Ernste Worte an einem festlichen Tag: Weihbischof und Domdechant Prof. Dr. Karlheinz Diez hat am 2. Weihnachtsfeiertag im Fuldaer Dom in seiner Predigt an den heiligen Stephanus erinnert – und damit bewusst einen starken Kontrast zur weihnachtlichen Stimmung gesetzt. Stephanus, der erste Märtyrer der Christenheit, wurde gesteinigt und legte mit seinem Tod Zeugnis für Jesus Christus ab. Dieses biblische Geschehen sei kein bloßer Rückblick auf ferne Geschichte, sondern lenke den Blick auf eine Realität, die bis heute anhält, so der Weihbischof.
Die Steinigung des heiligen Stephanus stehe sinnbildlich für das Leiden vieler Christinnen und Christen in der Gegenwart. Mit eindringlichen Worten machte Diez deutlich, dass Verfolgung keine Vergangenheit ist. „Die Steine auf Stephanus, liebe Schwestern und Brüder, sie fliegen immer noch“, sagte er wörtlich und brachte damit die Aktualität des Martyriums auf den Punkt.
Der Weihbischof sprach offen über das Ausmaß religiöser Verfolgung in der heutigen Welt. Weltweit seien Millionen Christen wegen ihres Glaubens Verfolgung, Diskriminierung und Gewalt ausgesetzt. Er erinnerte daran, dass „das Christentum ist die am stärksten verfolgte Religion weltweit“ sei. Anhand konkreter Beispiele aus Ländern wie Nordkorea, Nigeria, Indien, Syrien oder Mosambik zeigte er auf, wie brutal diese Verfolgung heute geschieht – mit Entführungen, Mord sowie der Zerstörung ganzer Dörfer und christlicher Gemeinden.
Der Gedenktag des heiligen Stephanus sei deshalb kein störender Fremdkörper im Weihnachtsfest, sondern gehöre innerlich dazu, betonte Diez. Weihnachten dürfe nicht bei der rührenden Szene des Kindes in der Krippe stehen bleiben. Aus dem neugeborenen Christus werde der leidende Christus am Kreuz – und dieses Kreuz präge bis heute das Leben vieler seiner Nachfolger auf der ganzen Welt.
Der Weihbischof rief die Gläubigen eindringlich zum Gebet und zu solidarischer Verbundenheit mit den verfolgten Christen auf. Zugleich stellte er die Hoffnung des christlichen Glaubens in den Mittelpunkt. Gerade angesichts von Kreuz, Gewalt und Leid gelte die Zusage Gottes, dass Gewalt und Leid nicht das letzte Wort haben.
Zum Abschluss seiner Predigt erinnerte Diez daran, dass gerade dort, wo Christen um ihres Glaubens willen das Kreuz tragen müssen, Weihnachten eine Quelle unzerstörbarer Hoffnung bleibe. Der Glaube wisse darum, dass Gewalt, Unrecht und Tod nicht das letzte Wort haben, sondern dass Gott selbst dem Leid eine Grenze setze. In dieser Gewissheit gelte auch heute das Wort des Engels aus der Heiligen Nacht, das Christen weltweit miteinander verbinde: „Fürchtet euch nicht, ich verkünde euch eine große Freude.“ Diese Freude gründe in der Hoffnung auf die Fülle der Herrlichkeit Gottes, die Christus durch sein Kommen, sein Leiden und seine Auferstehung eröffnet habe – eine Hoffnung, die trage, tröste und über Weihnachten hinaus Zuversicht und Kraft schenke, so der Weihbischof.
Musikalisch gestaltet wurde das Pontifikalamt vom JugendKathedralChor Fulda mit A- und B-Chor unter der Leitung von Domkapellmeister Franz-Peter Huber. An der Orgel spielte Domorganist Max Deisenroth. +++

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