BBZ Mitte verabschiedete neun Schreinermeister

Nach sechs Monaten intensiven Lernens und praktischen Arbeitens haben die in diesem Jahr neun Teilnehmer des 20. Schreinermeisterkurses unter dem Dach des Berufsbildungszentrums – kurz: BBZ „Mitte“ in Petersberg bei Fulda im gleichnamigen Landkreis ihre Objekte erfolgreich abgeschlossen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, finden nicht nur Hendrike Semler-Sarnes und Jochen Jahn (beide BBZ Mitte). Im Rahmen einer kleinen Feierstunde wurden die jungen Schreinermeister gestern im Beisein von Freunden und Familie, Dozenten, Geschäftsleitung der niedergelassenen Handwerksbetriebe der Region, Lieferanten sowie Vertretern der Stadt in der Aula der Alten Universität Fulda vonseiten der Geschäftsführung des BBZ Mitte und ihres Ausbildungs- und Dozententeams verabschiedet. Wie ihre Schreinermeisterobjekte – wozu u.a. ein Schreibtisch, eine Kommode oder eine Werkbank zählen – entstanden sind, zeigten die Teilnehmer am Freitag und Samstag in der Aula der Alten Universität.

Wie vielseitig der Schreinerberuf ist und welche Hürden es während des Kurses zu nehmen galt, darüber berichteten gestern bei der offiziellen Begrüßung BBZ-Dozentin, Schreinerin und Raumdesignerin Hendrike Semler-Sarnes und Kursleiter und Ausbilder, Schreinermeister Jochen Jahn. „Wir sind sehr, sehr stolz auf unsere frischgebackenen bzw. angehenden Schreinermeister – ein Großteil der Teilnehmer sind pünktlich mit ihren Anfertigungen fertiggeworden, anderen kam etwas dazwischen, sie werden ihre Objekte zu gegebener Zeit fertigstellen“, sagte Jochen Jahn in seinen einleitenden Worten zur Begrüßung. Neben dem 20. Vollzeitunterricht, der von den Kursteilnehmern in einem halben Jahr durchlaufen wurde, galt es im zweiten, dem theoretischen Teil der Prüfung, an zwei Tagen in sechs Stunden bei einem allumfassenden Fragenkatalog zu unterschiedlichen Themen zu bestehen. Auch hier waren die 10 Anwärter auf den Schreinermeistertitel erfolgreich. Dass die Teilnehmer der Herstellung von weiteren handwerklichen Ausführungen (als weiterer Bestandteil der Meisterprüfung) in einem Zweitfenster von acht Stunden ebenso gewachsen sind, stellte das Bestehen an den sogenannten „Situationsaufgaben“ unter Beweis. Hier lag die Schwierigkeit im Besonderen darin, in einem bestimmten Zeitfenster unter den strengen Blicken der Meisterprüfungskommission zu überzeugen sowie über ein gutes Zeitmanagement für die Ausführung der Arbeiten und die individuellen Arbeitsabläufe zu verfügen. Auch dieser Teil der Prüfung tat den motivierten Handwerkern keinen Abbruch.

„Seit August des vergangenen Jahres wohnten die Teilnehmer dem Vollzeitunterricht im BBZ bei – teilweise ging dieser bis in die späten Abendstunden“, so Kursleiter Jochen Jahn. Dass die Teilnehmer für ihr großes Ziel auch an den Wochenenden unterwegs waren, war nicht die Seltenheit. Dass Zeitfenster – ganz gleich, ob es den Wirtschaftsteil oder die Kostenkalkulation betraf, war teilweise sehr knapp, wie Jahn berichtete. „Und damit das Ganze nicht nur auf dem Papier stattfindet, durften wir zur Firma Paltian nach Motten und konnten im Ausstellungsraum verschiedene Treppenarten besichtigen“, ergänzte BBZ-Dozentin Hendrike Semler-Sarnes. „Geschäftsführer Michael Paltian hat sich – wie man es von ihm kennt – wieder sehr viel Zeit für uns genommen und den Schreinermeisteranwärtern in einem Vortrag Wissenswertes mit auf den Weg gegeben und ihnen erzählt, worauf es bei diesem Beruf ankommt. Im hauseigenen Meetingraum wurden wir mit Kaffee und Kuchen versorgt, und durften im Anschluss noch die Werkstatt besichtigen und natürlich den großen Ausstellungsraum, genannt, das ‚Treppenhaus‘.

