Eine Frage, die sich in Anbetracht stärker werdenden Präsenz der digitalen Medien schon lange stellt. Wird das Digitale das Analoge, also die Printmedien und die Papierbücher, vollends verdrängen, oder gibt es irgendwann eine Balance zwischen diesen, eine Koexistenz Beider? Ein Indikator könnte die Buchmesse in Frankfurt sein.
Die zu Ende gegangene 76. Frankfurter Buchmesse hat wohl den Wachstumskurs der vergangenen Jahre fortgesetzt. „Mit 115.000 Fachbesucherinnen (Vorjahr: 105.000) aus 153 Ländern (Vorjahr: 130 Länder) und 115.000 Privatbesucherinnen (Vorjahr: 110.000) legte sie sowohl als internationale Geschäftsmesse der Publishing- und Medienbranche wie auch als Festival des Lesens zu – und dies trotz limitierter Kartenkontingente für die beiden Wochenendtage“, so das Fazit der Verantwortlichen der Frankfurter Buchmesse in einer Pressemitteilung.
Mein Besuch am Samstag hat diesen Eindruck bestätigt. Das Kartenkontigent für Besucher „verhinderte“ einen größeren Besucherandrang. Viele, die von den eingeschränkten Besucherzahlen im Vorfeld nicht informiert waren, warteten vor den Eingängen vergeblich auf Einlass. Die Limitierung der Eintrittskarten war eigentlich keine schlechte Maßnahme, denn es war auch so sehr voll.
Also, das steigende Interesse an der Buchmesse ist ein positives Zeichen: Bücher erfreuen sich zunehmender Beliebtheit! Oder? Gilt das für alles Gedruckte? Gilt das für alle Altersschichten? Von dem Rundgang durch die Hallen erhoffe ich mir darüber Klarheit.
Die Erkenntnis war, ja, im Publikum waren alle Altersschichten vertreten. Also schon mal positiv. Wobei die Jüngeren mehr in der Halle der Fantasy-Publikationen zu finden waren als bei der Belletristik oder den Fachbüchern. Das ist natürlich nur die Momentaufnahme eines Tages ist, ohne draus allgemeine Schlüsse schließen zu können. Denn auch an den zahlreichen Ständen der verschiedenen Verlage war das Publikum nicht nur sehr zahlreich, sondern auch recht gemischt. Obwohl die mittleren und älteren Jahrgänge schon überwogen.
Mein Eindruck ist, dass Lesen einen weiteren Aufschwung erlebt, auch bei Jugendlichen. Diesen Eindruck bestätigen auch die Verantwortlichen der Buchmesse in ihrem Fazit: „Und wer sich die wachsende Lesebegeisterung bei jungen Menschen bisher nicht vorstellen konnte, erlebte sie auf der Messe eindrucksvoll: Zu sehen, wie Zigtausende Bücherfans ihre Lieblingsbücher und -autoren feierten, weckt Lust auf die Zukunft des Buches.“
Was allerdings für mich nicht klar wurde, wie sich der Trend zu E-Books entwickelt. Eine verlässliche Aussage dazu war schwer zu bekommen. Fakt ist auf alle Fälle, dass es immer mehr Bücher auch als E-Book gibt. Deshalb ist davon auszugehen, dass deren Nutzung zunimmt.
Bei den großen Tages- und Wochenzeitungen dagegen ist der Trend eindeutig. Hier überwiegt immer mehr die Nutzung der online-Ausgaben, während die Zahl der Abonnenten der Printausgaben sukzessive abnimmt. Ob dieser Trend umkehrbar ist, dürfte nach heutigen Erkenntnissen zumindest sehr schwierig sein. Wenn er denn überhaupt gewollt ist. Hier kommt es unter anderem auch darauf an, wie das Lesen bzw. die Vermittlung von Lesekompetenz in den Schulen wieder verstärkt in den Vordergrund rückt. Nicht zuletzt haben die PISA-Studien gezeigt, dass es in Deutschlands Schulen daran hapert.
Apropos digitale Wissensvermittlung. Zum Umgang mit den digitalen Medien gab es einige Infoveranstaltungen auf dem Forum Bildung des Verbandes Bildungsmedien. Interessant war die Vorstellung einer neuen Lernplattform für Medienbildung in der Sekundarstufe. Mit dieser soll Schülerinnen und Schülern der unvoreingenommene und kritische Umgang mit digitalen Informationen vermittelt werden. Nach dem Motto: nicht alles glauben, sondern hinterfragen. Den digitalen Fortschritt aufhalten zu wollen, wäre eine Illusion. Den sinnvollen Umgang damit zu erlernen, eine dringende Notwendigkeit!
Was aber ist mit dem Gedruckten? Mein Eindruck ist, zumindest in absehbarer Zeit hat das analoge Lesen eine Zukunft. Ob das so bleibt, liegt an der Bildungspolitik. Lesekompetenz muss wieder einen höheren Stellenwert in den Schulen bekommen. Insbesondere im Grundschulbereich sollte das Analoge Vorrang vor dem Digitalen haben. Der Besuch der Buchmesse hat sich jedenfalls gelohnt. +++ dieter
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