
Bischof Dr. Michael Gerber aus Fulda betonte am Silvesterabend im Dom, dass das menschliche Wesen die Kirche präge. Im feierlichen Jahresabschluss-Gottesdienst sprach er über Zukunftsperspektiven und den christlich-caritativen Auftrag. Er dankte allen, die sich sozial engagieren. Eine Passage aus der aktuellen Enzyklika von Papst Franziskus inspirierte ihn. Sie weist auf die christliche Verantwortung für alle Menschen hin. Gerber rief zu einem bewussteren Umgang mit Andersdenkenden, Ausgegrenzten und Fremden auf. Die Sorge um den Anderen und dessen Würde sei ein hohes Kulturgut, das in die Zukunft zu tragen sei, sagte er. Man dürfe dankbar sein, dass es viele Akteure gibt, die sich Bedürftigen zuwenden.
Universale Dynamik
Das Christentum habe eine universale Dynamik. Es stelle uns die Frage: „Wie hast Du auch jene im Blick, die jenseits deiner Grenzen leben?“, betonte Gerber. In Zukunft seien für diese Aufgaben Bündnisse und Koalitionen nötig. Diese könnten auch ungewöhnliche Partnerschaften zwischen religiös und säkular motivierten Gruppen umfassen. Es reiche nicht aus, sich nur unter Frommen zu bewegen. Außerdem müsse man sich fragen, ob bestimmte Formen der Religiosität zu einem tieferen Bewusstsein für Gott und die Menschenwürde führten oder religiöse Autorität missbraucht wurde. Diese Frage sei besonders wichtig angesichts des anstehenden Abschlussberichts der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt im Bistum Fulda.
Gestaltung der Zukunft
Unsere Gesellschaft halte zusammen, weil viele mehr für das Gemeinwohl leisten als gesetzlich gefordert, sagte der Bischof. Diese Einstellung sei wegweisend für die künftige Investition der Kirche. Der leitende Gedanke für die Zukunftsgestaltung der Kirche in Fulda sei die Frage, was tatsächlich dem Leben diene. Es gehe nicht darum, wieviel Immobilien oder Institutionen man retten könne. Es gehe darum, wo Wachstum in der Persönlichkeitsentwicklung, in belastbaren Beziehungen und in der Beziehung zu Gott möglich sei, so Gerber.
Heiliges Jahr
Der Bischof blickte auf das Heilige Jahr 2025, das Papst Franziskus im Petersdom eröffnet hatte: „Das ist unser Bekenntnis. Gott ist ein Gott des Wachstums. In Jesus Christus heilt er Verwundetes und führt uns zum Leben.“ Der feierliche Gottesdienst wurde musikalisch vom Fuldaer Domchor, dem Jugendkathedralchor und ehemaligen Chormitgliedern umrahmt. Die Leitung hatte Domkapellmeister Franz-Peter Huber. An der Orgel spielte Ulrich Dölle, an der Chororgel Ulrich Moormann. +++
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