Das Hessische Kegelspiel: Von der Durchreisestation zur beliebten Urlaubsregion

Erste Übernachtungsgäste waren Nordländer auf dem Weg in den Süden

Hessisches Kegelspiel

Hünfeld. Der Tourismus im Hessischen Kegelspiel ist zu einem der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren der Region geworden. Die Grundlagen hierfür wurden schon früh gelegt.
Bereits in den 1950-er Jahren legten viele reiselustige Schweden, Norweger und Dänen auf dem Weg in den Süden Rast in der Region ein. Auf dem Campingplatz in der Praforst war allerdings nur kurz Zwischenstation, anstatt für längere Zeit in der Kuppenrhön zu verweilen. Die Fremdenverkehrsinstanzen befassten sich nun mit der Frage, wie man die nordischen Gäste zu einem längeren Aufenthalt in der Vorderrhön verleiten könnte. Überlegungen gingen dahin, das Stadt- und Kreisgebiet günstig und schnell, auch für Gäste aus dem Frankfurter und Kasseler Raum, erreichbar zu machen und für entsprechend preiswerte und einwandfreie Übernachtungsmöglichkeiten zu sorgen.

In etlichen Gemeinden wurden Fremdenverkehrsvereine gegründet. Der Kreis Hünfeld bekam sogar 120.000 Mark zur Verfügung gestellt, die für Um- oder Neubauten, für Werbung oder Infrastruktureinrichtungen waren – eine gewaltige Summe für die damalige Zeit! Ein wirkungsvoller und künstlerisch hochwertiger Prospekt wurde herausgebracht, der unter anderem ein ausführliches Unterkunftsverzeichnis enthielt. Die engere Heimat wurde zusätzlich durch Reklame der Bundesbahn und den Einsatz von Sonderzügen während der Urlaubszeit angekurbelt. Auch der Verkehrsverein in Mackenzell setzte Anfang der 60-er Jahre erfolgreich auf den Fremdenverkehr. Um Gäste anzulocken warb man damit, dass man in den Ferien seinen Führerschein erlangen konnte. Aus allen Teilen des Landes kamen Gäste, um ihre Fahrprüfung abzulegen. „Andernorts gibt es Skilehrer, wir haben Fahrlehrer“ war der Werbeslogan.

Im Februar 1972 wurde der Fremdenverkehrsverein Hünfeld gegründet, da es bis dahin unterschiedliche Strukturen der Fremdenverkehrsförderung gab. Im alten Kern der Stadt wurden diese Aufgaben beispielsweise von der Verwaltung und einer Reihe von Vereinen wahrgenommen, Sargenzell und Roßbach waren an den Fremdenverkehrsverein Haunetal angeschlossen. Unterkünfte und Gastronomie sollten geschaffen werden, Fremdenverkehrsgäste sollten betreut und beraten werden. In der Folge zog es Jahr für Jahr einige Tausend Besucher in den Raum Hünfeld, das nicht mehr nur Durchreisestation sondern ein beliebter Urlaubsort wurde. Der Fremdenverkehr erlebte einen Aufschwung, im Landesdurchschnitt wurde er lediglich von der Region Nordhessen übertroffen.

Die meisten Gemeinden im Landkreis Fulda waren durch örtliche Verkehrsvereine im Fremdenverkehr organisiert. Zur Steigerung der Übernachtungszahlen und weiteren Erschließung der Tourismusregion wurde der Fremdenverkehrsverein „Hessisches Kegelspiel“ gegründet. Er umfasste das Stadtgebiet Hünfeld sowie die Gemeindegebiete von Burghaun, Eiterfeld, Nüsttal und Rasdorf. Am 5.12.1991 fand die Gründungsversammlung statt. Der Fremdenverkehrsverein trat auch dem Fremdenverkehrsverband Rhön bei. Eine wesentliche Zielsetzung, die der Verein initiieren und realisieren konnte, war der Ausbau der touristischen Radwegeinfrastruktur mit dem Bau des Kegelspielradweges als Leitweg für die ganze Region. Mittlerweile verfügt das Hessische Kegelspiel über eines der dichtesten, qualifiziertesten Radwegenetze in der gesamten Destination Rhön.

Mit Wirkung zum 30.06.2009 setzte der Landkreis die Auflösung des Fremdenverkehrsverbandes Rhön durch, dadurch sollte es zur Neustrukturierung der touristischen Aktivitäten kommen. Die neu formierte Rhöntouristik Service GmbH, angesiedelt beim Kreis, beschränkte sich fortan lediglich auf das Destinationsmarketing für die Rhön. Bisherige Leistungen im Bereich der Betreuung von touristischen Leistungserbringern und des Binnenmarketings der Gäste sollten dagegen nur noch von so genannten touristischen Arbeitsgemeinschaften übernommen werden. Somit wurde auch im Hünfelder Land der Tourismus neu geordnet. Aus dem Fremdenverkehrsverein Hessisches Kegelspiel wurde im Jahr 2011 eine Touristische Arbeitsgemeinschaft (TAG). Die Interkommunale Arbeitsgemeinschaft hatte die Gründung der TAG initiiert, deren Vorsitz der damalige Bürgermeister von Burghaun Alexander Hohmann, übernahm. Heutiger Vorstandsvorsitzender ist der Eiterfelder Bürgermeister Hermann-Josef Scheich. Zu den bisherigen Mitgliedskommunen Burghaun, Eiterfeld, Hünfeld, Rasdorf und Nüsttal kamen Haunetal und Geisa hinzu.

Als Anschubfinanzierung erhielt die TAG 100.000 Euro an Fördermitteln des Landes Hessen. Die TAG Hessisches Kegelspiel hat ihre Geschäftsstelle mit hauptamtlichem Personal im Kegelspielhaus in Hünfeld und ist erster Anlaufpunkt für Feriengäste, Tagestouristen, Einheimische und Mitglieder. Gästeführungen in der Region werden angeboten, Souvenirs, regionale Produkte sowie Wander- und Radwanderkarten werden verkauft. Die Tourist-Information entwickelt als Innen- und Außenmarketingmaßnahme Broschüren, Flyer und Karten, um diese in der Region und auf regionaler sowie überregionaler Ebene auf Messen und Veranstaltungen zu präsentieren. Ebenso wichtig ist die Unterstützung der Tourismusstellen in den Mitgliedskommunen und die Interessenvertretung der TAG in touristischen Dachverbänden. Innerhalb von 10 Jahren wurden die Übernachtungszahlen auf jährlich 120.000 – 130.000 verdoppelt. Jährlich kommen 1,4 Mio. Tagesgäste ins Hessische Kegelspiel, vor allem zu Point Alpha, ins Konrad-Zuse-Museum, in das Museum Modern Art und dem Sargenzeller Früchteteppich. Aber auch Radfahrer, Wanderer und Kulturinteressierte zieht es immer wieder in diese Region. +++ fuldainfo | c.jecker