Führende Unionspolitiker fordern Corona-Strategiewechsel

Nur 13 Prozent erwarten 2021 Alltag wie vor der Pandemie

Im Vorstand der Unionsfraktion mehren sich die Stimmen derer, die einen Strategiewechsel in der Coronapolitik fordern. „Je länger diese zweite Welle andauert und die Gefahr weiterer Wellen durch Virus-Mutationen steigt, desto dringender wird es, die jetzige Strategie zu überdenken und neu auszurichten“, sagte Unionsfraktionsvize Carsten Linnemann dem „Handelsblatt“. Er fordert, ein klares Bild vom Infektionsgeschehen zu erhalten. „Wenn wir hier nicht endlich Licht ins Dunkel bringen, stolpern wir in den nächsten Wochen und Monaten von einem Lockdown in den nächsten“, warnte der Chef der Mittelstands- und Wirtschaftsunion der CDU und stellte klar: „Aber das hält weder unsere Wirtschaft, noch unsere Gesellschaft aus.“

Fraktionsvize Johann Wadephul sagte unterdessen dem „Handelsblatt“, dass die Forderung nach einem Ausstieg berechtigt sei. Angesichts der mutierten Virusvariante müssten natürlich „unnötige Risiken“ vermieden werden. „Richtig ist aber, dass mit Blick auf freie Krankenhauskapazitäten nicht überall die Inzidenz 50 das Maß aller Dinge ist“, sagte Wadephul. „Deshalb sind angesichts der hohen wirtschaftlichen und sozialen Schäden Lockerungen so früh wie irgend möglich anzustreben.“ Fraktionsvize Gitta Connemann lobte die „beispiellose Disziplin“ von Bürgern und Betrieben während des Lockdowns. „Aber jetzt brauchen sie eine gesicherte Perspektive“, sagte sie dem „Handelsblatt“. Dies sei zwar eine Gratwanderung, da keine falschen Hoffnungen geweckt werden dürften, schließlich gelte es weiter Risikogruppen zu schützen. „Aber wir müssen darüber hinaus den Blick nach vorne richten und die Frage beantworten: Welcher Weg führt aus dem Lockdown? Hier darf es keine Denkverbote geben.“ Am Wochenende hatte Fraktionsvize Georg Nüßlein die Debatte entfacht und einen Ausweg über mehr Tests angeregt. Das Kanzleramt und die Ministerpräsidenten hatten sich bei ihrem vergangenen Treffen am 19. Januar darauf verständigt, eine Arbeitsgruppe einzusetzen. Sie soll Strategien erarbeiten, um nach dem 14. Februar zu einem normalen Leben trotz Coronavirus zurückzufinden.

Nur 13 Prozent erwarten 2021 Alltag wie vor der Pandemie

Lediglich 13 Prozent der Bundesbürger, und damit noch weniger als Ende des vergangenen Jahres (Dez. 2020: 18 Prozent), glauben, dass Deutschland im Laufe des Jahres 2021 wieder zum „gewohnten“ Alltag, wie er vor der Corona-Pandemie war, zurückkehren wird. Das ist das Ergebnis einer Forsa-Umfrage für das RTL/n-tv-„Trendbarometer“. Am ehesten meinen dies die unter 30-Jährigen (26 Prozent) sowie die Anhänger der FDP (31 Prozent). Die weit überwiegende Mehrheit von 86 Prozent glaubt hingegen, dass wir auch Ende 2021 noch mit coronabedingten Einschränkungen werden leben müssen. Auf die Frage, was sie am meisten vermissen, geben 80 Prozent der Befragten an, dass ihnen Treffen mit Verwandten und Freunden fehlen. Einer knappen Mehrheit fehlt das Reisen (55 Prozent) bzw. der Besuch von Kulturveranstaltungen, Theater oder Kino (53 Prozent). Rund ein Drittel vermisst den Sport mit anderen oder den Besuch von Fitnessstudios (35 Prozent) sowie die Möglichkeit, zu m Friseur zu gehen (31 Prozent). 28 Prozent vermissen es zu feiern. Am Arbeits- oder Ausbildungsplatz zu sein bzw. die Schule oder Universität zu besuchen, vermissen 17 Prozent. 68 Prozent der Befragten geben an, die Coronakrise sei die größte Krise, die Deutschland seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat. 18 Prozent der Bürger sind der Ansicht, dass der Zusammenhalt in der Gesellschaft seit Beginn der Coronakrise vor einem Jahr zugenommen hat. 41 Prozent meinen hingegen, der Zusammenhalt in der Gesellschaft habe abgenommen. 37 Prozent glauben, dass sich diesbezüglich wenig verändert hat. Sorgen angesichts der Corona-Pandemie Eine Mehrheit von 57 Prozent der Bürger macht sich heute angesichts der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Folgen alles in allem mehr Sorgen als vor einem Jahr. Lediglich sieben Prozent machen sich weniger Sorgen als vor einem Jahr. Bei 34 Prozent hat sich diesbezüglich wenig verändert. Gut ein Drittel der Bundesbürger (34 Prozent) macht sich aktuell mehr Sorgen als vor einem Jahr, sich selbst mit dem Coronavirus anzustecken. Bei rund der Hälfte (51 Prozent) hat sich hinsichtlich der Befürchtung einer Ansteckung mit dem Virus nichts verändert. Nach Meinung von nur einem Prozent der Befragten haben sich in unserer Gesellschaft infolge der Coronakrise viele Dinge positiv verändert. 26 Prozent sind der Ansicht, dass sich einiges positiv entwickelt hat. 46 Prozent meinen, dass sich in der Gesellschaft infolge von „Corona“ wenig, 25 Prozent, dass sich gar nichts zum Positiven verändert hat. Für die Erhebung befragte das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der Mediengruppe RTL vom 22. bis 25. Januar 2021 insgesamt 1.003 Personen. +++