Ergebnis der 72. Bad Hersfelder Festspiele übertrifft die Erwartungen

Über 90.000 Menschen kommen zu den Veranstaltungen

„Darüber bin ich sehr glücklich“, sagt Festspiel-Intendant Joern Hinkel, „das ist ein hervorragendes Ergebnis, das unsere Erwartungen übertrifft!“ Die Gründe für dieses positive Resultat sieht Joern Hinkel in dem vielschichtigen und abwechslungsreichen Programm mit Theaterstücken, Musicals, Konzerten, Vorträgen, Koch- und Talkshows und der Abschluss-Gala. „Ich freue mich, dass wir mehr und mehr auch junge Zuschauerinnen und Zuschauer für die Festspiele begeistern können. Es ist mir bei der Auswahl der Stoffe immer ein Anliegen, Geschichten zu erzählen, die Menschen ins Theater zu locken, die noch Berührungsängste haben. Ganz oft habe ich in diesem Sommer den Satz gehört:‘ Ich war hier noch nie, weil ich dachte, Theater sei langweilig. Aber jetzt komme ich bestimmt wieder!‘“  Zum ersten Mal in der 72-jährigen Geschichte der Festspiele besuchte ein Oscar-Preisträger die Stiftsruine. Dass Tom Schulman, der Autor des weltweiten Kinoerfolgs „Der Club der toten Dichter“, von Amerika nach Deutschland reiste, um Joern Hinkels Inszenierung anzuschauen, war für den Intendanten ein ganz besonderes Erlebnis.

Viel Lob für die Stücke und das Festspiel-Programm gab es von Publikum und Medien gleichermaßen. Im vergangenen Jahr hatten die Festspiele noch unter Corona-Bedingungen stattgefunden, deswegen lassen sich die Besucherzahlen nicht vergleichen. 2022 hatten über 75.000 Menschen (nun über 90.000) die Veranstaltungen der Festspiele besucht, die Gesamtauslastung lag bei 71 Prozent, in diesem Festspiel-Sommer waren rund 80 Prozent der Plätze belegt. „Wir leben leider immer noch in Krisenzeiten, denn nach dem Aufatmen, dass sich die Corona-Pandemie dem Ende neigt, folgte die hohe Inflation durch den Krieg in der Ukraine. Vor diesem Hintergrund und den schlechten Wetterbedingungen, mit denen wir in diesem Sommer zu kämpfen hatten, ist das Ergebnis noch höher einzustufen“, sagt Joern Hinkel. Auch Bürgermeisterin Anke Hofmann freut sich über das gute Resultat: „Ich habe von den diesjährigen Festspiel-Produktionen in allen Sparten 20 Aufführungen persönlich besucht – und war genauso glücklich und zufrieden wie meine Gäste! Die Besucherinnen und Besucher haben unser kulturelles Angebot gewürdigt und mit großer Freude angenommen – das freut mich sehr. Mein herzlicher Dank für eine erfolgreiche Spielzeit 2023 geht an Joern Hinkel und sein tolles Festspiel-Team sowie an alle Unterstützer und Förderer der Festspiele! Dass wir durch den großen Publikumszuspruch auf der Einnahmenseite besser dastehen, als wir es erhofft hatten, stimmt mich auch optimistisch im Hinblick auf das wirtschaftliche Gesamtergebnis der Festspiel-Saison.“ Die 72. Bad Hersfelder Festspiele wurden in diesem Jahr mit Shakespeares „König Lear“, den die renommierte Regisseurin Tina Lanik inszenierte, mit großem bundesweiten Medieninteresse glanzvoll eröffnet. Viele prominente Gäste konnte Intendant Joern Hinkel zum Start der Festspiele begrüßen: Beim Festakt vor der Eröffnungspremiere sprachen Bundesinnenministerin Nancy Faeser und der hessische Ministerpräsident Boris Rhein, Festredner war der ehemalige Intendant des Staatstheaters in Kassel, Thomas Bockelmann.

