Die Selbstachtung der Presse

Journalismus sollte sich nicht gemein machen mit einer Sache

Presse sollte aus Prinzip ein starkes Selbstwertgefühl haben. Denn eine unabhängige, selbstbewusste Presse ist wichtig für eine Demokratie, die richtig arbeitet. Mit Selbstwertgefühl arbeiten heißt: Journalistinnen und Journalisten richten sich nach Wahrheit, Fairness sowie Verantwortung – aber lassen sich nicht von Druck oder Geld leiten. Verliert die Presse ihr Selbstwertgefühl, verliert sie ihre Glaubwürdigkeit. Ist die Glaubwürdigkeit weg, weiß niemand mehr, was verlässlich ist – und das ist gefährlich.

Problematisch wird es, wenn Journalistinnen und Journalisten sich selbst zu sehr inszenieren. Wer Politik oder bestimmten Leuten zu nahe steht – und das zeigt – den nimmt man kaum noch als unabhängige Instanz wahr. Unabhängigkeit ist die Basis für guten Journalismus, der glaubwürdig ist. Entsteht der Eindruck, man sei Teil des Systems, statt es zu beobachten, dann ändert sich die Rolle.

Nähe zur Politik sorgt für Verlust kritischer Distanz. Dann gibt es Themen, über die man weniger kritisch schreibt – oder man scheut sich, Dinge aufzudecken, weil man Beziehungen nicht gefährden will. Also wird die journalistische Aufgabe eingeschränkt, die da lautet: Macht kontrollieren, Transparenz herstellen und unbequeme Fragen stellen.

Spielt die Selbstdarstellung eine zu große Rolle – Selfies, persönliche Kommentare, das ständige „Ich bin dabei“ – geht es oft mehr um Reichweite als um Recherche. Oder um das persönliche Standing, statt kritische Berichterstattung. Auch das untergräbt Vertrauen, da die Grenze zwischen Information und Eigen-PR unscharf wird. Im schlimmsten Fall sieht man das Medium als Lautsprecher für Gruppen – nicht mehr als Wachhund. Aber Journalismus sollte sich nicht mit einer Sache verbünden, selbst wenn sie noch so gut erscheint. +++


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