Gröhe will sorgfältigen Umgang mit Antibiotika fördern

Die Verordnungsflut müsse gestoppt werden

Hermann Gröhe (CDU)

Berlin. Die Bundesregierung will die leichtfertige Verschreibung von Antibiotika in Deutschland eindämmen. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe, er wolle „den zielgenauen Einsatz mit Antibiotika fördern“ und zu diesem Zweck die Regelungen zur Erstattung von diagnostischen Verfahren verbessern. Der Minister hat dies bereits in einem neuen Gesetz zur Arzneimittelversorgung berücksichtigt, das gerade innerhalb der Bundesregierung abgestimmt wird und demnächst vom Kabinett beschlossen werden soll. „Ärztinnen und Ärzten sollen so in die Lage versetzt werden, schnell und qualitätsgesichert in der Praxis festzustellen, welche Behandlung für den Patienten die richtige ist“, sagte Gröhe. Der sorgfältige Umgang mit Antibiotika ist heute nicht die Regel, das hat eine Auswertung der Abrechnungsdaten von rund sieben Millionen BKK-Versicherten aus 13 Bundesländern gezeigt.

Über die Auswertung wurde am Freitag berichtet. Demnach bekamen 1,7 Millionen Menschen, ein Viertel aller BKK-Versicherten, binnen eineinhalb Jahren Antibiotika verschrieben. 1,3 Millionen Rezepte fußten allerdings auf Erkrankungen, gegen die Antibiotika in aller Regel nichts ausrichten können. „Es wird falsch verordnet – so falsch, dass die Gesundheit von Patienten gefährdet wird“, kritisierte Dirk-Janssen, Vizevorstandschef der BKK Nordwest. Der Vizevorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Karl Lauterbach, sprach von „besorgniserregenden Befunden“. „Wenn sich das so bestätigt, gibt es Handlungsbedarf“, sagte Lauterbach den Zeitungen. Die Verordnungsflut müsse gestoppt werden. „Es geht darum, die Antibiotikaüberversorgung einzudämmen.“ +++ fuldainfo