Früherer WDR-Unterhaltungschef: Unterhaltung oft ein lästiges Übel

Berlin. Der frühere Unterhaltungschef des WDR, Axel Beyer, hält das Vorgehen des NDR bei der Nominierung des deutschen Teilnehmers beim European Song Contest (ESC) für beispielhaft für die grundlegenden Probleme von ARD und ZDF. „Aus dieser Nummer gehen alle beschädigt raus“, sagte Beyer der „Welt am Sonntag“. Es seien am Ende nicht die Vertreter der Unterhaltungskompetenz im NDR gewesen, die die Rücknahme der Nominierung forderten, „sondern die Vertreter der Sparten Information und Bildung, die um ihr Ansehen fürchteten“.

Dies zeige das Grundproblem der Öffentlich-Rechtlichen, so Beyer: „Unterhaltung ist ihnen oft ein lästiges Übel.“ Zwar stehe im Rundfunkstaatsvertrag der Auftrag, Information, Bildung und Unterhaltung zu senden. Doch in Wahrheit werde Unterhaltung als Auftrag nicht ernst genug genommen. „Wenn wir Menschen sagen, wir hätten es gerne ein bisschen unterhaltsamer, dann müssen ARD und ZDF es eben auch unterhaltsamer machen“, sagte Beyer, der zwischen 1995 und 1998 Show-Chef des ZDF war.

Die Sparte dürfe nicht als „Anhängsel“ des Programms gesehen werden, sondern müsse zum gleichberechtigten Eckpfeiler werden. Ein Problem sei zudem, dass viel Unterhaltungskompetenz inzwischen an die Privaten verloren gegangen sei. Die öffentlich-rechtlichen Sender hätten dem „Abfluss von Know-how zu lange zugeschaut“. Und wo redaktionelle Kompetenz fehle, schlügen sich Fehler vor der Kamera nieder. „Wetten, dass..?“ mit Markus Lanz sei dafür ein gutes Beispiel. Der Moderator sei in eine Rolle gezwängt worden, die er nicht ausfüllen konnte, so Beyer. +++ fuldainfo

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