Der Rhöner Charme und die Berufsakademie (BA) Fulda gehen erstmals gemeinsame Wege zur Fachkräftegewinnung und -sicherung. Der Fachkräftemangel betrifft nahezu alle Branchen. In der Region ist dieser vor allem im Gastgewerbe spürbar. Die Berufsakademie (BA) Fulda unter dem Dach des Privaten Bildungsunternehmens „Dr. Jordan“, dessen Bestreben seit ihrer Gründung im Jahr 2007 es ist, einen eklatanten Beitrag zur Fachkräftesicherung in der Region zu leisten, hat die Mitgliedsbetriebe des Vereins „Rhöner Charme“ für den Dualen Studiengang „Mittelstandsmanagement“ (B.A.) offiziell als Kooperationspartner anerkannt. Vier der rund 40 Rhöner Charme-Mitgliedsbetriebe haben mit dem Landhaus Kehl (Tann – Lahrbach), dem Fuldaer Haus (Poppenhausen Wasserkuppe), dem Tagungshotel Platzhirsch (Fulda) und Nelles Catering (Eichenzell) heute im Bildungsunternehmen „Dr. Jordan“ in Fulda mit Studienleiter Staatssekretär und Bürgermeister wie Schuldezernent a.D. Professor Dr. Wolfgang Dippel und Studienkoordinatorin und BA-Alumni Franziska Jordan über ihre Beweggründe zur Kooperation – aber auch die großen Herausforderungen, vor denen nicht nur familiengeführte Betriebe stehen, gesprochen.
Das Landhaus Kehl im beschaulichen Tann – Lahrbach, geführt von den Gastronomen Dieter und Benjamin Kehl, ist in der Region Osthessen vermutlich jedem ein Begriff. Lange Zeit stand Dieter Kehl der Rhöner Wirtevereinigung „Rhöner Charme“ dem Vorstand als Vorsitzender vor. Er gilt als Begründer und Initiator der Initiative und ist heute deren Ehrenvorsitzender. Den Vorsitz hatte Kehl aus Altersgründen schon vor wenigen Jahren an den Gastronomen des Fuldaer Hauses, Andreas Rau, und seinen Sohn Benjamin abgegeben. Die beiden Rhöner Familienbetriebe, die im vergangenen Jahr zusammen mit weiteren Rhöner Charme-Mitgliedsbetrieben auf ihre 30-jährige Vereinsgeschichte zurücksahen, sind erstmals in den Corona-Jahren als Verordnungen und Regularien den Betrieb erschwerten, so richtig an ihre Grenzen gestoßen. Anders als beim „Fuldaer Haus“, das mitten auf der Poppenhausener „Kunstmeile“ inmitten eines Wander- und Ausflugseldorados liegt und daher besonders gern von Wanderern, Walkern und Bikern angesteuert wird, hat das Landhaus Kehl, das nicht nur Gaststube, sondern auch ein Hotel mit Wellness- und Fitnessbereich bereithält, einen wiederum anderen Charakter und ist nicht selten Ziel von Busreiseveranstaltern. Beide Betriebe wissen, was es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen; Verantwortung für die eigene Familie, die im Betrieb mitarbeitet, aber auch für ihr Personal, das seit vielen Jahren mit an Bord ist und zu dem die Gastronomen ein freundschaftliches Verhältnis hegen.
Ein wesentlich anderer Charakter hat hingegen ein Tagungshotel wie das „Tagungshotel Platzhirsch“ im Zentrum der Fuldaer Innenstadt, das insbesondere zu Kongresszeiten und Hochzeiten von Veranstaltungsformaten ausgebucht ist. Das Hotel verfügt außerdem über ein Restaurant und eine Bar, die auch von Einheimischen, vor allem am Wochenende sehr gut angenommen wird. Um einen einwandfreien Hotel- und Tagungsbetrieb zu gewährleisten, muss alles stimmen: Planung, Konzeption und Durchführung. Ein gutes Team im Hintergrund, eine gute Manpower ist hier das A und O, weiß Hoteldirektor Dirk Schüttrumpf. Auf beides kann er zählen.
Wiederum andere Herausforderungen als Hotel- und familiengeführte Betriebe, haben Catering-Unternehmen, die dort sind, wo viele Menschen aufeinandertreffen. Marie-Christine Nelles führt mit ihrem Mann Sven das Catering Unternehmen „Nelles Catering“. Im letzten Jahr waren sie und ihr Mann Hauptcaterer bei der Landesgartenschau in Fulda und auch in diesem Jahr fungieren sie bei den Fuldaer Domplatzkonzerten und den Freiluftveranstaltungen zum 20-jährigen Jubiläum von spotlight musicals, ebenfalls auf dem Fuldaer Domvorplatz, als Hauptcaterer. Um den hier großen Herausforderungen – aber auch dem Kundenanspruch gerecht zu werden, bedarf es wie in einem Tagungshotel einer guten Konzeption und Kalkulation gepaart mit körperlicher Ausdauer. Dinge, in denen Marie-Christine Nelles und ihr Mann inzwischen geübt sind.
