Bouffier: „Wir halten die Erinnerung an Walter Lübcke und seine Arbeit wach“

„Walter-Lübcke-Preis“ wird erstmals 2020 verliehen

† Dr. Walter Lübcke

Heute wäre Walter Lübcke 67 Jahre alt geworden. Viele und Vieles erinnert an den ehemalige Kasseler Regierungspräsidenten der am am 2. Juni 2019 ermordet wurde. Das Attentat auf Lübcke hat bei vielen Menschen tiefe Wunden hinterlassen. Er war bekannt für seine offene und direkte Art und ist Diskussionen nie aus dem Weg gegangen hat diese aber stets fair geführt. Er war ein Netzwerker über die Parteigrenzen hinweg. Lübcke hatte stets ein offenes Ohr für jeden Menschen und dachte immer zuerst an das Wohl der Region, er hat engagiert für Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie gekämpft.

Anlässlich des Geburtstages wurde der große Sitzungssaal des Regierungspräsidiums Kassel, Am Alten Stadtschloss in „Walter-Lübcke-Saal“ umbenannt. Der aus Afghanistan stammende Kasseler Künstler Berahna Massoum schuf dazu eine Bronzetafel mit dem Relief Walter Lübckes, die am Eingang des Saales an ihn erinnern wird. „Mit der Umbenennung des Saales wollen wir ein sichtbares Zeichen in Erinnerung an Dr. Walter Lübcke schaffen. Das Relief, das der Künstler Berahna Massoum geschaffen hat, gibt das Abbild Walter Lübckes eindrucksvoll und authentisch wieder“, sagte Regierungspräsident Klüber.

Zudem gibt das Regierungspräsidium Kassel, in Zusammenarbeit mit der Deutschen Post AG, eine Briefmarke Individuell heraus. Mit den Erlösen soll ein Kunstwerk finanziert werden, das an Lübcke, aber auch an die Tat und deren mutmaßlich rechtsterroristischen Hintergrund erinnern soll, so das Regierungspräsidium Kassel am Freitag. „Der Erwerb einer solchen Briefmarke ist nicht nur etwas für Sammler, sondern auch eine besondere Erinnerung für Freunde und Wegbegleiter Dr. Lübckes. Wir sind der Deutschen Post und der Bürgerstiftung sehr dankbar, die uns sehr bei der Umsetzung unterstützen“, so Regierungspräsident Hermann-Josef Klüber.

Keinen Millimeter nach rechts

Das Attentat an Walter Lübcke war daher nicht nur ein Anschlag auf einen couragierten Politiker, sondern auch auf unsere gesamte Demokratie. Diese werden wir mit allen demokratischen Mitteln verteidigen. Wir treten Hate Speech, Hass und Hetze sowie Rechtsextremismus entschieden entgegen. Denn für uns gilt: Keinen Millimeter nach rechts, so die hessischen Grünen in einer Mitteilung.

Volker Bouffier erklärte: „Heute wäre unser lieber Freund und hochgeschätzter Kollege Dr. Walter Lübcke 67 Jahre alt geworden. Zu unserem tiefen Bedauern weilt er nicht mehr unter uns, weil er auf grausame Art und Weise aus dem Leben gerissen wurde. Sein Mord ist ein furchtbares und unvorstellbares Verbrechen, das uns nach wie vor tief betroffen und fassungslos macht. Immer bodenständig und mit seiner Heimat fest verwurzelt war Dr. Walter Lübcke ein lebensbejahender Mensch, der zuletzt als Kasseler Regierungspräsident die Interessen der Bürger in Nord- und Osthessen und weit darüber hinaus mit großem Engagement vertreten hat. Sein Antrieb war das christliche Menschenbild. Er trat für die Schwachen in unserer Gesellschaft ein und zeigte humanitäre Größe in schwierigen Zeiten. Sein Verständnis von Demokratie und unsere freiheitliche Gesellschaft verteidigte er stets mit klaren und deutlichen Worten. Umso unverständlicher ist, dass es genau diese vorbildlichen Tugenden waren, die ihm menschenverachtende Anfeindungen und puren Hass entgegenbrachten. Er wurde zum Feindbild von Rechtsradikalen, aus deren Reihen er hinterrücks und kaltblütig ermordet wurde. Die Ermittlungsbehörden haben viel getan, um die Tat schnellstmöglich aufzuklären. Die mutmaßlichen Täter stehen nun vor Gericht. Auch wenn damit rechtlich die Tat bewertet und geahndet wird, bringt sie uns Dr. Lübcke dennoch nicht zurück. Wir sind traurig und vermissen ihn. Wir als CDU-Familie halten die Erinnerung an ihn und seine Arbeit wach. Unser ehrendes Gedenken und unsere tiefe Anteilnahme gelten weiterhin ihm und seiner Familie.“