Joern Hinkel freut sich auf die nächsten zwei weiteren Festspiel-Jahre, hat danach aber andere persönliche Pläne

Trotz der Erfolgsbilanz macht Festspiel-Intendant Joern Hinkel eine unerwartete Ankündigung: „Ich habe entschieden, nur noch bis September 2025 als Intendant der Bad Hersfelder Festspiele tätig zu sein und meinen Vertrag darüber hinaus nicht zu verlängern. Wenn’s am schönsten ist, ist der beste Zeitpunkt für solch einen Entschluss, den ich aus persönlichen Gründen getroffen habe“, sagt Joern Hinkel. Er sei dankbar und stolz auf die bisherigen Erfolge in Bad Hersfeld trotz der Krisenzeiten – wie etwa durch Corona oder die hohe Inflation durch den Krieg in der Ukraine. Dass er nach 2025 andere Pläne hat, hat er Bürgermeisterin Anke Hofmann in einem konstruktiven und offenen Gespräch bereits vor kurzem mitgeteilt. Routinegemäß tauschen sich Stadt und Intendanz zwei Jahre vor Ablauf des Intendantenvertrages über die personelle Zukunft an der Spitze der Festspiele aus. Joern Hinkel weiter: „Der Sommer 2025 wird meine achte Saison als Intendant der Bad Hersfelder Festspiele sein, insgesamt werde ich dann über elf Jahre in der Festspielstadt gewesen sein. Wenn ich auf die jahrzehntelange Geschichte und die Intendanten-Tafel am Eingang der Stiftsruine blicke, bin ich schon wesentlich länger da als die meisten meiner Vorgänger. Nach über zehn Jahren an einem Ort ist es für mich Zeit für etwas Neues.“ Die Bad Hersfelder Bürgermeisterin Anke Hofmann bedauert diesen Entschluss, akzeptiert aber Joern Hinkels persönliche Entscheidung: „Joern Hinkel hat sich bei Kritik und Publikum eine hohe Reputation erworben. Sein Einsatz und seine Kreativität sind maßgeblich dafür, dass Bad Hersfeld seine besondere Stellung im Reigen der deutschen Freilichtbühnen im Hinblick auf Förderung und bundesweite Medienresonanz erfolgreich behaupten konnte. Dafür bin ich Joern Hinkel sehr dankbar – und zugleich überzeugt, dass wir auch in den kommenden zwei Jahren auf sein unermüdliches Engagement für die Bad Hersfelder Festspiele bauen können.“ Joern Hinkel will die nächsten zwei Festspiel-Jahre in Bad Hersfeld genießen: „Ich möchte mit voller Kraft nach vorne schauen und gemeinsam mit der Stadt und allen Unterstützern noch zwei glanzvolle Festspiel-Sommer in Bad Hersfeld veranstalten.“

Buntes und abwechslungsreiches Programm

Nicht nur an den vielen, zum Teil überschwänglichen Kommentaren in den sozialen Netzwerken kann man die Begeisterung für das Musical „Jesus Christ Superstar“ mit Andreas Bongard (Jesus), Sidonie Smith (Maria Magdalena), Tim Al-Windawe (Judas) und dem großen Ensemble ablesen. Sie schlägt sich auch in Zahlen nieder: Die Auslastung für das Musical in der Inszenierung von Stefan Huber und der Choreografie von Melissa King liegt bei über 90 Prozent. Die Kritiken überschlagen sich mit Lob, so lautete beispielsweise das Fazit bei HR4: „Gänsehaut auch das Bühnenbild … Meisterhaft, so macht die Stiftsruine Freude … eine bewegende, aber auch bunte und bestbebilderte Inszenierung … dieser ´Jesus Christ´ hat das Zeug zum Superstar für diesen Festspiel-Sommer in Bad Hersfeld zu werden…“ Oder die Hersfelder Zeitung schreibt: „Andreas Bongard verkörpert Gottes Sohn stimmgewaltig … und in seiner Darstellung überaus eindringlich. Ebenso stark agiert Tim Al-Windawe als Judas in seiner Zerrissenheit zwischen dem Glauben an seinen geliebten Freund und seinem Zweifel an dessen Weg. … Die dritte im Bunde der Hauptdarsteller ist die hinreißende Sidonie Smith.“ Die Ankündigung, dass Regisseurin Tina Lanik die Rolle des „König Lear“ mit einer Frau besetzt, sorgt anfänglich für Skepsis. Doch die Schauspielerin Charlotte Schwab brilliert in dieser Rolle und wird für ihre beeindruckende Darstellung des alternden Patriarchen mit dem Großen Hersfeldpreis ausgezeichnet, ihre raumfüllende Präsenz beeindruckt Zuschauer und Kritiker gleichermaßen. Auch die Inszenierung von Tina Lanik überzeugt die Besucherinnen und Besucher, das Stück mit einem großartigen Ensemble erntet Jubel und Standing Ovation. Nach der Premiere verkauft sich „König Lear“ immer besser (Gesamtauslastung rund 50 Prozent), doch das kann den schleppenden Vorverkauf leider nicht mehr wettmachen.

