Brinkhaus fordert harte Reaktion auf Vorfälle in Fleischindustrie

Die Zeit der Widerstände sei jetzt vorbei

Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus (CDU) hat sich nach den jüngsten Vorfällen in der Fleischindustrie dafür ausgesprochen, schnell und hart zu reagieren. Die Fleischindustrie habe „jedes Schlupfloch genutzt“, sagte er im „Bericht aus Berlin“ aus dem ARD-Hauptstadtstudio. Deshalb müsse da jetzt „der große Hammer rausgeholt werden.“ Ansonsten werde das kein gutes Ende nehmen. Er hoffe, dass es der Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) schaffe, im Juli ein Gesetz vorzulegen, um Werkverträge zu verbieten. „Dann wird es im Herbst verabschiedet und dann ist das nächstes Jahr beendet mit den Werkverträgen“, so Brinkhaus. Die Zeit der Widerstände sei jetzt vorbei. Auf die Frage, ob auch Parteispenden das Ganze verzögert hätten, meinte Brinkhaus: „Natürlich gab es Parteispenden, aber zu glauben, dass man wegen der Beträge, die da irgendwo genannt werden, dann Entscheidungen verändert, das halte ich für ein bisschen herbeigezogen.“

Psychologin: Übermäßiger Fleischkonsum muss thematisiert werden

Nach dem Corona-Ausbruch in einem Schlachtereibetrieb der Firma Tönnies hat die Psychologin Tamara Pfeiler von der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz der Regierung vorgeworfen, den übermäßigen Fleischkonsum nicht ausreichend zu priorisieren. „Das ist zwar ein Skandal, aber die gesamtgesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema fehlt“, sagte sie dem Nachrichtenportal Watson. Dass die Fleischproduktion als systemrelevant eingestuft wurde, sei „Ausdruck dessen, wie die Politik über den Konsum von Fleisch und generell tierischer Produkte denkt“. Es werde signalisiert, dass es einfach dazu gehöre, diese Lebensmittel zu konsumieren, sagte Pfeiler, die zur Psychologie des Fleischessens forscht und als Vegan-Coach tätig ist. „Gleichzeitig werden wir von Regierungsseite nicht dabei unterstützt, uns tiefergehend mit dem Thema Tierwohl zu befassen“, so Pfeiler weiter. Fleisch werde seit Langem schon als Grundnahrungsmittel empfunden. „Und dabei helfen uns auch Glaubenssätze, die Fleischkonsum als normal, natürlich und notwendig legitimieren, da sie eine aktive Auseinandersetzung mit diesem emotionalen Konflikt umgehen.“ Laut Pfeiler herrscht noch viel Unwissen, was vegetarische und vegane Ernährung betrifft. „Viele Menschen denken, dass Fleisch, Milch oder Käse zum Beispiel wegen des Proteins oder diverser Vitamine notwendig seien für eine gesunde Ernährung. Sie fürchten sich, krank zu werden, wenn sie diese Produkte weglassen. Da brauchen wir noch ganz viel Aufklärung und eine positive Kommunikation über die Vorteile von pflanzenbasierter Ernährung.“ +++

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