Ein weiteres Highlight war der Besuch bei der Firma Feuerstein Holztechnik in Dipperz. Dort werden nicht nur Treppen gefertigt, sondern auch schusssichere Fenster. Wusste Sie, dass ein schusssicheres Fenster bis zu acht Zentimeter stark sein kann, und, dass der Fensterflügel bis zu 20 Zentimeter? Geschäftsführer Michael Döppner zeigte uns den Betrieb und nahm uns auch hier mit in die Produktion und stand uns für Fragen zur Verfügung.“ Weitere Highlights waren der Besuch beim Fertighausbauunternehmen Bien Zenker, der Sicherheitstechnik Abus in Chemnitz, wo die Teilnehmer zwei Tage Gast sein durften, oder im Plattenwerk in Brilon im Sauerland. Das Plattenwerk hat ein Ausmaß von 80 Fußballfeldern und beschäftigt 1.500 Mitarbeiter, zeigte sich BBZ-Dozentin Hendrike Semler-Sarnes begeistert. Beim Unternehmen Bien Zenker erfuhren die Kursteilnehmer alles Wissenswerte zur Fertighausproduktion. Bien Zenker fertigt in der Woche 20 Fertighäuser. „Das ist eine Wahnsinnsleistung und auch die Art und Weise, wie dort die Produktion, alles strikt nach einem Setzkasten-System abläuft“, so die BBZ-Dozentin. Und auch die Stippvisite bei der Firma Abus wird den Kursteilnehmern sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben. Selbst nach 15 Minuten Tüfteln war es den Schreinermeisteranwärtern nicht gelungen, die Türsicherung aufzubrechen, wie Hendrike Semler-Sarnes verriet. Und auch mit dem in Fulda ansässigen Unternehmen Adam Berkel hatten die Kursteilnehmer des BBZ Kontakt. Das Unternehmen lobte drei Präsente aus, die an die besten Meisterschüler vergeben werden sollen. Da noch nicht alle Kursteilnehmer ihre Schreinermeisterobjekte bis zum gestrigen Zeitpunkt fertiggestellt hatten und eine Beurteilung durch das Dozententeam noch aussteht, werde man dies zum gegebenen Zeitpunkt nachholen. Ein besonderer Dank galt demnach dem Unternehmen Adam Berkel aus Fulda.

Ein Thema, das zunehmend an Bedeutung gewinnt, heißt: Barrierefreies Bauen und Wohnen. „Wenn ich im fortgeschrittenen Alter bin, brauche ich womöglich das ein oder andere Helferlein“, führte Hendrike Semler-Sarnes am Freitag aus. Welche Produkte es inzwischen auf dem Markt gibt und was sich speziell für meine persönlichen Bedürfnisse eignet, – sei es ein zweiter Handlauf mit Licht, ein rutschsicherer Treppenaufsatz oder eine elektrische Herdabschaltung, die nach Semler-Sarnes insbesondere im Alter nützlich sein kann – darüber erteilte Susanne Beh vom Verein „Miteinander Füreinander Oberes Fuldatal“ den Kursteilnehmern bei ihrem Besuch des Vereins in Weyhers Auskunft. Ein besonderer Dank vonseiten Semler-Sarnes und Jochen Jahn galt dem gesamten Dozententeam des BBZ, sowie Bildungsmanagerin Luisa Möller (ebenfalls BBZ Mitte), den Sponsoren, Lieferanten und Partnern des BBZ. Die Dozenten Semler-Sarnes und Jahn wünschten den frischgebackenen Schreinermeistern, die sich für den 20. Kurs aus der ganzen Bundesrepublik anmeldeten und ihre Prüfung erfolgreich ablegten, für ihren weiteren Berufsweg alles erdenklich Gute. Im Namen der Kreishandwerkerschaft Fulda adressierte Kreishandwerksmeister Thorsten Krämer an die Schreinermeister Grüße wie Glückwünsche. Krämer verwies in seinem Grußwort auf den gesellschaftlichen Stand von Schreinern im späten 18. und 19. Jahrhundert, der seinerzeit mit Ärzten und Richtern gleichgestellt wurde. Aktuell sei man, so Krämer, auf dem besten Weg dahin, dass auch das Handwerk in der Gesellschaft die Anerkennung findet, die ihm gebührt. „Irgendwann gelangen wir alle zu der Übereinkunft, dass es ohne das Handwerk nicht mehr geht und gehen wird“, so Kreishandwerksmeister Thorsten Krämer, der weiter ausführte: „Mit dem Meistertitel haben Sie die höchste Ausbildungsstufe im Handwerk erreicht. Das, was Sie am Ende Ihrer Prüfung final geschaffen haben, sieht absolut fantastisch aus. Ich wüsste nicht, wo ich da bewertungstechnisch betrachtet noch einen Punkt abziehen sollte.“

