Empörung über Stopp von Mietzahlungen großer Firmen

Adidas: Private Vermieter sollen Miete unverändert erhalten

Hubertus Heil (SPD)
Hubertus Heil (SPD)

Der Deutsche Mieterbund und der Verband der Immobilien-Besitzer haben sich empört über den Stopp von Mietzahlungen für Ladengeschäfte großer Firmen geäußert. „Das ist eine Unverschämtheit sondergleichen. Diese großen Firmen verdienen hervorragendes Geld und berufen sich jetzt auf ein Gesetz, das doch die Kleinen schützen soll“, sagte Lukas Siebenkotten, Präsident des Deutschen Mieterbundes, der „Bild“. Man wäre nicht auf den Gedanken gekommen, dass ausgerechnet sie ihre Miete nicht zahlten. „Das Bundesjustizministerium hätte das sehen können.“ Unfairer und unsolidarischer könne man mit kleinen Gewerbetreibenden nicht umgehen. „Sie bringen damit ein Gesetz in Verruf, das Mieter vor Obdachlosigkeit schützen soll.“

Er könne alle verstehen, die bei den betroffenen Unternehmen nichts mehr kaufen wollten. An die Konzerne gerichtet sagte Siebenkotten: „Denkt noch mal nach und überlegt euch, was ihr damit anrichtet.“ Kai Warnecke, Präsident von Haus & Grund, sagte unterdessen der Zeitung: „Die Handelsketten nehmen das Gesetz vorsätzlich zum Anlass, um Mietzahlungen auszusetzen.“ Das sei absolut missbräuchlich. „Es untergräbt die Zahlungsmoral.“ Sollte sich das durchsetzen, „haben wir in zwei Wochen keine funktionierende Wirtschaft mehr“, sagte Warnecke der „Bild“. Man erwarte ein Statement von der Kanzlerin, dass das so nicht gehe. Auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) kritisierte die Unternehmen, die in der Coronakrise Mietzahlungen für ihre Filialen eingestellt haben. Er halte das Verhalten für unverantwortlich und habe dafür kein Verständnis, sagte Heil dem „Handelsblatt“. Jetzt müssten alle die Krise gemeinsam schultern. „Alle sind gefordert, sich nicht wegzuducken“, so Heil.

Adidas: Private Vermieter sollen Miete unverändert erhalten

Der Sportartikelkonzern Adidas will privaten Vermietern seiner Läden unverändert die Miete zahlen. „Nur im Ausnahmefall sind unsere Vermieter Privatpersonen; wir haben sie ausgenommen, sie werden ihre April-Miete wie gewohnt erhalten“, sagte der Vorstandsvorsitzende Kasper Rorsted der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Die meisten eigenen Geschäfte würden von großen Immobilienvermarktern und Versicherungsfonds angemietet. Sie hätten für die Maßnahme, die Mietzahlungen vorläufig einzustellen, „überwiegend Verständnis gezeigt“. Rorsted reagierte damit am Wochenende auf die scharfe Kritik von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD), welche die Ankündigung eine Zahlungsstopps von Adidas als „inakzeptable Botschaft“ bezeichnet hatten. Sie stellten vor allem auf die Risiken ab, die private Vermieter bei einem derartigen Verhalten erleiden müssten. Insbesondere die Drei-Streifen-Marke steht im Visier der Kritik, wobei auch Konkurrenten gleiche Schritte angekündigt haben, nachdem wegen der verordneten Schließungen in vielen Ländern die Aktivitäten zum Erliegen gekommen sind. „Ja, die Lage ist ernst“, sagte Rorsted zur derzeitigen Situation. „Aktuell können wir nur in drei Ländern der Welt normal unserem Geschäft nachgehen und ansonsten über Online verkaufen.“ Der E-Commerce wachse zwar stark, stehe aber nur für 15 Prozent des Geschäftes. „Damit wurde auf einen Schlag fast unser gesamter Vertrieb eingestellt; wir erwirtschaften, wenn man den Onlinehandel abzieht, normalerweise 60 Prozent unseres Umsatzes in diesen Märkten, der ist einfach weg.“ Er kündigte an, dass Adidas diese Woche Kurzarbeit für Produktion, Läger sowie Mitarbeiter in den selbst betriebenen Läden beantragen werde. Der Adidas-Chef befürchtet schlimmeres, sollte das gesellschaftliche Leben in weiten Teilen der Welt noch über viele Wochen so eingeschränkt bleiben. „Das wird zu massiven wirtschaftlichen Verwerfungen führen, deutlich schlimmer als in der Finanzkrise 2008/2009.“ Direkte Staatshilfe benötige man nicht. „Aber wir werden Kredite brauchen, wir bei Adidas wie auch die Wirtschaft insgesamt.“ +++