Demokratische Werte sind unsterblich

Michael Sasse von der Initiative „Offen für Vielfalt“ nutzte die Gelegenheit im Rahmen der Umbenennung des Großen Saals dem Regierungspräsidium ein Bild zu überreichen, das das Hauptgebäude mit dem großformatigen Banner „Demokratische Werte sind unsterblich“ zeigt. So soll das Motto auch im Gebäude weiterleben. Die Mitmach- und Plakatkampagne „Demokratische Werte sind unsterblich“ initiierte „Offen für Vielfalt“ gemeinsam mit dem Kasseler Regierungspräsidium im Juni 2020, um das Andenken an Walter Lübcke lebendig zu halten und sein Engagement für eine offene, tolerante Gesellschaft zu ehren. Ganzseitige Anzeigen in der regionalen Presse, Bussen, Bahnen, Geschäften, Büros und große Banner am Regierungspräsidium und weiteren Standorten machten sichtbar, wie die Stadt zusammenrückt – für Toleranz und Menschlichkeit. Auch zum Prozessauftakt gegen Lübckes mutmaßlichen Mörder in Frankfurt war die Initiative vor Ort präsent. Die Kampagne erreichte über eine Million Menschen in Nordhessen und darüber hinaus. „Walter Lübcke als Mensch und Politiker war standhaft in seinem Einsatz gegen Diskriminierung und für Toleranz in unserer Gesellschaft. Gerade in der heutigen, krisenbehafteten Zeit ist er damit ein Vorbild für unsere Demokratie, das seine Zeit überdauern wird“, so Michael Sasse für die Initiative.

„Walter-Lübcke-Preis“ wird erstmals 2020 verliehen

Lübcke wird Namensgeber eines Preises, den der mit Dr. Lübcke eng verbundene Bundestagsabgeordnete Michael Brand in Erinnerung an seinen Weggefährten und Freund jährlich ausloben wird. Bewusst diesen Tag und nicht den Todestag hat Brand zur Bekanntgabe ausgewählt, „um die Erinnerung an einen so guten Charakter nicht mit dem Umstand seines Todes, sondern mit seinem blühenden und positiven Leben wachzuhalten“. Brand wird den „Walter-Lübcke-Preis“ einmal im Jahr an Menschen vergeben, die sich in besonderer Art und Weise um ihre Mitmenschen verdient gemacht haben. „Dabei geht es ausdrücklich nicht nur um große öffentliche Verdienste, sondern entsprechend der Haltung von Walter Lübcke auch um die vielen ehrenamtlichen und privaten Hilfen, die von vielen tausenden Menschen still und kontinuierlich geleistet werden, ohne dass sie dafür ein großes Tamtam oder ein Dankeschön wollen“, erklärte Brand zur Vorstellung des Preises. „Walter Lübcke fühlte sich gerade mit diesen sogenannten ´kleinen Leuten´, die doch im Alltag wichtige und große Dinge tun, besonders verbunden. Dies soll auch der Preis zum Ausdruck bringen.“

Foto: privat

Der massive Glasquader (Höhe 25 cm), geschaffen von einem Dresdner Künstler, zeigt einen offenen wie optimistischen Walter Lübcke in dreidimensionaler Ansicht, und dazu die Inschrift „FÜR BESONDEREN EINSATZ UM MENSCHLICHKEIT UND ZUSAMMENHALT IN UNSEREM LAND“. Michael Brand zeigte sich “richtig froh und dankbar“, dass diese Initiative zum Walter-Lübcke-Preis auch von der Familie Lübcke unterstützt wird. Es gehe darum, „ein besonderes Zeichen zu setzen. Wir sind uns gemeinsam sehr bewusst darüber, dass auch ein solcher Preis dazu beitragen kann, und auch soll, dass Walter Lübcke über sein Wirken und sein Leben, und eben nicht nur über die Art seines Todes, in Erinnerung bleibt.“ Dazu könne ein solcher Preis einen dauerhaften Beitrag leisten. „Zudem, und das war uns auch wichtig, wird das Engagement der vielen oft stillen Helferinnen und Helfer in unserer Gesellschaft mit einer solchen Auszeichnung besonders gewürdigt. Die Intention ist also nicht nur, einzelne gute Taten zu würdigen, sondern damit auch ein Beispiel zu geben, dass es sich lohnt, in diesem Land zu leben und für unsere Werte einzustehen, so wie es Walter oft formuliert hat“, betonte Brand.

Der Bundestagsabgeordnete lädt dazu ein, „Menschen aus der Nachbarschaft, der Familie, aus Verein oder von der Arbeit, oder auch in einer Institution, in einem Gremium oder wo auch immer“ zu benennen, von denen man „mit Fug und Recht annehmen darf, dass sie in besonderer Weise gewirkt haben – egal ob im Kleinen oder im Großen, ob still oder öffentlich“. Brand weiter: „Es kommt sehr auf die Haltung an, die hinter der guten Tat steckt. Das war auch für Walter Lübcke immer ein wichtiger Blickwinkel.“ Die erstmalige Verleihung des Preises wird noch in diesem Jahr 2020 stattfinden. +++

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