Bürgermeister Schwenk im Interview

Schwenk: Das Thema Kinderbetreuung wird uns in Zukunft noch sehr fordern!

Bürgermeister der Stadt Hünfeld, Stefan Schwenk (CDU)

Am Ende dieses Monats endet die Amtszeit von Bürgermeister Stefan Schwenk (CDU). Sechs Jahre hat er die Geschicke der Konrad-Zuse-Stadt geleitet. Vieles konnte unter ihm für die Stadt Hünfeld umgesetzt bzw. auf den Weg gebracht werden. Wir haben Bürgermeister Schwenk kurz vor Ende seiner Amtszeit getroffen und mit dem 59-Jährigen über Höhepunkte, schwarze Stunden und Meilensteine in seiner Amtsperiode gesprochen.

fuldainfo: Herr Schwenk – Ihre Amtszeit neigt sich dem Ende zu. Im Juli 2019 haben Sie via Pressemitteilung verlauten lassen, dass Sie für eine zweite Amtsperiode nicht mehr zur Verfügung stehen. Sagen Sie dazu ein paar Worte.

Bgm. Schwenk: Mitte des letzten Jahres musste ich erkennen, dass ich gesundheitlich durchaus etwas angeschlagen bin. Das hat mich nach Rücksprache mit meinen Ärzten dazu veranlasst, mal in mich hineinzugehen, in mich hineinzuhören und mich zu fragen: Was kann ich der Stadt Gutes tun? Was kann ich den Bürgerinnen und Bürgern dieser Stadt Gutes tun? Von daher war dies eine präventive Entscheidung gewesen, denn wenn sich mein gesundheitlicher Zustand die nächsten sechs Jahre verschlechtern sollte, hätte dies womöglich dazu führen können, dass ich ausfalle und das wollte ich den Bürgerinnen und Bürgern dieser Stadt, aber auch mir persönlich nicht zumuten.

fuldainfo: Was haben Sie während Ihrer Amtszeit als Bürgermeister für Hünfeld alles auf den Weg bringen können? Auf was sind Sie besonders stolz?

Bgm. Schwenk: Die sechs Jahre, die ich jetzt in wenigen Tagen beende, waren sehr arbeitsintensiv. Auch dahingehend, dass man ein Stück weit Kraft gelassen hat. Es gibt Vieles, auf das ich – aber auch natürlich gemeinsam mit Denjenigen, die mich während meiner Amtszeit begleitet haben, stolz sein kann. So haben wir beispielsweise in Hünfeld im Bereich Hochbau einiges auf den Weg bringen können. Aktuell wird unser Rathaus umgebaut, eine Mammut-Aufgabe, die mich schon seit drei, vier Jahren begleitet, aber eine, die wichtig ist, für unsere Stadt. Das Rathaus ist aber nur eine Hochbau-Maßnahme, hier denke ich an die Stadtbibliothek, die jetzt schon seit gut einem Jahr in Betrieb ist, die unserer Stadt – sowohl städtebaulich, aber auch, was das kulturelle Umfeld dieser Bibliothek anbetrifft – gut zu Gesicht steht. Unlängst haben wir den Spatenstich für einen Kindergarten vorgenommen im Nord-Ostend, der im Rahmen der sogenannten „Sozialen Stadt“ oder auch „Sozialer Zusammenhalt“ auf den Weg gebracht wird. Dort werden wir im Rahmen der Kinderbetreuung Akzente setzen. Das Thema Kinderbetreuung wird ein Thema sein, das die Kommunen in den nächsten Jahren stark im Griff haben wird. Da werden die Kommunen sehr viel Geld in die Hand nehmen müssen, um dem gerecht zu werden; Wir in Hünfeld allein schon deshalb, weil wir einen erheblichen Zuzug nach Hünfeld in der Vergangenheit verzeichneten und verzeichnen. Das ist auf der einen Seite sehr schön, weil es davon zeugt, dass wir für junge Familien eine attraktive Stadt sind, aber das bringt auf der anderen Seite auch ganz besondere Aufgaben mit sich, insbesondere im Rahmen der Kinderbetreuung, aber dem wollen wir gerecht werden.

fuldainfo: Die Industrieansiedlung ist in Hünfeld größtenteils geglückt, aber dann gab es auch Coty.

Bgm. Schwenk: Coty war – wenn man es so sagen will – eine der schwarzen Stunden in meiner Amtszeit. Es ist nie schön, wenn man selbst miterkennen muss, dass eines der größeren Unternehmen die Tore schließt, aber ich denke, wir haben das sehr gut aufgefangen. Zunächst konnten dort durch den Betriebsrat gemeinsam mit Coty für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gute Lösungen gefunden werden, was mich persönlich sehr gefreut hat. Aber uns ist es gelungen – wie man an den Arbeitslosenzahlen sieht – dass wir in Hünfeld immer noch top sind. Wir sind top im Landkreis Fulda. Wir haben Vollbeschäftigung. Und top im Landkreis Fulda heißt natürlich top in Hessen und der Bundesrepublik Deutschland. In diesem Jahr werden wir den Spatenstich für den tegut…-Markt in Michelsrombach vornehmen können. Das wird für die gesamte Region ein ganz besonderer Tag sein, weil wir dort viele Arbeitsplätze erhalten und tegut… hier in der Region weiter manifestieren. Auf dem Coty-Gelände (ehemals Wella) werden wir neue Wege gehen. Wir werden dort mit der Firma Datafox die erste Firma haben, die sich dort niederlässt. Das wird uns auch wieder viele (gute) Arbeitsplätze nach Hünfeld bringen. Und ich bin der Überzeugung – egal, was die IT-Branche angeht –, dass es uns gelingen wird, hier einen Campus entstehen zu lassen, der uns hier, in der Konrad-Zuse-Stadt, gut zu Gesicht stehen wird.

fuldainfo: Sie haben es angesprochen – die Kinderbetreuung wird das zentrale Zukunftsthema sein. Welche Maßnahmen wird die Stadt Hünfeld ergreifen, um noch familienfreundlicher zu werden?