Hier zeigt sich ein Trend, den auch andere Kulturinstitutionen feststellen: „Ernste, in die Tiefe gehende Stoffe verkaufen sich in Krisenzeiten deutlich schlechter als Musicals und hochwertige Unterhaltungsstücke“, so Joern Hinkel und fügt hinzu: „Bei ‚König Lear‘ hätte ich mir gewünscht, dass noch der ein oder andere Platz mehr gefüllt gewesen wäre. Da aber alle anderen Veranstaltungen unsere Erwartungen übertroffen haben, schmälert dies das sehr gute Gesamtergebnis nicht“, so Joern Hinkel. Francis Fulton-Smith zieht die Fans in „Der Club der toten Dichter“ als Lehrer John Keating in seinen Bann und zeigt dabei ganz neue Facetten der Rolle. Verkörpert er doch den Lehrer als schüchternen, beinahe ängstlichen Typen, der erst im Austausch mit seinen Schülern an Stärke und Selbstbewusstsein gewinnt. Das Stück, das Joern Hinkel mit Oscarpreisträger Tom Schulman für die Bühne neu verfasste und der Festspiel-Intendant auch inszenierte, wurde bereits zum dritten Mal mit großem Erfolg (rund 86 Prozent Auslastung) in der Stiftsruine aufgeführt. Das Fazit von Tom Schulman: „Es war fabelhaft, ich habe es geliebt. Man konnte weinen und lachen, es war visuell und dramatisch einfallsreich und die Schauspieler waren fantastisch. Joern Hinkel hat als Regisseur großartige Arbeit geleistet.“

Nahezu ausverkauft ist das Kinderstück: „Das kleine Gespenst“ spielt sich in die Herzen der großen und kleinen Festspiel-Fans. Sophia Euskirchen verkörpert in der Stiftsruine „Das kleine Gespenst“ und erhält dafür den Hersfeld-Preis der Kritiker-Jury. Die Inszenierung für Kinder jeden Alters nach dem Buch von Otfried Preußler mit viel Musik (Regie, Text und Komposition: Oliver Urbanski) wird besonders für Schulen an Vormittagen und Familien an Nachmittagen gezeigt. Schon nach kurzer Zeit muss eine Zusatzvorstellung angeboten werden, weil die Nachfrage nach Karten so hoch ist. Die neun Vorstellungen sind zu rund 95 Prozent ausgelastet. Ein weiteres Stück aus dem Genre Musiktheater ist in diesem Sommer „Die Rache der Fledermaus“ von Johann Strauss. Das Gastspiel des Casinotheaters Winterthur in der Regie von Stefan Huber mit Stefan Kurt als Gefängniswärter Frosch löst Lachsalven aus und überrascht ohne Plüsch, dafür mit Bass, Gitarre und schrägen Rhythmen. Die vier Vorstellungen in der Stiftsruine erreichen eine Auslastung von rund 73 Prozent. Im Schloss Eichhof wird in der Komödie „Nein zum Geld!“ (Regie René Heinersdorff) die Frage gestellt, ob Geld wirklich glücklich macht. Geplant sind ursprünglich 26 Vorstellungen, wegen der hohen Nachfrage erklären sich Alexandra Kamp, Kathrin Ackermann, Pascal Breuer und Sebastian Goder bereit, an zwei weiteren Abenden zu spielen. „Nein zum Geld!“ verzeichnet eine sensationelle Auslastung von über 98 Prozent. Für mitreißende Konzertabende im Rahmenprogramm der 72. Bad Hersfelder Festspiele kommen Stefanie Heinzmann und Yvonne Catterfeld mit ihren Bands in die Stiftsruine. Das Konzert von Stefanie Heinzmann erreicht eine Auslastung von etwas über 92 Prozent, im Konzert von Yvonne Catterfeld sind rund 84 Prozent der Plätze belegt.

