„EinBlick“-Tour: Al-Wazir besuchte Hotel und Gastronomie in Osthessen

"Ihre Branche lebt davon, Menschen nah beieinander zu bringen“

Der Hessische Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, Tarek Al-Wazir (Bündnis 90 / Die Grünen), hat heute im Rahmen seiner „EinBlick“-Tour Unternehmen der Hotellerie und Gastronomie in der Region einen Besuch abgestattet und sich über deren wirtschaftliche Lage vor dem Hintergrund der Corona-Virus-Pandemie informiert und darüber, wie die Unternehmen bis jetzt durch die Corona-Krise gekommen sind und wie deren Prognosen für die Zukunft sind. Gestartet war er im Hotel- und Kongresszentrum „Esperanto“ in Fulda. Dort traf er auf seine Parteikollegen im Hessischen Landtag, die hiesigen Landtagsabgeordneten Markus Hofmann MdL und Silvia Brünnel MdL, sowie auf den hiesigen CDU-Landtagsabgeordneten und ehemaligen Bürgermeister der Stadt (Tann / Rhön), Markus Meysner MdL. Weiter wurde der Minister bei seiner Stippvisite im Kongresszentrum von Knut Heiland, Vorsitzender des Grünen-Kreisverbandes Fulda sowie Fraktionsmitglied in der Fuldaer Stadtverordnetenversammlung sowie Steffen Ackermann, Kreisverbandsvorsitzender Stadt und Landkreis Fulda des Hotel- und Gastronomieverbandes Dehoga Hessen e.V. begleitet.

Im Eingangsbereich des Hotels wurde der Wirtschaftsminister von Geschäftsführer Leo Groll und Hoteldirektor Dieter Hörtdörfer in Empfang genommen. „Das, was wir seit Freitag, dem 13. März 2020, erleben, ist sicher etwas Besonderes“, sagte Minister Al-Wazir heute auf seiner „EinBlick“-Tour, die er heute Morgen in Fulda startete. „Es gibt sicherlich Probleme und gewiss haben Sie mir etliches zu sagen.“ Hotelier Leo Groll und das Team der Hoteldirektion führten den Minister an markante Orte im weitläufigen Hotel- und Kongresszentrum, wobei sie dem Wirtschaftsminister die wesentlichen Eckdaten über das Hotel- und Kongresszentrum, das sich als Tagungsstandort etabliert hat: 327 Zimmer, 648 Betten. Letzte Nacht beherbergte das Esperanto 230 Gäste. „Dies ist derzeit eine große Ausnahme“, sagt Leo Groll. „Wir hoffen auf September / Oktober, dass sich bis dahin die Situation wieder etwas entspannt hat. Viele Hotelgäste, unter ihnen auch viele Tagungsgäste, nutzen die kurzfristige Stornierfrist und sagen kurzfristig ab, weil sie in Sorge sind, dass sie sich mit dem Virus infizieren könnten und bei Infektionen der ganze Betrieb zum Erliegen kommen würde, berichtet der Hotelier. Das Hotel- und Kongresszentrum pflegt seit jeher die Kontakte zu seinen Gästen. So checken auch jetzt in der Corona-Krise einige Stammgäste im Esperanto ein. Minister Al-Wazir adressierte heute an die Hoteldirektion die Frage, wann in der großen Veranstaltungshalle die letzte, große Veranstaltung stattgefunden hat. Das war im Januar. Die Firmen agieren zurückhaltenden und dann kam der Lockdown. 7,5 Mio. Stornierungen registrierte man für das Hotel, 3,5 Mio. waren es bei einer anderen Immobilie, die Leo Groll als Geschäftsführer führt.

Hotel- und Kongresszentrum stemmt Betrieb von Ersparnissen

Das Hotel- und Kongresszentrum Esperanto kann aufgrund seiner weitläufigen Innenarchitektur und räumlichen Anordnung, die von der Landesregierung auferlegte Hygieneverordnung gut umsetzen. Es besteht Maskenpflicht bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und doch schwingt immer auch etwas Sorge mit. Was ist, wenn sich ein Mitarbeiter im privaten Bereich mit dem Virus infiziert? Man trägt als Hoteldirektion eine hohe Verantwortung. Wie sehr die alte Volksweisheit „Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not“ in dieser Zeit ihre Berechtigung hat, zeigt das Beispiel vom Hotel Esperanto. „Wir haben schon immer sehr sparsam agiert und Rücklagen gebildet. Wir leben derzeit von unseren Ersparnissen“, sagt Leo Groll. Eigentlich sollten im Hotel in diesem Jahr, dem Jubiläumsjahr (15 Jahre Hotel- und Kongresszentrum Esperanto) Erweiterungsbaumaßnahmen stattfinden. „Das war eigentlich unser Ziel. Jetzt ist es, Existenzen zu sichern“, bekundet die Hoteldirektion. Hierzu sollten 50 Mio. Euro investiert werden. „Zum Glück hatten wir noch nicht unterschrieben“, ergänzt Leo Groll. „Früher war unser Gedanke: Wo bekommen wir Mitarbeiter her? Heute ist es der Gedanke: Wie können wir Existenzen sichern?“

