Der Umgang mit dem Amoklauf von München

Es ist eben nicht alles so gut gelaufen

SEK

München. Angst ist der höchst sinnvolle körperliche Zustand, der alle unsere Reserven mobilisiert, um uns vor Gefahren zu retten. Panik hingegen lähmt. In München war eine Stadt der Panik sehr nahe. Es ist eben nicht alles so gut gelaufen, wie hinterher gelobt worden ist. Nicht bei der Polizei. Nicht bei den Bürgern. Auch nicht bei der Politik. Kein Vorwurf, aber eine Bilanz. Um mit der Politik zu beginnen: Die Überprüfung der Waffen-Regeln ist tatsächlich eine sinnvolle Schlussfolgerung aus dem Geschehen. Es kann nicht sein, dass ein durchgeknallter 18-Jähriger so leicht an eine Pistole und so viel Munition kommt. Ansonsten bleibt ein Amoklauf ein Amoklauf, gegen den man außerhalb der psychiatrischen Früherkennung wenig machen kann.

Die Einberufung des Bundessicherheitskabinetts in Berlin, des höchsten Kriegs- und Krisengremiums, war jedenfalls überzogen und hat das Land ganz sicher nicht beruhigt. Überzogen sind erst recht die neuen Rufe nach einem Einsatz der Bundeswehr im Innern. Nicht auszudenken, auch die wäre noch ausgerückt in der bayerischen Landeshauptstadt, zusätzlich zu den Polizisten. Das Chaos wäre perfekt gewesen. Hier sind wir bei der Polizei und der Alarmierung. Die möglichst gezielte Ermordung möglichst vieler Unschuldiger, die früher ausschließlich Amokläufern vorbehalten war, ist durch die islamistischen Terroristen zur Standardmethode geworden. Und die Grenzen sind fließend, wie man bei der Attacke im Regionalzug gesehen hat.

Aber mehrere Täter an mehreren Orten gleichzeitig ist nun einmal klar den Terroristen vorbehalten. Als die Sicherheitsbehörden in München entsprechende Hinweise bekamen, mussten sie das sehr ernst nehmen. Warum aber die Annahme eines massiven terroristischen Angriffs so lange so viele Kräfte in Atem halten und die ganze Stadt lahm legen konnte, obwohl außerhalb des Olympia-Einkaufszentrums kein einziger Schuss fiel, muss nun aufgearbeitet werden. Die Polizei muss schneller aufklären können, was von den eingehenden Notrufen echt ist und was nicht. Sie muss schneller ein sicheres Lagebild haben.

Hier übrigens ist die zweite politische Konsequenz zu ziehen: In Zeiten des Terrorismus muss gegen Menschen, die gezielt Falschinformationen verbreiten, strafrechtlich entschlossen vorgegangen werden. Und jeder Bürger sollte sich darüber hinaus dreimal überlegen, ob und was er weiterverbreitet. Einige Medien übrigens auch. München hat gezeigt, dass auch die deutsche Gesellschaft jederzeit mit einem großen Anschlag rechnet. Entsprechend angespannt ist sie. Sie hat Angst, und die ist angesichts der Kette der Ereignisse von Paris über Nizza bis Würzburg absolut berechtigt. Umso mehr gilt es, jetzt sehr besonnen zu sein, ja entschlossen. Keine Panik, so die Lausitzer Rundschau. +++ fuldainfo