Ford-Deutschland-Chef kritisiert die deutsche Konkurrenz

Nicht alle Hersteller über einen Kamm scheren

Berlin. Vor dem Diesel-Gipfel am Mittwoch in Berlin hat Ford-Deutschland-Chef Gunnar Herrmann gegenüber Politik und die deutsche Konkurrenz kritisiert. Herrmann sagte der „Bild“ auf die Frage, ob sich die Auto-Branche in Deutschland gerade selbst demontiert: „Wir müssen aufpassen, dass genau dies nicht passiert. Das Verhalten einiger Mitbewerber, die zeitliche Abfolge der Ereignisse und die Medienpräsenz dieser Themen erzeugen aktuell eine einseitige Wahrnehmung der Automobilindustrie.“

Herrmann wehrte sich auch dagegen, mit Schummel-Konkurrenten in einen Topf geworfen zu werden: „Wichtig ist, dass nicht alle Hersteller über einen Kamm geschoren werden. Es gibt ja in der Branche durchaus Hersteller, die sich an gesetzliche Rahmenbedingungen halten.“ Bei Ford wurde bisher keine Schummel-Diesel-Software gefunden. Herrmann warnte aber auch davor, die „Automobilindustrie pauschal abzuhandeln“. Der Politik warf er vor, die Autobauer mit „teilweise technisch unsinnigen und teuren taktischen Kurzfristmaßnahmen“ zu konfrontieren. Das könne Ressourcen blockieren, die für Zukunftstechnologien geplant waren. Diesel- und Benzin-Motoren sollten laut Herrmann nicht vorzeitig abgeschrieben werden. „Wir reden beim Ende des Verbrennungsmotors mit Sicherheit nicht über Jahre, sondern über Jahrzehnte“, sagte er dem Blatt.

Der Ford-Chef wehrt sich zudem dagegen, dass die Politik die Technik vorschreibt: Man müsse „langfristige Emissionsziele regeln, aber nicht die Technologie zur Erfüllung dieser Ziele“. Auch bei der E-Mobilität müssten „die Art der Stromerzeugung und die Leistungsfähigkeit der Infrastruktur“ betrachtet werden. Hermann appellierte: „Zur Entlastung der Innenstädte und der Luftqualität benötigen wir eine industrieweite und politische Diskussion, um möglichst effektive und schnelle Maßnahmen zur Verbesserung der Situation zu identifizieren ohne Menschen in Ihrer Mobilität zu begrenzen.“ An die Auto-Branche appellierte der Ford-Chef: „Für den Industriestandort erfordert die rasante Entwicklung ein schnelles Umdenken und Handeln der Hersteller und Zulieferer. Neue Technologien und Berufsfelder werden entstehen. Auch die Hochschulen und Universitäten werden sich dieser Herausforderung stellen müssen.“ +++

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