Leo Groll und sein Team setzt auf den Herbst, dass die Infektionszahlen sinken und das Virus immer mehr zum Erliegen kommt, auch wenn dies bei den derzeit wieder steil ansteigenden Infektionszahlen utopisch klingen mag. „Die absolute Katastrophe wäre ein zweiter Lockdown, womit der Fuldaer Hotelier vielen aus seiner Branche aus der Seele spricht. „Auf der einen Seite wollen wir, dass wieder wirtschaftlicher Aufschwung entsteht; Auf der anderen Seite müssen wir hoffen, dass die Menschen nicht anfangen, leichtsinnig zu werden. Das ist die Herausforderung, vor der wir aktuell stehen“, so Wirtschaftsminister Al-Wazir heute in Fulda. Mit Blick auf den Schulbeginn am kommenden Montag sagte er: „Am Montag geht die Schule wieder los. Meine Kinder haben seit Mitte März eigentlich keine so richtige Tagesstruktur mehr. Natürlich wird es zu Infektionen kommen; Das geht gar nicht anders, aber wir wollen hoffen, dass es überschaubar bleibt und wir das trotzdem gut schaffen. Vor ein weiteres Problem wird uns sicherlich auch die Raumkapazität stellen – „diesbezüglich könnten Sie sicherlich Abhilfe schaffen“, spaßte der Grünen-Politiker. Etwas, das nicht ganz so einfach zu händeln sei, sei auch die Frage, wie wir Lehrkörper, die als Risikopatienten gelten, bestenfalls schützen.

Vor großen Herausforderungen stehen ebenfalls jene Firmen, die dem Hotel zuliefern. Hotelier Leo Groll berichtete heute von Stimmen, die bereits jetzt aufschreiben: „Wenn das mit dem Virus noch länger so geht, wissen wir nicht, ob wir unser Unternehmen halten können.“ Es betrifft viele Existenzen und eine ganze Infrastruktur würde zum Erliegen kommen. Die stark Gebeutelten und Leidtragenden sind die Hotellerie und Gastronomie. Ein Teufelskreis. Wirtschaftliche Auswirkungen hat die Corona-Virus-Pandemie auch auf den Tourismus sowie Messe- und Veranstaltungsbranche. „Deutschland ist ein Messeland. Das muss wieder kommen“, pflichtete die Hoteldirektion bei. Und Hotelier Leo Groll ergänzt: „Wir dürfen uns nicht von dem Virus leiten lassen. Aber auf der anderen Seite weiß man, dass Dinge, die heute positiv erscheinen mögen, morgen schon ganz anders aussehen können.“ Unterschiedliches Personal befindet sich aktuell noch in Kurzarbeit und trotzdem hat das Esperanto in diesem Jahr Auszubildende, wo der Bedarf besteht, eingestellt. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu kündigen, davon hat die Geschäftsleitung bis jetzt abgesehen.

Was Firmen im Moment am meisten helfe, seien keine Kredite, sondern Einnahmen, so der Wirtschaftsminister. „Der Mensch ist ein soziales Wesen. Er will und wird sich weiter treffen und kommunizieren wollen. Ihre Branche lebt davon, Menschen nah beieinander zu bringen. Ich spüre trotz der ganzen Situation immer noch einen gewissen Optimismus und eine positive Grundeinstellung. Das schaffen wir. Da kommen wir durch. Bewahren Sie sich dies“, so Hessens Wirtschaftsminister, der dem Hotel und seinen Mitarbeitern alles Gute wünschte.

Café-Bar heimat. organisiert PopUp-Laden: Das, was Auftrieb gibt, ist die Leidenschaft                               

Die Café-Bar heimat am Fuldaer Buttermarkt musste aufgrund des Lockdowns ebenfalls schließen. In dieser Zeit eröffneten die Inhaber Paul Pawlowski-Rothenbücher und Felix Wessling in Kooperation mit der Bäckerei Pappert einen PopUp-store und verkauften aufwendig belegte Brote zum Mitnehmen. „Wir wollten weder untätig rumsitzen noch den Kontakt zu unseren Gästen verlieren – diesen haben wir auch auf unserer Facebook-Seite gepflegt“, berichtet Felix Wessling. Geholfen habe auch die Corona-Soforthilfe über 15.000 Euro. Die Beantragung empfand Wessling als schnell und unkompliziert. „Durch diesen Zuschuss mussten wir keinen der Festangestellten entlassen.“ Am 15. Mai wurde wiedereröffnet: „Wir haben uns immer wieder auf die verschiedenen Auflagen eingestellt, anfangs zeigten einige Gäste wenig Verständnis für Registrierung und Maskenpflicht. Aber wir wollen durchhalten und Rücklagen bilden für die kältere Jahreszeit“, erklärt Wessling, der hofft, dass das schöne Wetter noch bis in den Herbst anhält. „Das ist für mich Unternehmergeist: Neben den staatlichen Hilfen, die die Liquiditätsengpässe abfedern sollten, zeigen die Inhaber von der heimat, dass auch in der Krise eine Chance liegt. Ich bin sehr beeindruckt von den Ideen und der Innovation der beiden Unternehmer, um Kundinnen und Kunden zu halten und eine Perspektive zu haben“, sagte Wirtschaftsminister Al-Wazir. Gleichwohl räumte er ein, dass die Gastronomie sicher noch länger unter den Folgen der Pandemie zu leiden habe.

