DIHK-Blitzumfrage: Keine schnelle Erholung in Sicht

Nur ein Drittel erwartet eine Normalisierung schon in diesem Jahr

Trotz Lockerungen von Corona-Beschränkungen und angekündigter Unterstützungsmaßnahmen aus der Politik ist für die deutschen Unternehmen keine schnelle Erholung in Sicht. Das geht aus einer aktuellen DIHK-Blitzumfrage unter bundesweit rund 8500 Unternehmen aller Branchen und Regionen hervor. „Die Hälfte der Betriebe rechnet frühestens im nächsten Jahr mit einer Rückkehr zur geschäftlichen Normalität. Nur ein Drittel erwartet eine Normalisierung schon in diesem Jahr. Das zeigt, der Weg zurück für die Wirtschaft wird lang und hart“, fasst DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben die Ergebnisse zusammen. „So bedeutend Überbrückungshilfen und Konjunkturpakete auch sind. Nichts ist für Unternehmen so wichtig wie die Chance, selbst wieder am Markt Umsatz machen zu können.”

Der Umfrage zufolge erwarten weiterhin vier von fünf Betrieben für das gesamte Jahr einen Umsatzrückgang. Im DIHK-Konjunkturradar fällt die Geschäftslage auf den tiefsten Stand seit Beginn der Erhebungen 1985. „Diese Zahlen zeigen die aktuell große Verunsicherung unserer Unternehmen“, so Wansleben. „Sie sehen mit großer Sorge, dass ihre Geschäfte nicht schnell wieder in Gang kommen, obwohl der Shutdown in Deutschland und anderen Partnerländern gelockert worden ist.“ Aus Sicht des DIHK bestätigt die Umfrage die Prognose eines Wirtschaftseinbruchs von 10 Prozent in diesem Jahr. Auch wird der Weg aus dem Tal eher länger als kürzer. „Das V ist vom Tisch“, befürchtet Wansleben.

Konkret berichten 60 Prozent der Unternehmen von weniger Nachfrage und 43 Prozent von stornierten Aufträgen. Mehr als ein Drittel der Unternehmen planen weniger Investitionen, in der Industrie sind es sogar 55 Prozent. „Dabei brauchen wir angesichts der enormen Herausforderungen bei Digitalisierung und Energiewende Innovationen und Investitionen hierzulande, um auch nach der Krise wettbewerbsfähig zu sein“, betont der DIHK-Hauptgeschäftsführer.

Hinzu kommt, dass immer mehr Unternehmen mit Finanzierungsproblemen zu kämpfen haben. Das schränkt zusätzlich Raum für Investitionen in neue Technologien, Produkte und Märkte ein. Mehr als 40 Prozent berichtet von Liquiditätsengpässen. Fast jedes zweite Unternehmen meldet einen Rückgang des Eigenkapitals. „Das geht vor allem bei mittelständischen Unternehmen schnell an die Substanz, weil zur Finanzierung laufender Zahlungsverpflichtungen die Umsätze fehlen“, berichtet der DIHK-Hauptgeschäftsführer. „Wir sollten den Wirtschaftsstabilisierungsfonds der Bundesregierung deshalb unbedingt mittelstandsfreundlicher gestalten, damit auch zahlenmäßig mehr Unternehmen davon profitieren können. Außerdem läuft die Zeit davon. Wir sehen Bundesregierung und EU-Kommission hier erheblich unter Zugzwang.“

Wegen der Corona-Einschränkungen im Welthandel rechnet der DIHK in diesem Jahr mit einem Exportrückgang von 15 Prozent. „Jeder zweite Arbeitsplatz in Deutschland hängt am Export,“ betont Wansleben. „Deshalb kann das nationale Konjunkturpaket nur einen Teil der Krise lösen. Wichtig ist, dass sich Europa schnellstmöglich auf ein wirksames Re-Start Paket verständigt, damit der Binnenmarkt anspringt. Insgesamt sind offene Grenzen und ein freier Waren- und Personenverkehr unverzichtbar, damit es für unsere Wirtschaft wieder bergauf geht“, betont Wansleben. „Deshalb ist es auch aus wirtschaftlicher Hinsicht so wichtig, dass das Coronavirus weltweit überwunden wird.“ Bilaterale Abkommen zur Erleichterung von Geschäftsreisen sind für das Exportgeschäft hier ein wichtiger Baustein. +++