BASF-Vorstandschef: Keine Gas-Lieferengpässe im Winter zu erwarten

"Von den Chinesen können wir lernen"

BASF Ludwigshafen

Der BASF-Vorstandsvorsitzende Martin Brudermüller hat das staatliche russische Energieunternehmen Gazprom als verlässlich gelobt. „Auch in diesem Winter müssen wir nicht mit Gasengpässen rechnen“, sagte Brudermüller den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Gazprom ist seit 30 Jahren ein absolut verlässlicher Geschäftspartner. Wenn es bei uns schnell kalt wurde und wir mehr Gas brauchten, war Gazprom das einzige Unternehmen, das schnell die Ventile öffnete, damit genügend Gas nach Deutschland kam.“ BASF fördert mit seiner Tochter Wintershall gemeinsam mit dem Unternehmen Gazprom Gas in Russland. Auch für den Klimaschutz hält der BASF-Vorstandsvorsitzende Gas für einen wichtigen Energieträger: „Mehr Einsatz von Gas wäre ebenfalls sehr hilfreich, da es unter den fossilen Energien am wenigsten CO2 erzeugt.“

„Von den Chinesen können wir lernen“

Der BASF-Vorstandsvorsitzende Martin Brudermüller hat Deutschland empfohlen, sich stärker an China zu orientieren. „Wir sind in Deutschland bei vielen Dingen gut im Reden, aber nicht im Handeln. Es fehlt auch an langfristigen Ideen, die die gesamte Gesellschaft nach vorne bringen“, sagte Brudermüller den Zeitungen weiter. „Wir bleiben hier unter unseren Möglichkeiten. Von den Chinesen können wir lernen, wie man sich langfristig strategisch positioniert und die Ziele mit voller Kraft verfolgt.“ Brudermüller forderte langfristige Strategien für Ausbildung, Forschung und Innovation: „Die Infrastruktur muss verbessert werden. Wir brauchen mehr Dynamik bei Glasfasern, 5G oder Künstlicher Intelligenz.“ Zugleich erhöhte er den Druck auf die Bundesregierung, ein Zuwanderungsgesetz zu beschließen. „Ein Fachkräftezuwanderungsgesetz wäre nicht nur wünschenswert, sondern ist dringend notwendig, damit wir unser Wachstum nicht durch Arbeitskräftemangel ausbremsen“, sagte Brudermüller. Dies machten andere Länder wie die USA oder Australien bereits erfolgreich vor. Der BASF-Vorstandsvorsitzende sprach sich zudem für ein starkes Europa als Gegengewicht zu den USA und China aus. „Die Welt ordnet sich gerade neu – und zwar zwischen China und den USA. Im Kräftemessen dieser beiden Machtblöcke braucht die Welt dringend einen Antipoden, und das wäre ein starkes Europa“, sagte Brudermüller den Funke-Zeitungen. Staaten hätten heute im Alleingang keine Chancen mehr. Als Vorstandschef und Bürger treibe ihn persönlich die große Sorge um, dass Europa zu zerfallen drohe. „Wir bräuchten aber genau das Gegenteil“, mahnte der BASF-Vorstandsvorsitzende. Doch die Europäer stellten derzeit mehr ihre Unterschiede statt das Verbindende heraus. „Wir müssten aber mit einer starken europäischen Stimme sprechen – und die haben wir zur Zeit nicht.“ Deshalb appellierte Brudermüller an die Politik: „Kümmert euch um Europa .“ Europa sollte sich auch trotz der zahlreichen Handelskonflikte in seinen Wirtschaftsbeziehungen breit aufstellen. „Wir sollten uns als Europäer nicht nur auf eine Seite stellen, sondern mit allen Ländern und Wirtschaftsräumen Beziehungen so gestalten, um das für unsere Interessen Beste herauszuholen.“ Die Realwirtschaft mache nicht an Grenzen halt, sondern suche sich die besten Partner. Auch Russland in die G8 zurück zu holen, wäre ein wichtiges Ziel.

BASF-Chef fordert schnelle Lösung gegen Plastikmüll im Meer

BASF-Chef Martin Brudermüller führt den massenhaften Plastikmüll im Meer vor allem auf falsches Verhalten von Menschen zurück. „Das Problem muss schnell gelöst werden. Es handelt sich jedoch vor allem um ein Fehlverhalten derjenigen, die ihren Müll achtlos wegwerfen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Funke-Mediengruppe. „Die Lösung des Problems hat viel mit gesellschaftlicher Verantwortung und der Erziehung zum Mülltrennen und Recyceln zu tun.“ Kunststoff sei an sich ein hervorragendes Material. Es habe viele Vorteile und sei aus dem Leben kaum wegzudenken. BASF als großer Hersteller von Kunststoffen hält eine fast vollständige Wiederverwertung von Plastik im Verbrauchsgüterbereich für möglich. „Wir verfolgen mit ChemCycling ein Verfahren, bei dem Plastikmüll zu Öl verarbeitet und daraus wieder neuer Kunststoff wird“, sagte Brudermüller. Aus dem recycelten Kunststoff könnten neue Produkte wie Kleidung oder Bauteile hergestellt werden. „Und dies ohne Einbußen von Qualität“, sagte der Vorstandsvorsitzende. Nachhaltigkeit und Klimawandel spielen bei der Entwicklung neuer Materialien in der Chemieindustrie eine immer größere Rolle. „Immer mehr Kunden bitten uns um Mithilfe, ihre Produkte nachhaltiger zu machen“, sagte Brudermüller. „Unsere Produkte helfen schon heute, Kohlendioxid einzusparen.“ BASF entwickele bereits moderne Batterien für die Elektromobilität und sorge für leichtere Materialien beim Fahrzeugbau, was Treibstoff einspare. Grundsätzlich reiche nicht ein Schritt, um den Klimakiller Kohlendioxid (CO2) zu reduzieren. „Wir müssen an vielen Ecken ansetzen. Dazu zählt nicht nur die Industrie, sondern auch der Verkehr sowie Heizen und Klimaanlagen, die allein rund ein Drittel des CO2-Ausstoßes verursachen.“ +++