Bistum Fulda: Aufarbeitungskommission stellt Schwerpunkte und Vorstand vor

Betroffene hören und Akten sichten

Die unabhängige Aufarbeitungskommission im Bistum Fulda geht weitere Schritte zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt und dem Umgang von Verantwortungsträgern mit den Fällen aus der Vergangenheit. Nun hat die Kommission Arbeitsweisen und Schwerpunkte festgelegt und ein Vorstandsteam gewählt. Arbeitsschwerpunkte sind Gespräche mit Betroffenen und die Akteneinsicht, Sprecher der Kommission und des dreiköpfigen Vorstandsteams ist Gerhard Möller.

Gerhard Möller war lange Oberbürgermeister der Stadt Fulda und zuvor Erster Kreisbeigeordneter des Landkreises Fulda. Der Jurist gehört zu den Mitgliedern, die auf Vorschlag der Landesregierung in der Kommission vertreten sind. Gemeinsam mit Möller bilden Edith Jordan und Philip Zmyj-Köbel das Vorstandsteam. Jordan ist Diplom- Sozialpädagogin und Jugendamtsleiterin des Landkreises Fulda, Zmyj-Köbel Direktor des Amtsgerichtes Schwalmstadt. Er bringt unter anderem Erfahrungen als Vorsitzender Richter einer Großen Strafkammer sowie als Oberstaatsanwalt mit. Im Diözesanvermögensverwaltungsrat und Kirchensteuerrat ist er ehrenamtlich in der Kirche aktiv.

Perspektive der Betroffenen

Die besonders wichtige Perspektive der Betroffenen bringen Sebastian Dickhut und Stephan Auth in die Aufarbeitung des Umgangs mit Fällen sexualisierter Gewalt innerhalb der katholischen Kirche ein: Sie haben sich bereit erklärt, für den gemeinsamen Betroffenenbeirat der Bistümer Fulda, Limburg und Mainz in der Aufarbeitungskommission mitzuwirken.
Weitere Mitglieder der multiprofessionell aufgestellten Aufarbeitungskommission sind der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie mit Schwerpunkt Forensische Psychiatrie, Dr. med. Martin Flesch aus Veitshöchheim; die Sozialarbeiterin, Gestalttherapeutin, Juristin und ehemalige Frauenbeauftragte der Stadt Fulda, Hildegard Hast und Bernhard Riehl aus Fritzlar. Der Richter a. D. ist wie Möller auf Vorschlag der Landesregierung in die Kommission berufen wurde. Als einzig hauptberuflich beim Bistum Fulda Beschäftigter gehört darüber hinaus der Historiker Christof Ohnesorge in seiner Funktion als Mitarbeiter des Diözesan-Archivs der Aufarbeitungskommission an.

Verbindliche Standards

Wie bei der Zusammensetzung orientiert sich die Kommission auch in ihrer Arbeitsweise an den verbindlichen Kriterien und Standards für eine unabhängige Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche in Deutschland, die vom Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs der Bundesregierung und der Deutschen Bischofskonferenz im April 2020 verabschiedet wurde. Die Kommission trifft sich in der Regel monatlich. Um die Schwerpunkte konzeptionell bearbeiten zu können, hat sie sich in einer der letzten Sitzungen in zwei Untergruppen aufgeteilt: Die Arbeitsgruppe „Betroffene hören“ macht Angebote, damit unmittelbar und mittelbar Betroffene Erlebnisse und Erfahrungen darstellen können. Die Arbeitsgruppe „Akteneinsicht“ entwickelt im ersten Schritt ein Projektdesign, wie die Akten im Bistum Fulda strukturiert und zielführend eingesehen und durchgearbeitet werden können. Dabei werden pensionierte, erfahrene Kriminalbeamte die Kommission mit ihren Kompetenzen in der Aktenarbeit unterstützen.

Unabhängige Arbeit

Die Aufarbeitungskommission arbeitet unabhängig. Sie kann auch entscheiden, ob sie externe Dienstleister für ihre Arbeit hinzuzieht. Das könnten z. B. juristische Beratungen sein oder etwa Dienstleistungen in der Aktenaufarbeitung. Untersucht wird dabei der Zeitraum von 1946 bis heute. Für Betroffene von sexualisierter Gewalt gibt es neben der Kommission auch zwei unabhängige Ansprechpartner im Bistum Fulda. Darüber hinaus hat das Bistum schon seit vielen Jahren sowohl eine Präventionsbeauftragte als auch eine Interventionsbeauftragte eingestellt. +++