Studienleiter Professor Dr. Wolfgang Dippel, der seit zweit Jahren die Private Berufsakademie Fulda unter dem Dach des Bildungsunternehmens „Dr. Jordan“ leitet, hat in den vergangenen zwei Jahren vielen dual Studierenden zum erfolgreichen Bachelor-Abschluss verholfen. Er weiß um die Anforderungen, die an die jungen ambitionierten Menschen gestellt werden. „Die, die hier bei uns sind, sind das aus voller Überzeugung. Sie wollen lernen und sind bereit auch einiges dafür zu geben“, so der Studienleiter, der der Berufsausbildung auch selbst seinem späteren Studium an der Wirtschafts- und Verwaltungsfachhochschule vorgezogen hatte. Er ist ein großer Befürworter des zweiten Bildungsweges und von dualen Studiengängen. „Ich denke, dass wir als BA einen großen Beitrag in der Region dazu leisten, Fachkräfte zu generieren und auch in der Region zu halten“, ist Dippel überzeugt.
Studienkoordinatorin Franziska Jordan (mit dem Namensgeber des Bildungsunternehmens Prof. Dr. Lothar Jordan nicht verwand oder verschwägert) studierte ebenfalls an der BA Fulda den Studiengang Mittelstandsmanagement und weiß daher, welche Anforderungen an die Studierenden gestellt werden oder wie diese sich fühlen. Franziska Jordan ist die Ansprechpartnerin bei Fragen rund ums Studium. Sie und ihr Team stehen Studienanwärterinnen und -anwärtern von der ersten Minute an unterstützend zur Seite. Überwiegend lägen ihr Bewerbungen von jungen Menschen vor, die noch keine Berufsausbildung abgeschlossen haben.
Marie-Christine Nelles sieht für junge Menschen in der Angebotserweiterung der BA Fulda durch den Rhöner Charme eine große Chance, die vielen unterschiedlichen Facetten im Gastgewerbe sehr gut kennen und schätzen zu lernen. „Wo sonst haben Studierende schon die Möglichkeit in einem Studium in ihrer Heimatregion so unterschiedliche Betriebe zu durchlaufen? Vom bescheidenen familiengeführten touristisch geprägten Betrieb mit Stippvisite in einem Landhotel und von dort aus in ein Tagungshotel und vom Tagungshotel in den Van raus zu den Menschen, die das Leben spüren. Ich finde das ist absolut großartig.“
Dankbar und neugierig zeigten sich heute beim Pressegespräch auch Dieter und Sohn Benjamin Kehl, die den Standpunkt vertreten, dass sich Leistung und Fleiß auszahlen müssen. Gleichwohl sind sie aber auch davon überzeugt, dass man den Fachkräften die Chance zur Leistungsbereitschaft geben muss und sollte. Auch Andreas Rau hieß die Kooperation des Rhöner Charme mit der BA Fulda als sehr sinnstiftend. Er hofft, dass sich mit der Kooperation das für die Berufe im Gastgewerbe eingestaubte Image wieder etwas verbessert und auch in der Gesellschaft wieder mehr Anerkennung erfährt. So groß bei den Gastronomen heute die Vorfreude auf das, was sich in den nächsten Wochen abzeichnen wird, war, so einig sind sie sich darin, dass mit der Kooperation des Rhöner Charme mit der BA Fulda ein Mehrwert für alle Beteiligten geschaffen wird.
Zugangsvoraussetzungen
Die Zugangsvoraussetzungen für das Studium „Mittelstandsmanagement“ (B.A.) sind mit der Allgemeinen Hochschulreife (Abitur) oder der fachgebundenen Hochschulreife (Fachabitur) mit denen einer Hochschule oder Universität gleich. Das Studium aufnehmen dürfen ebenso Personen, die einen mittleren Schulabschluss (Realschule) nachweisen können und zusätzlich über einen qualifizierten Abschluss einer mindestens dreijährigen sowie anerkannten Berufsausbildung (Durchschnittsnote von 2,5 oder besser im Abschlusszeugnis der Berufsausbildung) verfügen. Die Anzahl der zu studierenden Semester beträgt in der Regel 6 Semester (3 Jahre). Am Ende schreiben die Studierenden ihre Bachelor-Thesis. Studienstart ist am 01. Oktober 2024. Bewerbungen sind an den Rhöner Charme zu senden. Fragen zum Studium sind an Franziska Jordan unter 0661 90 27 23 14 oder per Mail unter f.jordan@ba-fulda.de zu richten. +++ ja