Christmette: Bischof Dr. Michael Gerber predigte in der Heiligen Nacht im Fuldaer Dom

Bischof Dr. Michael Gerber

Wo die Not besonders groß ist, wo offenbar kein Ausweg in Sicht ist, wo Krieg, Zerstörung und Chaos herrschen: Gott zeigt sich den Menschen dort, wo man ihn am wenigsten erwartet. Während der Christmette im Fuldaer Dom predigte Bischof Dr. Michael Gerber über die Vorbereitung auf Weihnachten und über die Botschaft der Heiligen Nacht. Ein Foto liegt in dieser Heiligen Nacht in den Bänken des Fuldaer Domes. Man muss schon genau hinschauen, um zu erkennen, worum es geht: In dem Motiv stapeln sich Kisten und Kartons – Teil einer Hilfslieferung für die Ukraine. Aufgenommen hat Bischof Gerber dieses Bild im Advent spontan mit seinem Handy – von außen, durch die Scheibe des Foyers im Bischöflichen Generalvikariat. Mittendrin in dem Chaos steht hinter der Spiegelung in der Scheibe eine kleine Krippe.

Tröstliche Botschaft

„Diese Momentaufnahme hat auf den ersten Blick wenig von Weihnachten“, sagt Gerber. „Und trotzdem ist die Krippe mittendrin dabei“, betont der Bischof. „Das ist für mich eine der sehr tröstlichen Botschaften des Weihnachtsevangeliums.“ Bei aller Vorbereitung und Besinnung: Oft kommt Heiligabend dann doch plötzlich und es ist eben noch nicht alles aufgeräumt und geordnet, sagt Gerber. Schon Maria und Josef hatten seinerzeit ihr Päckchen zu tragen – und die Herbergsleute nichts vorbereitet. In der Unübersichtlichkeit unserer Tage, angesichts des Angriffskrieges auf die Ukraine und vor dem Hintergrund weiterer Krisenherde: „Gott wird Mensch, wo wenig oder gar nichts vorbereitet ist. Dort, wo vordergründig vieles ungeordnet ist“, so Gerber.

Einladung

Die auf dem Foto aus dem Foyer gezeigte Szene der Unordnung sei daher auch eine Einladung, Gott genau darin zu entdecken und neu wahrzunehmen, richtete Gerber sich direkt an die Gemeinde: „Entdecken wir ihn inmitten der Kisten und Päckchen unseres Lebens. Entdecken wir ihn dort, wo wir vor lauter Aufgabenpaketen den Weg nicht mehr sehen und dort, wo wir uns schwertun, zwischen Spiegelung und Realität zu unterscheiden.“ Inzwischen, berichtet Gerber sehe das Bild im Foyer des Generalvikariats wieder anders aus: Die Kisten und Kartons sind längst verladen und somit aus dem Foyer verschwunden. Geblieben ist die Krippe, so Gerber, auch das sei Weihnachten: „Er, Jesus, ist bei uns angekommen“, betont der Bischof. „Und er bleibt.“ Musikalisch gestaltet wurde die Christmette von Domorganist Prof. Hans-Jürgen Kaiser und dem Chor St. Simplizius der Fuldaer Innenstadtpfarrei unter der Leitung von Anne Rill. +++ pm