Biontech-Gründer Sahin wehrt sich gegen Wucher-Vorwurf

Das war der erste Preis mit einer großen Reihe von Unbekannten

Der Gründer des deutschen Impfstoff–Herstellers Biontech, Ugur Sahin, wehrt sich gegen den Vorwurf, Biontech habe von der EU-Kommission überhöhte Preise gefordert. Entsprechende Berichte von „Süddeutscher Zeitung“, NDR und WDR entbehrten jeglicher Plausibilität, zitiert ihn die „Bild“. Bei der vermeintlichen Preisforderung habe es sich um eine erste Überschlagsrechnung der damaligen Kosten von Ende Mai, Anfang Juni 2020 gehandelt. Sahin erläuterte dem Blatt: „Das war der erste Preis mit einer großen Reihe von Unbekannten. Wir hatte in den Jahren 2019 und 2020 zunächst nur selbst in kleinen Mengen Dosen für unsere klinischen Studien hergestellt.“

Sahin über den Grund für die hohe Summe: „Wir hatten damals für 2.000 Dosen Kosten von 1,5 Millionen Euro. Die Infrastruktur für die Massenproduktion gab es nicht. Wir wussten zum damaligen Zeitpunkt schlicht noch nicht, wie sich die Produktion genau skalieren lässt, was genau die Studien bezüglich der mRNA-Dosierung ergeben und wie die Produktionsabläufe und Kosten genau sein werden.“ Eine eigene „große Produktion wie das Marburger Werk war auch nicht in Sicht“, so Sahin gegenüber der Zeitung. „Als wir wussten, wie wir Kosten senken und die Skalierung aufbauen können, haben wir in kürzester Zeit – keine drei Wochen später – ein neues Angebot zusammen mit Pfizer erstellt.“ Man habe ein Preismodell berechnet „für alle Industriestaaten und entsprechend großer Bestellmengen“.

Der Biontech-Gründer weiter: „Die Preise lagen je nach Bestellmenge zwischen 30 und 15 Euro. Am 22. Juli haben wir den USA-Vertrag auf Basis der neuen Parameter unterschrieben, aus dem die 19,50 Dollar ersichtlich waren. Dieses Preismodell haben dann alle Industriestaaten erhalten.“ Auf die Frage, ob er sich als Blitzableiter in einem politischen Spiel fühlt, sagte Sahin der dem Blatt weiter: „Das, was wir hier machen, hat es in der Medizingeschichte noch nie gegeben. Unser Team arbeitet seit einem Jahr rund um die Uhr daran. Dies ist eine Mammutaufgabe für jeden Beteiligten – wir wollen Lösungen finden, statt über alte Probleme zu reden.“ +++

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