Familienbetrieb Landhotel „Grashof“ nutzte Lockdown für Renovierungsarbeiten

Auch im familiengeführten Landhotel „Grashof“ in der Gemeinde Kalbach – mittlerweile in der 3. Generation – wollte und will sich Inhaber Karsten Klauschke von Corona nicht „klein kriegen lassen“. „Wir haben in einen Online-Shop investiert, der im September startet. Bis jetzt sind wir – auch dank der 30.000 Euro Corona-Soforthilfe – mit einem blauen Auge davongekommen. Wir mussten zwar Kurzarbeit anmelden, aber niemanden entlassen.“ Glücklich schätzen kann er sich auch darüber, dass die Immobilie seine eigene ist. „Viele müssen Miete zahlen und hatten keine oder haben wenig Einnahmen“, sagt er. Inhaber Karsten Klauschke führte Minister Al-Wazir durch die Räumlichkeiten seines kleinen Hotels, verwies auf Renovierungsarbeiten, die beispielsweise während des Lockdowns in den Zimmern durchgeführt wurden, und Alleinstellungsmerkmale, wie beispielsweise die „Waldarbeiter“-Bar. Vor Corona lag das Landhotel bei 60 Prozent Auslastung im Tagungsgeschäft, die anderen beiden 20 Prozent waren Familienfestlichkeiten, wie Geburtstage, Hochzeiten oder Jubiläen und Tagesgäste – darunter auch viele aus der Kommune selbst sowie Stammgäste aus den Nachbarkommunen. Diese hielten ihm auch während Corona die Treue. Und auch im Biergarten im Outdoor-Bereich hatte und hat das Team bei schönem Wetter alle Hände voll zu tun.

Während des Lockdowns hat das Grashof-Team neue Ideen entwickelt und renoviert. Seit der Wiedereröffnung am 15. Mai ist das Landhotel mit 36 Zimmern und 70 Betten, zwei Restaurants, einer Bar und fünf Seminarräumen wieder gut besucht. „Für viele unserer Gäste ist damit wieder alles gut, aber mit 45 Prozent weniger Umsatz im Vergleich zum letzten Jahr ist das definitiv nicht der Fall“, erklärt Klauschke. Den Aushilfskräften auf 450 Euro-Basis musste man erst einmal kündigen. Wenn sich die Lage gebessert hat, sollen diese das Team aber wieder verstärken. Auf ein durchdachtes Hygienekonzept wird auch hier streng geachtet. Um einer zweiten Welle bestmöglich vorzubeugen, wird alles desinfiziert und die Gäste gebeten, beim Umhergehen sowie beim Gang auf die Toilette einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen.

„Das Landhotel zeigt mit dem Online-Angebot und dem Hygienekonzept, wie es gehen kann. Vor allem zeigt es: Wer ein alternatives Konzept startet und vorher schon erfolgreich war, der kann sich schneller wieder berappeln als andere“, so Wirtschaftsminister Al-Wazir. „Trotzdem sind die wirtschaftlichen Folgen für den Grashof enorm. Darum bin ich froh zu hören, dass die staatlichen Hilfen angekommen sind und wünsche dem Betrieb und den Beschäftigten, dass sich die Umsätze weiter erholen“, sagte Wirtschaftsminister Al-Wazir abschließend seines Besuches. Für ihn ging die Reise weiter nach Hanau-Steinheim, wo er von Landtagsabgeordneter Markus Hofmann begleitet wurde. Nach der Abreise von Minister Al-Wazir sagte Karsten Klauschke: „Ich bin dankbar, dass sich Herr Al-Wazir Zeit genommen hat, um sich den Problemen der Hotellerie und Gastronomie im ländlichen Raum zu widmen. Ich war positiv überrascht, dass alle Probleme und Sorgen zur Sprache kamen und der Minister kompetent und sicher Lösungen aufzeigen konnte. Die Politik schenkt uns Vertrauen und hört uns an. Das freut mich sehr.“ +++ pm/ja