Für den erkrankten Fuldaer Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld sprach Stadtrat Stefan Grauel. Grauel gratulierte den Handwerkern zur ihrer bestandenen Meisterprüfung und überbrachte neben den Grüßen des Oberbürgermeisters auch die Grüße des Fuldaer Bürgermeisters Dag Wehner sowie des gesamten Magistrates. „Ab heute ist Fulda, die Region – und wie wir gehört haben, die gesamte Bundesregierung um neun hochqualifizierte Handwerker – denn qualifiziert waren sie vorher schon – reicher“, sagte er in seinen einleitenden begrüßungsworten. Der Stadtrat weiter: „Alleine die Tatsache, dass sie sich vor einiger Zeit für eine Ausbildung im Handwerk entschieden haben, verdient Lob und Anerkennung; denn das ist heute – und das ist bereits angeklungen – nicht mehr selbstverständlich. Ich selbst habe einmal eine Lehre im Handwerk gemacht und weiß dies deshalb zu schätzen. Ein gelernter Handwerker – und auch das kann ich Ihnen versichern – den kann so schnell – auch im privaten Bereich – nichts so leicht aus der Bahn werfen. Ein Handwerker kann sich immer helfen und benötigt selten Hilfe von außen. Aber die Steigerung von einem Handwerker ist selbstverständlich das, was Sie seit Kurzem sind: Meister und damit das zusätzliche Wissen zur Wirtschaftlichkeit, Bürokratie, Unternehmensführung – und das Denken über Grenzen hinaus. Sie haben als Meister nun die Möglichkeit, sich selbständig zu machen, Auszubildende auszubilden und Ihr Know-how im Betrieb mit einzubringen. Mit der bestandenen Prüfung haben Sie bewiesen, dass Sie es können. Heute würde man sagen: Sie haben es drauf! Und wenn man sich hier im Raum mal so umsieht – und da wird mir sicher niemand widersprechen – ist die absolute Spitzenklasse. Sie arbeiten mit Leidenschaft an einem natürlichen Material, das immer beliebter wird. Es ist gigantisch, zu beobachten, was aus einem gewachsenen Baum werden kann. Vorausgesetzt, das Brett trifft auf geschickte Hände. Und diese geschickten Hände haben Sie, das haben Sie hier und heute bewiesen. Ihr Beruf zeichnet zudem die vielgepriesene Nachhaltigkeit aus. Ihr Rohstoff ist selbstproduzierend, wenn man Forstwirtschaft vernünftig betreibt. In den letzten Jahren und Monaten haben Sie viel erreicht. Nun gilt es für Sie, nach vorne zu blicken. Das Rüstzeug hierfür haben Sie sich hart erarbeitet. Nun kommt es auf Sie und ein bisschen auch auf das Glück an, was daraus geschehen kann. Ich und der gesamte Magistrat der Stadt Fulda wünsche Ihnen allzeit gute Ideen und ausreichend Aufträge und loyale Kunden, die Ihre Arbeit zu schätzen und dementsprechend zu entlohnen wissen. Wir wünschen Ihnen möglichst wenig Bürokratie, denn Sie sind Handwerker und keine Buchhalter. Zum Schluss wünsche Ihnen persönlich alles erdenklich Gute für Ihren weiteren Berufsweg und, dass Sie irgendwann mit allen acht Fingern und beiden Daumen in Rente gehen und dann immer noch behaupten können: Ich hatte einen tollen Beruf!“

Von Seite der Geschäftsleitung gratulierte abschließend des offiziellen Teils der Veranstaltung die Geschäftsführerin des BBZ Mitte, Dr. rer. nat. Schadi Amiri, den Schreinermeistern zu ihrer bestandenen Prüfung und zu ihrem erworbenen Titel. Ihr besonderer Dank galt neben dem Dozententeam des BBZ den Geschäftspartnern und Ausbildungsbeatrieben sowie Sponsoren und Förderern. Ein besonderer Dank galt auch den Familien der Teilnehmer für ihre Loyalität während der stressigen Prüfungsphase. +++ jessica auth

Sie können uns jederzeit Leserbriefe zukommen lassen.

Diskutieren kann man auf Twitter oder Facebook

Hier können Sie sich für den fuldainfo Newsletter anmelden. Dieser erscheint täglich und hält Sie über alles Wichtige, was passiert auf dem Laufenden. Sie können den Newsletter jederzeit wieder abbestellen. Auch ist es möglich, nur den Newsletter „Klartext mit Radtke“ zu bestellen.

Newsletter bestellen