Umfang weiter ausgebaut. So ermöglicht die Landesregierung insgesamt 45 Schulen die Neuaufnahme in das reguläre Ganztagsprogramm des Landes und 180 Schulen eine Profilerweiterung oder einen Profilwechsel im Rahmen bestehender Maßnahmen. Durch die Erhöhung der Ausbaugeschwindigkeit des Ganztagsschulprogramms von 115 auf 230 Stellen jährlich werden die knapp 2.000 Stellen im laufenden Schuljahr nochmals eine mehr als zehnprozentige Erhöhung erfahren. Darüber hinaus stehen durch ein von der parlamentarischen Mehrheit aus CDU und Grünen getragenes Zusatzprogramm nochmals sechs Millionen Euro zusätzlich für den Ausbau der Ganztagsangebote zur Verfügung. Diese massiven Investitionen sind Ausdruck einer ebenso zielstrebigen und zupackenden wie haushälterisch solide ausfinanzierten Politik zugunsten eines bedarfsgerechten und qualitativ hochwertigen Ganztagsangebotes“, so Schwarz.

Degen (SPD): Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer

Zu dem von Kultusminister Lorz vorgestellten weiteren Ausbau der Ganztagsangebote an Schulen erklärte der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Christoph Degen: „Ganztagsschulen verbessern Bildungschancen und sind Voraussetzung für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Deshalb wollen 30 Prozent der Eltern in Deutschland auch echte Ganztagsschulen und nicht bloß eine nachmittägliche Verwahranstalt. Von einem bedarfsdeckenden Angebot ist Hessen noch weit entfernt. Die auf Initiative der SPD zusätzlich in den Haushalt eingestellten Mittel für Ganztagsschulen hellen die grottenschlechte Bilanz des Landes endlich ein wenig auf. Das ist ein kleiner Anfang, aber noch lange kein Durchbruch. Bei drei echten neuen Ganztagsschulen pro Jahr bräuchte Hessen rund 380 Jahre bis alle Grundschulen echte Ganztagsschulen wären. Die nun vorgelegten Zahlen des Ministers beeindruckend zu nennen, wäre Schönrednerei. Beim derzeitigen Ausbautempo von zusätzlichen 45 Pakt-Schulen pro Schuljahr werden wir in rund 20 Jahren, zwar Betreuungsprobleme an Grundschulen beseitigt haben. Damit ist dann noch keine einzige echte Ganztagsschule entstanden. Der Pakt für den Nachmittag bleibt eine Mogelpackung und bringt Chancengleichheit keinen Schritt voran. Wir brauchen, wie von uns gefordert, mehr Anstrengungen bei Ganztagsgrundschulen und mehr weiterführende Schulen im Ganztagsschulprogramm, damit eine deutliche Veränderung eintritt. Die Landesregierung muss sich klar zu echten Ganztagsschulen bekennen und einen Ausbauplan mit Zielmarken vorlegen. Freiwilligkeit und Beteiligung von Schulen und Schulgemeinden an diesem Prozess sind Grundvoraussetzungen dafür, dass es zügig weitergeht. Zudem brauchen die Schulen echte Anreize und eine angemessene personelle Ausstattung. Ein wenig mehr Pakt macht noch lange keine echte Ganztagsschule.“ +++ fuldainfo