Halbzeit am Ausbildungsstellenmarkt: Bewerber haben große Auswahl

Im vergangenen Jahr waren 245 Ausbildungsstellen unbesetzt geblieben

Ausbildung

Fulda. Was sich für die Schulabgängerinnen und –abgänger als sehr komfortable Situation erweist, stellt die Arbeitgeber in der Region vor große Nachwuchsprobleme: Insgesamt 1.312 Ausbildungsstellen sind bis August noch zu besetzen, nur 562 junge Menschen sind noch auf der Suche nach einer Lehrstelle. „Rein rechnerisch kommen derzeit auf jeden Bewerber, der keinen Ausbildungsplatz gefunden hat, nahezu zweieinhalb freie Ausbildungsstellen. Diese Diskrepanz könnte sich zwar bis zum Sommer noch leicht relativieren, jedoch müssen wir damit rechnen, dass in der Boomregion Fulda mehr Ausbildungsstellen als in den Vorjahren vakant bleiben“, erklärte Waldemar Dombrowski, Leiter der Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda, im Rahmen der Ausbildungsmarktkonferenz in Fulda.

Zur „Halbzeit“ des Geschäftsjahres der Berufsberatung analysierten die regionalen Netzwerkpartner im Rahmen der Ausbildungsmarktkonferenz die aktuelle Lage und Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt. Teilnehmer waren die Agentur für Arbeit, Stadt und Landkreis Fulda, die Industrie- und Handelskammer, die Kreishandwerkerschaft, der Arbeitgeberverband Osthessen sowie der Deutsche Gewerkschaftsbund und das Staatliche Schulamt. Seit Beginn des Ausbildungsjahres haben sich im Landkreis Fulda 1.117 junge Menschen als Bewerberinnen und Bewerber um eine Lehrstelle bei der Arbeitsagentur gemeldet. Im gleichen Zeitraum akquirierte der Arbeitgeberservice 2.119 Ausbildungsstellen.

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der jungen Frauen und Männer, die sich um einen Ausbildungsplatz bewerben, lediglich leicht gesunken (-13, bzw. -1,1 Prozent); bei den Stellen verzeichnete die Arbeitsagentur einen Anstieg um 264 bzw. 14,2 Prozent. Dies belegt den großen Bedarf an beruflichen Nachwuchskräften in der Region, um den künftigen Fachkräftebedarf zu sichern. Gesucht werden unter anderem noch 108 angehende Kaufleute im Einzelhandel, 60 Köch/innen, 51 Verkäufer/innen sowie mehr als 60 junge Menschen für eine Ausbil-dung zum Restaurant- oder Hotelfachmann/frau.

„Trotz rückläufiger Schulentlasszahlen ist die Zahl der gemeldeten Bewerber in den beiden letzten Jahren erfreulicherweise nahezu konstant geblieben. Dennoch hat sich die Schere auf dem Ausbildungsmarkt infolge des gestiegenen Fachkräftebedarf weiter geöffnet“, berichtete Ottokar Schwerd, Teamleiter Berufsberatung. Mittlerweile kommen in vielen gewerblichen Berufen und Berufsfelder vier bis fünf Aus-bildungsstellen auf einen Bewerber und selbst in den kaufmännischen Berufen übersteigt das Lehrstellenangebot die Nachfrage deutlich. Kein Wunder also, dass viele Branchen erwartungsvoll in Richtung Flüchtlinge blicken.

Der große Zulauf an jungen Flüchtlingen ist bisher noch ohne nennenswerte Auswirkungen auf den regionalen Ausbildungsmarkt geblieben. Aus der Sicht der Konferenzteilnehmer wächst aber hier in den kommenden Jahren ein realistisches Potential heran. Dies wird erstmals ab 2017 nennenswerte Auswirkungen auf den Ausbildungsmarkt zeigen. „Ein Teil dieser Menschen hat inzwischen in unseren Deutschkursen erste Sprachkenntnisse erworben. In der Folge wurden spezielle Fördermaßnahmen angeboten, um die Flüchtlinge fit für den Arbeits- und Ausbildungs-markt zu machen“, berichtete Waldemar Dombrowski und lobte die Betriebe der Region für die Bereitstellung von Praktikumsplätzen.

Die Konferenzteilnehmer appellierten an die jungen Menschen, die bisher nicht bei der Berufsberatung waren, auf, die Chancen auf eine Ausbildungsstelle zu nutzen und einen Termin bei der Berufsberatung – gern zusammen mit den Eltern – zu vereinbaren, um die derzeit hervorragenden Ausbildungsmöglichkeiten in der Region zu nutzen. Dies ist möglich unter der kostenfreien Service-Rufnummer 0800 4 5555 00. +++ fuldainfo