Bgm. Schwenk: Die Kinderbetreuung wird alle Kommunen – nicht nur die Stadt Hünfeld – finanziell ganz besonders fordern. Eine der Hochbaumaßnahmen – das sagte ich bereits – wird der Kindergarten im Nord-Ostend sein, in diesen wir dann im Jahr 2021 hoffentlich einziehen werden. Dieser Kindergarten wird viergruppig ausgestattet sein plus eine Gruppe U3, das heißt ein Betreuungsangebot für die unter Dreijährigen. Von daher werden wir uns hier auch ein Stück weit neu aufstellen. In der Folge werden wir den Kindergarten „St. Jakobus“, der in die Jahre gekommen ist, nicht nur sanieren, sondern diesen Kindergarten ganz aufgeben, neu bauen und dort gegebenenfalls sogar sechsgruppig unterwegs sein, also vier Ü3- und zwei U3-Gruppen. Das heißt, Sie sehen schon, wir wollen dort – gerade in der Kinderbetreuung – up to date sein, und damit schon für die Jüngsten optimale Bedingungen, optimale Rahmenbedingungen in unserer Stadt schaffen. Ansonsten müssen wir schauen, dass wir die vorhandenen Kinderbetreuungseinrichtungen immer auf dem Laufenden halten. D.h.: Immer so zu sanieren und umzubauen, dass sie den Kindern und natürlich insbesondere auch denjenigen, die dort ihren Dienst verrichten, den Erzieherinnen, gerecht werden. Das Hauptthema für Hünfeld – aber auch für andere Städte und Kommunen – wird sein, das notwendige Personal zu finden. Das ist derzeit noch ein Buch mit sieben Siegeln. Da muss man sehen, wie man damit umgeht. Ich denke, wir sind hier diesbezüglich auf einem guten Weg. Wir wollen diejenigen, die bei uns eine Ausbildung zur Erzieherin machen, auch die Möglichkeit geben, hier in Hünfeld auch weiterhin beruflich tätig sein zu können. Hier sollte es uns gelingen, die einzelnen Kinderbetreuungseinrichtung personell gut auszustatten.

fuldainfo.de: Kinder, Familien und Arbeitnehmer brauchen Wohnraum. Wie sieht es hier aus?

Bgm. Schwenk: Zunächst bin ich also auch ein Stück weit stolz, dass es in meiner Amtszeit gelungen ist, neue Baugebiete zu kreieren, das ist heute auch keine Selbstverständlichkeit mehr. Heute setzt man – und das ist durchaus nachvollziehbar – eher auf die Innenverdichtung; Das werden wir in Hünfeld auch im Blick haben, da wird es auch neue Anstöße geben für die Zukunft. In der Kernstadt haben wir zunächst einmal mit unserem neuen Wohngebiet „Stadtpanaroma“ neue Baugebiete geschaffen. Dieses Baugebiet ist sehr lukrativ, liegt blendend und ist natürlich auch sehr gut angenommen. Da werden jetzt in diesem Jahr die letzten Bauplätze an die Frau oder den Mann gebracht. Wir haben zwischenzeitlich auch in Michelsrombach neue Wohngrundstücke ausweisen können, die auch alle schon vergeben oder verkauft sind. Wir werden jetzt in Sargenzell unterwegs sein – das hat die Stadtverordnetenversammlung jetzt auf den Weg gebracht – und werden dort neue Bauplätze kreieren, hier, von der Lage her, auch ein Baugebiet mit Blick in die Rhön, das mit Sicherheit sehr attraktiv ist und auch schnell angenommen werden wird, aber wir werden auch weiterhin schauen müssen, wie wir neue Baugebiete ausweisen können. Insofern sind wir bereits mit dem Regierungspräsidium Kassel in Gesprächen, um Lösungen zu finden. Dennoch bleibt es festzustellen, dass natürlich auch für den Hintergrund des Baugesetzbuches eher die Innenraumverdichtung ein Thema sein muss, aber auch sein wird; Aber wir müssen schauen, dass wir gerade auch denjenigen, die sich in Hünfeld ansiedeln wollen, auch den Traum vom Eigenheim ermöglichen.

Ein Thema, bei dem in der Vergangenheit viele hessische Städte und Kommunen ihren Blick nach Hünfeld richteten und der Konrad-Zuse-Stadt im Landkreis Fulda hessenweite Medienresonanz einbrachte, war das Thema Straßenausbaubeiträge. Was uns Bürgermeister Schwenk hier sagte und was er sich diesbezüglich für ausnahmslos alle hessischen Städte und Kommunen wünschte, erfahren Sie im letzten Teil unseres Video-Interviews. In naher Zukunft wird sich Stefan Schwenk mit der Justiz wieder seiner alten Berufung widmen. Er hinterlässt seinem Nachfolger, dem 36-jährigen Benjamin Tschesnok (CDU), von Beruf ebenfalls Jurist, eine in vielerlei Hinsicht top aufgestellte Kommune. Am 01. April 2020 liegt es an ihm, die Geschicke Hünfelds fortzuführen. +++ jessica auth

Video