Im Rahmenprogramm der Bad Hersfelder Festspiele sind außerdem zu erleben: Die HZ-Matinee mit ersten Einblicken in die Saison, die Verleihung der Hersfeld-Preise an Charlotte Schwab („König Lear“) und Sophia Euskirchen („Das kleine Gespenst“), die „Nachteulen“ im Buchcafé mit Gastgeber Dominic Mäcke und Darstellerinnen und Darstellern der Festspiel-Saison, die exklusive Koch-Talk-Show „Soulkitchen“ in Stern*s Kochwerkstatt mit Gastgeberin Christine Bossert sowie 33 Einführungsvorträge mit Chefdramaturg Tilman Raabke und 24 Backstage-Führungen. Auch mit der Auslastung all dieser vielen Veranstaltungen sind die Bad Hersfelder Festspiele zufrieden. Die letzte Veranstaltung der Bad Hersfelder Festspiele ist traditionell die Abschluss-Gala, mit der die Bad Hersfelder Festspiele heute Abend zu Ende gehen. Schon vor der Veranstaltung mit dem Orchester der Bad Hersfelder Festspiele, Stargast Willemijn Verkaik, Andreas Bongard, Sidonie Smith und vielen anderen Gästen verspricht das Konzert eine gute Auslastung.

Starke Partner im „Foyer im Grünen“

Auch in diesem Jahr wird das Catering-Angebot im Park vor der Stiftsruine vom Fachbereich Stadtmarketing Bad Hersfeld organisiert. Markus Heide vom Stadtmarketing Bad Hersfeld hat sich dafür starke Partner ausgesucht. Zusammen mit Katja Panitz (Agentur Harth & Saager) organisiert er das Angebot im Stiftspark, dem „Grünen Foyer“ der Bad Hersfelder Festspiele. Gleich zur Eröffnung sind fünf engagierte Firmen im Einsatz: Caterer Andreas Berg (Cook4you/ Eiterfeld), das Hotel zum Stern (Bad Hersfeld), die Fleischerei Schäfer (Niederaula), Leckeria Catering (Bad Hersfeld) und Bücking Catering (Bad Hersfeld). Sie sorgen dafür, dass rund 1300 Premierengäste gut verköstigt werden. Im Laufe der Saison übernehmen dann Andreas Berg, Bücking Catering, die Metzgerei Schäfer und das Hotel zum Stern die Bewirtung der Festspielgäste im Stiftspark für jeweils zwei Wochen. Am Schloss Eichhof versorgt Leckeria Catering die Zuschauerinnen und Zuschauer. Dazu Markus Heide: „Unser neues Konzept, woran wir seit letztem Jahr mit mehreren Firmen an den Angeboten im Park arbeiten, ist auf einem guten Weg, und im Großen und Ganzen sind wir und die Caterer zufrieden. Kleine Anlaufschwierigkeiten konnten schnell behoben werden, und wenn das Wetter durchgehend gut gewesen wäre, wären wir sehr zufrieden. Einige der Firmen haben uns jetzt schon zugesagt, dass sie im nächsten Jahr gerne wieder dabei sein werden.“

Der Gesamt-Etat der 72. Bad Hersfelder Festspiele beläuft sich auf 7,6 Millionen Euro. Der Bund gibt 870.000 Euro und das Land Hessen bezuschusst die Festspiele mit 770.000 Euro. Die Stadt Bad Hersfeld unterstützt die Festspiele mit 1,5 Millionen Euro und der Landkreis Hersfeld-Rotenburg mit 200.000 Euro. „In Zeiten, in denen alle den Gürtel enger schnallen müssen, konnten wir uns nach wie vor auf unsere öffentlichen Förderer und die Sponsoren aus der Wirtschaft verlassen“, betont Hinkel. „Ich bin mir bewusst: das ist alles andere als selbstverständlich und ein Zeichen dafür, dass die Festspiele auf einem guten Weg sind. Wir werden bundesweit wahrgenommen und sind bei den Sommer-Kulturfestivals im gesamten deutschsprachigen Raum eine feste Institution. Wir überzeugen unser Publikum durch eine Mischung aus einem künstlerisch anspruchsvollem, aber vor allem fantasievollem, unterhaltsamen Programm, neuen Stoffen, großer Weltliteratur und einem sich immer wieder neu formierenden, einzigartigen Darsteller-Ensemble.“ Eine Geschäftsbilanz der Festspiele 2023 kann erst später gezogen werden, da das Geschäftsjahr der Saison bis zum 31. Dezember 2023 läuft und viele Buchungsvorgänge noch nicht abgeschlossen sind. Das neue Programm der 73. Bad Hersfelder Festspiele 2024 wird am 10. Oktober bekannt gegeben, und im Oktober wird auch der Vorverkauf für die Saison 2024 beginnen. Die Bad Hersfelder Festspiele finden im nächsten Sommer vom 21. Juni bis 18. August 2024 statt. +++ pm